Nahversorgung:Hässliches Entlein

Lesezeit: 2 min

Das Einkaufszentrum im Unterhachinger Ortsteil Fasanenpark verfällt zunehmend. Dabei funktioniert es nach Meinung der Grünen eigentlich

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Vielleicht waren manche Unterhachinger einst sogar mal stolz darauf, einen echten "Flatz" auf einem ihrer Plätze stehen zu haben. "Die Ente und das Tor" nannte der österreichische Künstler 1997 sein Werk im Fasanenpark-Einkaufszentrum (FEZ). Es ist nicht bekannt, wann genau die Architekturhistorikerin Turit Fröbe im FEZ vorbeigeschaut hat, um diese riesige gelbe Ente und die großen bunten Bauklötzchen von Wolfgang Flatz in ihr Buch "Die Kunst der Bausünde" aufzunehmen. Tatsache aber ist: Die Farbe ist abgeblättert, die Ente hat Löcher und das Einkaufszentrum inmitten des großen Ortsteils Fasanenpark ist in keinem wirklich guten Zustand.

Dabei könnte alles so schön sein, finden die Grünen im Unterhachinger Gemeinderat. Immerhin sind die Unternehmen im FEZ als Nahversorger für fast 10 000 Einwohner in den umliegenden Straßen da. Es gibt unter anderem einen Discounter, ein medizinisches Zentrum, Friseur, Schreibwaren und Gastronomie. All das sei zu Fuß und mit dem Fahrrad erreichbar, so die Grünen. Aber seine Anziehungskraft hat das FEZ längst verloren.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Grünen den Zustand des kleinen Einkaufszentrums im Norden der Gemeinde thematisieren. Vor drei Jahren hatte die jetzige Fraktionssprecherin Eva Karbaumer schon einmal auf Missstände im FEZ hingewiesen, auf Leerstände und auch auf die gammelige Ente. Die Gemeinde hat damals das Tier wieder schön gelb angestrichen, mehr konnte sie nicht tun. Denn das FEZ gehörte damals der MEAG München Ergo Assetmanagement GMbH, Vermögensmanagern der München Re und der Ergo Group. Mittlerweile gibt es einen neuen Eigentümer, die Union Investment. Besser ist es damit offenbar nicht geworden. Das zumindest wurde bei einem Unternehmer-Gespräch der Unterhachinger Grünen mit den Geschäftsleuten aus dem FEZ deutlich, an dem auch CSU-Gemeinderat Franz Felzmann teilnahm. Die Kommunalpolitiker haben sich vorgenommen, dem Zentrum seine frühere Attraktivität zurückzugeben.

Bei einer Videokonferenz hätten die Kaufleute, ein Arzt und ein Therapeut von ihrer schwierigen Situation berichtet, teilen die Grünen mit. Es gebe seit Jahren keine korrekten planungssicheren Mietverträge. Die Mehrzahl der Unternehmen wolle sogar in der Pandemie-Zeit investieren und erweitern. Doch dringende Wünsche nach Erweiterungen oder Anpassungen von Mietflächen würden abgewiesen oder ignoriert. Dabei stehe der ehemalige Schlecker-Markt seit 2012 leer. Defekte Leuchten und Möblierungen würden nicht mehr repariert, die verwitterte gelbe Ente sei ein unschönes Aushängeschild für das Zentrum.

Die Apothekerin berichtet von beklemmenden nächtlichen Notdiensten im dunklen Innenhof. Im Winter rechnen alle wieder mit gefährlichen Vereisungen auf den Fußwegen. "Man sieht dem FEZ die Vernachlässigung deutlich an. Und dabei wäre ein weiterer Verlust von Gewerben eine Katastrophe für die vielen, auch älteren Mitbürger in unserem bevölkerungsreichen Ortsteil", warnt die Grünen-Gemeinderätin Claudia Töpfer.

CSU-Gemeinderat Felzmann war laut Mitteilung der Grünen vom Ausmaß der Mängel überrascht und brachte sogar eine Mietminderung durch die Kaufleute ins Spiel. Das FEZ sei einmal ein hoch erfolgreiches Zentrum gewesen, noch immer essenziell wichtig für Tausende von Anwohnern, wird er in der Mitteilung zitiert. Auch er forderte beherztes und partnerschaftliches Handeln. "Wir unterstützen gute Vorschläge gern politisch, aber dazu brauchen wir auch den Willen der Eigentümerin", so Felzman. Auch über eine bauliche Anpassung der Flächen könne man reden, wenn es dem FEZ diene.

Geschäftsleute und Gemeinderäte verständigten sich schließlich darauf, auf einen gemeinsamen Termin mit den neuen Eingentürmern zu dringen, damit Defekte sofort behoben und wachsende Unternehmen mit zusätzlichen Flächen versorgt werden können. Grünen-Gemeinderat Emil Salzeder will dabei die Vermittlerrolle übernehmen.

© SZ vom 10.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: