Neubiberg:Häckseln gegen den Käfer

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Wegen des Laubholzbockkäfers sollen in Neubiberg Profis mit mobilen Häckslern anrücken. (Foto: Imago)

Die Gemeinde Neubiberg will eine Firma damit beauftragen, Holz aus den Quarantänezonen wegen des Asiatischen Laubholzbocks fachgerecht zu entsorgen

Von Christina Jackson, Neubiberg

Große Teile Neubibergs standen von Mitte September 2014 an unter Quarantäne. Der Grund: Der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB). Händler von Bau- und Verpackungsholz schleppten das Tier aus Ostasien nach Europa und in die USA ein. Es befällt alte Laub- sowie Obstbäume und gehört laut der "Global Invasive Species Database" zu den 100 schädlichsten Käfern in der Landwirtschaft. Für die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Grund genug, die Bedingungen für die Gehölz-Entsorgung 2016 im Freistaat zu verschärfen.

Der freie Transport möglicherweise befallener Hölzer aus der Quarantänezone ist seither untersagt. Sie dürfen nur über spezielle Sammelstellen entsorgt werden. Erst nach einer Begutachtung durch Experten der Landesanstalt erfolgt die Einstufung als Brennholz, das auf dem Grundstück bleiben kann. Baumschnitt aus der Befallszone darf nur in gehäckseltem Zustand entsorgt werden.

Um die Eigentümer zu entlasten und die Ausbreitung des Schädlings durch einen reibungslosen und sicheren Abtransport zu verhindern, will die Gemeinde Neubiberg einen mobilen Häckseldienst anbieten und die Kosten übernehmen. Refinanziert werden kann dies über die bayerische ALB-Soforthilfe. Dazu schrieb das Umweltamt zehn Firmen mit der Bitte um einen Kostenvoranschlag ein. Zwei Betriebe antworteten. Sie veranschlagen 34 sowie 52,50 Euro pro Kubikmeter Material.

Die Notwendigkeit des Angebots veranschaulichte Bürgermeister Günter Heyland von den örtlichen Freien Wählern mit dem Hinweis auf die Erweiterung der Liste möglicher Wirtspflanzen im Jahr 2015. "Die Liste wurde von acht auf 16 Baum- und Straucharten ergänzt." Deshalb gibt es auch in Gebieten, in denen Experten im Jahr 2014 vorsorglich alle damals als gefährdet eingestuften Pflanzen gefällt haben, heute wieder mögliche Wirte für den Käfer. Ein Hinweis, den die Fraktionen im Umweltausschuss sehr ernst nahmen. Sie sprachen sich jetzt einhellig für einen mobilen Häckseldienst aus. Thomas Pardeller von der CSU-Fraktion: "Das ist ein guter Service für die Bürger und erleichtert die Entsorgung der Gehölze." Er erkundigte sich nach dem aktuellen Sachstand und erfuhr von Seiten des Umweltamtes, dass es zwar noch immer Verdachtsfälle gebe, die sich jedoch nicht als tatsächlicher Befall herausgestellt hätten.

Das Thema Laubbockholzkäfer spielte auch beim Antrag der Grünen-Fraktion eine Rolle. Sie wollten alte Bäume im Gemeindegebiet als Naturdenkmäler ausweisen lassen. Dies stellte sich nach Recherchen des Umweltamts im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Laubholzbocks als ausgesprochen kompliziert dar. Die Bewertung der Verwaltung lautet: "Die Unterschutzstellung als Naturdenkmal verhindert nicht per se die Fällung eines Baumes im Zusammenspiel mit ALB-Bekämpfungsmaßnahmen". Gleichzeitig erfordere die Klassifizierung der Pflanzen mit Hilfe eines Baumkatasters erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen, die derzeit nicht zur Verfügung stehen.

Deshalb kam der Umweltausschuss zu dem einhelligen Ergebnis, vorerst von der Etablierung eines Baumkatasters Abstand zu nehmen.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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