Nahverkehr:Ohmsches Gesetz

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Garching stimmt Elektrobus gegen Widerstand zu

Von Gudrun Passarge, Garching

Umstrittene Entscheidung: Gegen neun Stimmen hat sich der Garchinger Stadtrat jetzt doch bereit erklärt, einer Elektrobus-Linie und den damit verbundenen Kosten zuzustimmen. Garchings Linie 290 wäre eine von vier geplanten im Landkreis. Unterföhring hat bereits beschlossen, von Dezember an einen Pilotbus fahren zu lassen. Außerdem ist vorgesehen, die Linien 225 in Taufkirchen, 227 in Oberhaching und 261 von Fürstenried nach Neuried umzurüsten. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) begrüßt das Projekt: "Es ist gut, wenn man Lärm und Feinstaub vermeiden kann in Wohngebieten."

Knackpunkte in der Diskussion waren die Kosten und die Auswahl der Buslinie. Nach Informationen des Rathauses müsste die Stadt mit circa 250 000 Euro rechnen. So viel würde die Errichtung der Ladeinfrastruktur am U-Bahnhof Hochbrück kosten. Voraussichtlich soll sie bis 2023 stehen. Danach würden jährlich etwa 8000 Euro für einen Vollservicevertrag fällig. Florian Baierl, Sprecher der Unabhängigen Garchinger, rechnete vor, dass für die Umstellung des Busbetriebs von Diesel auf Elektroantrieb insgesamt etwa 5,1 Millionen Euro fällig werden, den Rest der Summe übernimmt der Landkreis. "Für den Steuerzahler ist mir das zu viel." Er plädierte stattdessen dafür, auf der Linie 290, die nicht zu den bestausgelasteten in Garching zähle, kleinere Busse einzusetzen.

Bastian Dombret (FDP) warf zusätzlich noch die Frage auf, wie viele E-Busse auf der Linie eingesetzt werden sollen und was passiere, wenn ein Bus liegen bleibe. "Für den Umweltschutz wäre eine andere Linie besser", sagte er, weil dort mehr Fahrgäste transportiert würden. Gegen den Antrag stimmte auch Zweiter Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching). Er fragte sich, ob die Umstellung einer Buslinie "verhältnismäßig ist für Garching". Schließlich führen hier viele Lastwagen durch die Straße, die erheblichen Feinstaub ausstießen. "Bis zu fünf Millionen, dafür ist mir das Geld zu schade", betonte auch er, fügte aber hinzu, er sei grundsätzlich für Elektro-Mobilität.

Auch die Frage nach Wasserstoffantrieben wurde gestellt. Grünen-Fraktionssprecher Hans Peter Adolf klärte darüber auf, dass diese Diskussion auch schon im Kreistag geführt wurde. Es gebe aber momentan keine Firmen, die Busse mit Brennstoffzellen liefern könnten. Es sei aber sicher möglich, kleinere Busse in die Ausschreibung aufzunehmen, was auch Ulrike Haerendel (SPD) unterstützte.

Thematisiert wurde auch die Frage, wer den Strom zum Aufladen zahlt, wobei einige Stadträte vermuteten, dass der MVV für die Kosten aufkommt. Harald Grünwald und Götz Braun (SPD) erklärten, sie wüssten nicht genau, wie die Planung aussehe, und wünschten sich noch mehr Aufklärung. Bürgermeister Gruchmann schloss das nicht aus, sagte aber: Es gehe jetzt darum, "ein Signal zu setzen". Die Mehrheit im Stadtrat stimmte schließlich mit Ja. Dagegen votierten die Unabhängigen Garchinger (drei Stimmen), Bastian Dombret, Alfons Kraft und Armin Scholz (Bürger für Garching), Jochen Karl (SPD), Salvatore Disanto und Josef Kink (CSU).

© SZ vom 29.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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