Neubiberg:Ärger in der Quarantänezone

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Der Laubholzbockkäfer bereitet den Anwohnern weiter Sorgen

Von Sarah Obertreis, München

"Wäre unser Ökosystem nicht in der Lage, mit dem Asiatischen Laubholzbockkäfer fertig zu werden? Die Natur ist in vielen Dingen doch sehr erfinderisch", erkundigt sich ein Mann, auf dessen Gesicht sich das Unverständnis der anderen Zuhörer spiegelt. Peter Nawroth, Leiter des Instituts für Pflanzenschutz der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), gerät zunehmend in die Defensive. "In China befällt der Asiatische Laubholzbockkäfer jährlich 600 000 Hektar", sagt er ausweichend und fügt hinzu, dass die LfL schließlich den EU-Durchführungsbeschluss von Juni vergangenen Jahres befolgen müsse, auf dem die Bekämpfungsmaßnahmen beruhen.

Jene Bekämpfungsmaßnahmen sind der Grund für die Frustration der Bewohner der Messestadt, in Riem und Waldtrudering, die zum Informationsabend der LfL über den Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) gekommen sind. Der ALB reiste wahrscheinlich in einer Containerlieferung chinesischen Granits in den Landkreis München ein. Das Insekt bohrt mit seinen kräftigen Kiefern circa ein Zentimeter dicke Gänge in die Stämme von Laubhölzern, die ihm als Nahrungsquelle und Eiablage dienen.

Oft sind die Bäume hinterher so geschädigt, dass sie absterben. Dann sucht sich der Wirt einen neuen Baum. So breitet er sich aus. Zu den so genannten spezifizierten Pflanzen gehören Ahorn, Birke, Linde, Ulme, Esche, Haselnuss, Pappel, Rosskastanie, Mehlbeere, Weide, Buche, Platane, Blasenesche, Erle, Hainbuche und der Kuchen- oder Katsurabaum. Diese 16 Baumarten zählen zu den 29 Wirtspflanzen, in denen der Laubholzbockkäfer sich vorübergehend oder dauerhaft einnisten kann.

Die an diesem Abend anwesenden Bürger befinden sich in einer Quarantänezone, welche die LfL erstmals im Jahr 2012 eingerichtet hat, als der Käfer in Feldkirchen Bäume befallen hatte. Im Januar 2016 musste die Quarantänezone ausgeweitet werden, denn auch in der Gemeinde Haar und im Riemer Wald hatte sich der Käfer breit gemacht.

Die Quarantänezonen selbst sind in Befalls- und Pufferzone unterteilt. In der Befallszone werden in einem 100 Meter Radius um den betroffenen Baum alle weiteren spezifizierten Pflanzenarten gefällt. Auch in der Pufferzone, die in einem Radius von 2000 Metern um die Befallszone verläuft, müssen Grundstückbesitzer strenge Auflagen erfüllen. Das Transportieren und Entsorgen der 16 spezifizierten Pflanzen ist ohne behördliche Genehmigung verboten.

Für die Bewohner der Quarantänezone in Neubiberg findet am Mittwoch, 13. April, von 19 Uhr an eine Informationsveranstaltung in der Gaststätte Leiberheim am Nixenweg 9 statt.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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