Namensvetter des einstigen Ministerpräsidenten:Was Franz Josef Strauß will

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Zu seiner Geburt hat Franz Josef Strauß aus Aying eine Silbermünze vom damaligen Landesvater geschenkt bekommen. (Foto: Tamara Pohl)

Der 32-Jährige aus Aying kann sich nach der Landtagswahl eine Koalition mit den Grünen vorstellen. Sein Herz gehört der CSU - für sie will er 2020 in den Gemeinderat

Interview von Ana Maria Michel, Aying

Der Namensvetter des einstigen bayerischen Ministerpräsidenten ist 32 Jahre alt und lebt in Aying. Natürlich ist er bei der CSU. Wobei: So klar war das nicht immer. Um die CSU steht es ein paar Tage vor der Landtagswahl schlecht. Auf nur noch 33 Prozent kommt die Partei der jüngsten Umfrage zufolge, da hat auch das Beten am Grab des altehrwürdigen Franz Josef Strauß nichts geholfen. Was der wohl zum Zustand der CSU sagen würde? Ein Gespräch mit seinem sehr viel jüngeren Namensvetter.

SZ: Es gibt in Bayern nicht viele wie Sie: Nur wenige Menschen heißen wie Ministerpräsidenten der letzten Jahre. Namen wie Edmund Stoiber, Horst Seehofer oder auch Markus Söder scheinen recht einzigartig zu sein. Wie erklären Sie sich das?

Franz Josef Strauß: Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie alle noch leben. Und Markus Söder ist ja gerade erst Ministerpräsident geworden. Warten wir mal ab, ob es nicht in einigen Jahren doch ein paar Markus Söders oder Horst Seehofers gibt. Der Name muss aber auch passen. Wenn jemand so heißt und nicht schlagkräftig ist oder nicht in die Öffentlichkeit möchte, ist das nicht so gut.

Was haben Ihre Eltern sich dabei gedacht, Sie Franz Josef Strauß zu nennen?

Mein Vater hieß Josef Strauß, der Name meiner Mutter ist Maria Strauß. Sie dachten: "Irgendwie fehlt uns noch ein Franz Josef Strauß in der Familie." Das hatte gar nicht unbedingt politische Gründe, wobei Strauß damals recht bekannt und beliebt war. Bald hat sich auch die Bild bei uns gemeldet, ich war bereits 1986 als Neugeborener in der Zeitung. Zu meiner Geburt habe ich sogar Post von Strauß bekommen, der mir eine Silbermünze mit seinem Konterfei geschickt hat. Er war auch zu meiner Taufe eingeladen, aber er war damals leider in Russland.

Gibt es Ärger mit dem Namen? Oder eher Fans?

In der Grundschule war es eher ein Nachteil, Franz Josef Strauß zu heißen. Der Lehrer konnte sich meinen Namen viel besser merken als die der anderen Kinder. Deshalb bin ich häufig drangekommen, obwohl ich mich nicht gemeldet hatte. Das war unangenehm, weil ich damals recht schüchtern war. Heute gefällt mir mein Name ganz gut, er ist auf jeden Fall etwas Besonderes und ich profitiere davon. Allerdings bin ich auch heute nicht unbedingt jemand, der besonders gerne im Rampenlicht steht.

Als ruhiger Typ war der Ministerpräsident Strauß nicht unbedingt bekannt. Berühmt ist unter anderem seine Rhetorik. Verbindet Strauß und Sie abgesehen vom Namen noch mehr?

Wir sind über 18 oder 19 Ecken verwandt, aber das ist kaum erwähnenswert. Ich bin relativ sportlich und schlank, Strauß war eher stämmig und hatte keinen Hals.

Gut, das sind Äußerlichkeiten, aber Sie sind doch auch politisch aktiv. 2014 sind Sie in Aying bei der Kommunalwahl auf Listenplatz neun für die CSU angetreten. Wie ist es danach für Sie weitergegangen?

Leider bin ich damals nicht in den Gemeinderat gekommen, aber 2020 will ich mich wieder aufstellen lassen.

Wieder für die CSU? Bevor Sie in die Partei eintraten, waren Sie immerhin sechs Jahre lang bei den Freien Wählern.

Meiner Meinung nach sollte man die Kommunalwahl eigentlich parteifrei gestalten, denn es ist eine persönliche Wahl, bei der es um meine persönliche Meinung geht. Ich war noch relativ jung, als ich von den Freien Wählern gefragt wurde. Irgendwann bin ich aber auf die CSU gestoßen - auch wegen meines Namens.

Sind Sie nur wegen des Namens in der CSU? Was verbindet Sie politisch mit der Partei?

Wir sind ja in Bayern doch sehr CSU-geprägt. Da stellt sich für mich eigentlich gar nicht mehr die Frage, ob ich in einer anderen Partei sein möchte. Dass ich in die CSU gehöre, ist für mich ganz klar. Auch unabhängig davon, was aktuell in der Politik passiert. Für mich gibt es da keine Alternative mehr. Nachdem ich meinen Antrag für den Eintritt in die CSU abgeschickt hatte, kam allerdings erst mal ein Anruf von weit oben. Ich wurde gefragt, ob das eine Verarschung sei.

Überlegen Sie sich manchmal, wie es wäre, Ministerpräsident zu sein?

Man hat mit meinem Namen schon ein paar Pluspunkte. Viele haben zu mir gemeint, dass ich mich doch gleich als Bürgermeisterkandidat aufstellen lassen soll. Ich würde jedoch gerne in den Gemeinderat kommen. In sechs Jahren kann sich familiär und privat viel verändern. Aber wenn alles passen sollte, könnte ich mir vorstellen, weiter aufzusteigen.

Was sind Ihre politischen Ziele?

Die Entwicklung im Landkreis München ist mir sehr wichtig. Hier wird im Moment alles zugebaut und es gibt viel Zuzug. Ich finde es zum Beispiel schön, dass man sich hier in Aying auf der Straße grüßt. Viele Zugezogene kennen das nicht und reden einen dann teilweise blöd an. Mir ist es sehr wichtig, dass die Gemeinde ein Dorf bleibt.

Ihr Stimmkreis München-Land Süd ist bei der Landtagswahl ziemlich interessant, immerhin ist es unter anderem der von SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen. Unterstützen Sie die CSU im Wahlkampf?

Der Ortsverband Aying-Helfendorf macht im Wahlkampf viel. Ich selbst halte mich zurück, weil ich im Moment zu Hause eine Baustelle habe. Meiner Familie gehört das älteste Haus in Aying und wir sind gerade dabei, es zu sanieren.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ist ein großer Fan von Franz Josef Strauß. Er hatte in seinem Jugendzimmer ein Poster von ihm hängen und sagt selbst, er sei nur wegen Strauß in die CSU eingetreten. Können Sie sich vorstellen, was Söder so sehr an Strauß fasziniert?

Markus Söder kenne ich persönlich leider nicht so gut. Ich selbst habe von Strauß natürlich nicht viel mitbekommen, denn ich bin 1986 geboren, er ist 1988 gestorben. Ich finde aber, dass Strauß für die damalige Zeit Einzigartiges geleistet hat. Er hat Bayern nach dem Krieg wieder zum Aufschwung verholfen, war ein großer Europapolitiker. Auch für die Wiedervereinigung hat er viel getan. Was mir besonders gefällt, ist, dass er meistens das gesagt hat, was er auch gedacht hat. Das ist für mich etwas typisch Bayerisches und so einer bin ich eigentlich auch. Das ist dann vielleicht doch eine Gemeinsamkeit. Strauß hat nicht drumherum oder hintenherum gesprochen, sondern Klartext geredet - auch wenn das bedeutet hat, mal die Sau rauszulassen.

Und welche Poster hingen in Ihrem Jugendzimmer?

Ich war früher eher ein Fußballfan. Die politische Seite habe ich erst mit 18 Jahren so richtig wahrgenommen.

Die Zeit der Alleinregierung ist vorbei. Was erwartet die CSU nach dem 14. Oktober?

Ich hoffe, dass die CSU an der Spitze bleibt. Denn egal, was die AfD verspricht: Es wäre für Bayern sehr dramatisch, wenn diese Partei viele Stimmen bekommen würde. Ich würde eine Koalition zwischen der CSU und den Grünen befürworten. In der Politik wird im Moment teilweise ein richtiges Kasperltheater aufgeführt. Wir müssen das Bestmögliche für uns in Bayern und Deutschland tun und dabei bringt es nichts, nur herumzustreiten.

Und was macht Franz Josef Strauß, wenn er nicht gerade an seiner politischen Karriere arbeitet?

Ich arbeite bei der Gemeinde Aying am Bauhof. Wir machen alles, was so anfällt: Winterdienst, Grünflächenpflege, Hausmeisterservice. Nebenbei habe ich ein kleines Unternehmen, mit dem ich Forstarbeiten und andere Dienstleistungen für Landwirte anbiete. Ich engagiere mich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr und bin im Schützenverein.

© SZ vom 09.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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