Neubiberg:Ein Geschöpf voller Geheimnisse

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Fachleute unter sich: Zweitklässler aus Neubiberg diskutierten ihre Vorstellungen vom Christkind - und malen ihre Wünsche. (Foto: Angelika Bardehle)

Wie sich Kinder das Christkind vorstellen und warum es Wünsche erfüllt

Von Daniela Bode, Neubiberg

Die Menschen glauben schon richtig lang an das Christkind. Im 16. Jahrhundert hat Martin Luther es angeblich als Ersatz für den katholischen Nikolaus erfunden. Jahr für Jahr verzaubert es mit seiner geheimnisvollen Aura an Heiligabend die Kinder. Aber wie sieht es eigentlich aus? Und, wie kommt es in die Wohnzimmer? Rauscht es durch den Kamin? Oder schlüpft es durchs Schlüsselloch? Die Reporterin macht sich auf zu ein paar Zweitklässlern an der Grundschule Neubiberg. Vielleicht wissen sie ja besser Bescheid.

Tim, Nikola, Maximilian, Elvira und Gabi aus der 2a können es kaum erwarten, zu erzählen, wie sie sich das Christkind vorstellen. Für Gabi ist es eine klare Sache. "Das Christkind hat Flügel und ist rot angezogen." Elvira hat da so ihre Zweifel. "So hab' ich es noch nie gesehen", sagt die Siebenjährige. Tim sieht das ähnlich und hat eine Alternative parat. "Ich glaube, es ist durchsichtig und weiß." Er kommt sogar etwas ins Philosophieren, der Heilige Geist sei das Christkind und Jesus habe ihn geschickt. Das passt auch ein wenig zu Maximilians Vorstellung, der davon überzeugt ist, dass das Christkind auch einen "goldenen Ring auf dem Kopf" trägt, also den Heiligenschein.

Gabi lässt sich allerdings nicht abbringen von der Gestalt in Rot und geht noch mehr ins Detail: "Ich glaube, es hat eine rote Mütze mit einem weißen Bommel drauf." Hört sich eher nach Weihnachtsmann an, denkt die Reporterin. Die rote Mütze stellt sich Elvira allerdings auch vor. Vielleicht haben sie ja recht? Vielleicht muss man sich aber gar nicht entscheiden?

Für Elvira jedenfalls sind "Weihnachtsmann und Christkind irgendwie gleich". In Polen, wo sie herkomme, sei das Christkind "groß und ein Mann", erzählt Nikola. Auch sie kann nicht so genau zwischen Christkind und Weihnachtsmann unterscheiden. Tim favorisiert eher die klare Linie: "Nein, ich glaub', Christkind und Engel sind das Gleiche." Das Fazit muss also lauten: Das Christkind hat viele Gestalten.

Nur eines ist in allen Vorstellungen gleich: Es muss richtig viele Geschenke zu all den Kindern transportieren. Unabhängig von seiner Gestalt. Wie macht es das bloß? "Es hat so kleine Mitarbeiter, kleine Zwerge", schießt Elvira wie aus der Pistole hervor. Tim glaubt an eine Art verzauberte Zeit. "Das Christkind verlängert die Nacht", bis es die Gaben unter die Christbäume gelegt hat. Wie es ins Haus kommt, das weiß Gabi ganz genau: "Es ist ein Geist." Maximilian hat eine viel einfachere Erklärung. "Wir lassen da immer das Fenster offen, damit es reinkommen kann."

Sicher sind sich jedenfalls alle fünf, dass sie Geschenke bekommen werden. Ob nun vom Christkind oder vom Weihnachtsmann, ist da einerlei. Die meisten von ihnen haben Wunschzettel geschrieben. Nikola nicht. Sie ist sich sicher, dass das Christkind Gedanken lesen kann. "Meine Mama hat mir gesagt, dass es in unseren Kopf sehen kann und weiß, was wir uns wünschen." Dann hat es sicher gesehen, dass sie sich über Lego-Steine der Serie Friends freuen würde, einen Film von Lego Nexo Knights und die Spiele-Konsole Nintendo 3 DS. Was sich die anderen vier wünschen, kann man auf ihren selbst gemalten Bildern sehen. Gabi hofft, dass die zwei Bücher "Die höchst wundersame Reise zum Ende der Welt" und "Der wilde Räuber Donnerpups" unterm Christbaum liegen werden. Timm wünscht sich einen Kuscheltiger, als Fan vom FC Bayern eine Karte für ein Spiel der Münchner gegen den VfL Wolfsburg und einen Hubschrauber von Lego Technik. Maximilian hat in vielen kleinen Details ein Fahrzeug namens "Clone Turbo Tank" von Lego Star Wars auf sein Wünsche-Bild gemalt. Elvira würde sich über eine Apple Watch freuen. Neben die Uhr hat sie einen Weihnachtsmann und ein Rentier gemalt.

All die fantasievollen Vorstellungen vom Christkind und vom Weihnachtsmann bereichern die Traumwelt der Kinder. Wie schön, dass auch die fünf Grundschüler an den Zauber glauben. Nur Gabi kommen plötzlich Zweifel und man sieht, wie es in ihrem Kopf arbeitet: "Also ich glaube, dass es den Weihnachtsmann und das Christkind nicht gibt", sagt sie. "Ich glaube, dass die Eltern das alles machen." Diese Ansicht bleibt aber nicht lange unkommentiert stehen.

Maximilian bricht eine Lanze fürs Christkind, dass man überzeugter gar nicht sein könnte: "Das kann nicht sein! An Weihnachten bei Oma Rosi und Opa Werner sind immer alle beisammen. Wie hätte da einer die Geschenke unter den Baum legen können?"

© SZ vom 24.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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