Neubiberg:Ein Konzept, das schmeckt

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Helene Nestler unterstützt mit Ehrenamtlichen das Münchner Frauenobdachheim Karla 51, dank "Mammalade". (Foto: Claus Schunk)

Helene Nestler hat viel Erfolg mit ihrer Marmeladenküche. Vom Erlös unterstützt ihr Team eine Münchner Einrichtung

Von Susanne Schröder/EPD, Neubiberg

Dreh- und Angelpunkt der Marmeladenküche ist Helene Nestler. Sie wollte mehrere Gedanken zu einem Projekt bündeln: Menschen auf Sinnsuche eine Beschäftigung geben, Lebensmittel vor der Tonne bewahren und Frauen in Not unterstützen. Der Plan ging auf, weil Nestler eine hervorragende Netzwerkerin ist. Rund 7000 Euro Gewinn hat "Mammalade" im ersten Jahr erwirtschaftet. "Davon unterstützen wir das Frauenobdach ,Karla 51'", sagt sie. Einmal im Monat wird für die 50 Bewohnerinnen gekocht, es werden Windeln, Erstlingsausstattung für Neugeborene sowie Ausflüge wie zuletzt an den Tegernsee finanziert.

Das Marmeladen-Netzwerk hat viele Fäden: Super- und Fruchtmärkte schenken den Köchinnen jeden Freitag reifes Obst, das nicht mehr verkauft werden kann. Ehrenamtliche holen die Ware ab und bringen sie zur evangelischen Corneliuskirche Neubiberg, die ihre Gemeindeküche kostenlos zur Verfügung stellt. Dort entscheidet das sechsköpfige Team, was in einen Topf kommt. "Wir wissen ja vorher nie, was wir bekommen", erklärt Küchenchefin Nestler. Mal liegen im Korb fünf Mangos, zwei Kilo Trauben und ein Pfund Khaki - daraus kreieren die Damen fantasievolle Mischungen. Gut, dass die meisten Kunden experimentierfreudige Frauen sind, denn eins hat Nestler schnell gelernt: "Männer kaufen nur sortenrein." Sozialkaufhäuser der Arbeiterwohlfahrt und eine Nachbarschaftshilfe sind feste Abnehmer für je zwei Euro pro Glas.

Doch auch in den schicken Münchner Familienvierteln Neuhausen und Haidhausen steht "Mammalade" auf dem Frühstückstisch. Und sogar im Kasino der Bayerischen Staatskanzlei gibt's Mammalade: Über eine Schulaktion lernte Helene Nestler den Kantinenchef der Staatskanzlei kennen, der probierte - und orderte prompt. "Und im Dezember waren dann 40 Frauen aus der ,Karla 51' dort zum Weihnachtsessen eingeladen", berichtet die rührige Strippenzieherin stolz. Dass das Projekt so großen Erfolg hat, liege am Gesamtkonzept, meint Nestler. "Es gefällt vielen, dass wir Lebensmittel vorm Wegwerfen bewahren und dass wir mit dem Gewinn Menschen in der Region unterstützen", zählt sie auf. Auch die Solidarität zwischen Frauen sei ein Faktor für den Erfolg. Darüber, dass in ihrem Kochteam neben allein stehenden oder älteren Frauen auch eine junge Syrerin mitmacht, freut sie sich besonders: "Sie lernt bei uns ganz nebenbei Deutsch."

Der Erfolg von Mammalade macht Nestler beinahe Sorgen, denn die Logistik ist jetzt schon am Anschlag. "Was wir bräuchten, wären Ehrenamtliche für einen zweiten Einkochtag - und jemanden für die Führungsrolle, der mich vertreten kann", sagt sie. Sie könnte sich auch vorstellen, das Konzept zu exportieren: "Das funktioniert überall."

© SZ vom 28.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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