Neubiberg:Jubiläum ohne Feier

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Das große Fest zum hundertjährigen Bestehen der Feuerwehr Neubiberg fällt aus, aber die Geschichte bleibt

Von DAniela BOde, Neubiberg

Flammen, ein Wassertropfen, eine Hundert. Am recht neuen Logo der Freiwilligen Feuerwehr Neubiberg sieht man sofort, was für die Wehr in diesem Jahr eigentlich die größte Rolle gespielt hätte: Sie feiert heuer ihr hundertjähriges Bestehen. Und damit auch die vielen Einsätze bei Bränden, Verkehrsunfällen und anderen Situationen, bei denen die Feuerwehr geholfen, vielleicht sogar Leben gerettet hat. Doch nun ist das große Fest, für das seit Anfang 2017 die Vorbereitungen laufen, wegen der Corona-Pandemie und des Verbots von Großveranstaltungen abgesagt. "Es schmerzt, all das ehrenamtliche Engagement und die Vorbereitungen hinter uns zu lassen", sagt Till Hey, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit zum Jubiläum. "Wir sind zutiefst traurig. Nichts haben wir uns mehr gewünscht, als mit Euch, liebe Bürger, die größte Geburtstagsfeier des Jahres zu feiern", sagt er. Ob und wann das Fest nachgefeiert wird, steht nicht fest.

100 Jahre sind eine lange Zeit, da verändert sich freilich einiges. Seinen Lauf nahm alles, als am 21. November 1920 23 Männer die Freiwillige Feuerwehr Neubiberg gründeten. Damals allerdings noch unter dem Dach der Freiwilligen Feuerwehr Unterbiberg als "II. Kompanie der Freiwilligen Feuerwehr Unterbiberg". Ihren eigenen Namen trägt die Neubiberger Wehr seit der Fahnenweihe am 10. Juli 1921. Mit einem Schlauchwagen, einer Druckspritze und einer Leiter von der Feuerwehr Unterbiberg zogen die Kameraden 1924 in das "Feuerhaus", das sie selbst erbaut hatten, am Rathausplatz ein. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die beiden Ortsfeuerwehren wieder zusammengelegt als "Feuerschutzpolizei" und betreuten bombardierte Gebiete im Stadtgebiet München. Nach dem Krieg wurden beide Wehren wieder selbständig. Ein paar Jahre später wurden die amerikanischen Besatzungskräfte zu so etwas wie Heilsbringern. Denn kurz nachdem die Neubiberger Kameraden ihr erstes Löschfahrzeug bekommen hatten, war dieses plötzlich spurlos verschwunden. Die Amerikaner hinterließen den Neubibergern einen Dodge, den diese dann zu ihren Zwecken umbauten.

Die Feuerwehr Neubiberg musste einige Male umziehen. Hier stehen die Fahrzeuge vor dem Feuerwehrhaus am Rathausplatz 1970. (Foto: Feuerwehr Neubiberg)

Seit den Anfängen wuchs natürlich nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Feuerwehr. 1968 entstand das Feuerwehrhaus am Rathausplatz, das unter anderem mehr Platz zum Umziehen bot. 1992 zog die Wehr in das neue Feuerwehrgerätehaus am Floriansanger 1 ein, wo sie auch heute noch sitzt. Dort finden auch die mittlerweile elf Fahrzeuge, darunter ein Löschgruppenfahrzeug, eine Teleskoprettungsbühne und ein First-Responder Platz.

Längst sind es nicht mehr nur 23 Kameraden. Aktuell zählt die Neubiberger Wehr 134 aktive Mitglieder, darunter 28 in der Jugendfeuerwehr. Abgesehen von der recht großen Gruppe an jungen Leuten hat die Neubiberger Feuerwehr auch sonst eine besondere Zusammensetzung: "Unter unseren Mitgliedern sind 30 Bundeswehrstudenten, die dafür sorgen, dass wir tagsüber deutlich stärker sind als andere Feuerwehren im Umkreis", sagt Kommandant Hannes Degen. Zudem kämen sie aus ganz Deutschland. "Das ist eine sehr bunte Truppe", sagt er. Sie alle haben in den vergangenen Jahren geholfen, wo sie konnten. 320 Einsätze verzeichnete die Neubiberger Wehr im Jahr 2019. Während die Kameraden früher vor allem gerufen wurden, um Brände zu löschen, sind es nun auch sehr viele technische Einsätze wie Verkehrsunfälle und Hilfe beim Haustüröffnen, sagt Siegfried Hiltwein. Er ist seit 50 Jahren Mitglied im Verein der Freiwilligen Feuerwehr Neubiberg, war 26 Jahre aktives Mitglied, davon 17 Jahre stellvertretender Kommandant. Er selbst ging damals zur Feuerwehr, weil er am Nachbargrundstück eine Übung beobachtete, an der auch ein Freund teilnahm, und er das spannend fand.

Kommandant Degen erinnert sich an einige größere Einsätze in der Geschichte. 2017 löschte die Feuerwehr mit anderen Feuerwehren aus dem Umkreis einen Brand in einer Wohnung im Nebengebäude des Rathauses. Es ereigneten sich auch tragische Fälle. Da gab es diesen schweren Verkehrsunfall in der Unterführung an der Staatsstraße 2078, bei dem alle vier Insassen im Auto eingeklemmt waren. Am Ende starben drei von ihnen. Riskant für die Kameraden war ein Einsatz Anfang dieses Jahres. Zwei Kinder hatten erlaubte Feuerwerkskörper in einem Carport platziert. Gelagerte Gegenstände fingen Feuer, vier Autos verbrannten. Für die Einsatzkräfte waren die Löscharbeiten heikel, weil sich auch Gasflaschen in der Garage befanden, wie Degen erzählt.

Hier zu sehen ist der umgebaute Dodge, der nach dem Krieg im Einsatz war. (Foto: Feuerwehr Neubiberg)

Im Hinblick auf das abgesagte Fest sind die Feuerwehrleute damit beschäftigt, zu prüfen, inwieweit Geplantes rückabgewickelt werden kann, etwa was Gagen für Bands angeht oder die Eintrittskarten für die Abba-Night. Hey bittet um Geduld. Auch plädiert er dafür, die nun "frei gewordene Jubiläumszeit für unsere Gemeinde zu nutzen". Sei es, indem man zuhause bleibt oder für Risikogruppen einkaufen geht.

© SZ vom 28.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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