Nahverkehr:Aus dem Takt

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Verkehrsplaner, Kreisräte und die Gemeinde streiten über eine Fortsetzung der Buslinie 211 von Neubiberg bis Neuperlach

Von Bernhard Lohr, Neubiberg

Eine Fahrleistung von 154 000 Kilometern, drei Niederflurbusse im Einsatz und alles in allem Kosten von 530 000 Euro im Jahr: Das sind die Kennzahlen für nur eine Buslinie im Landkreis München, über deren Ausschreibung der Mobilitätsausschuss des Kreistags jüngst entscheiden sollte. Es ging um die Linie 211 von Putzbrunn nach Unterbiberg, die nach dem Fahrplanwechsel Ende 2019 auf dem Infineon-Werksgelände bis Campeon-West weitergeführt werden soll. Auch wenn es bis dahin noch lange hin ist: Im Ausschuss zeigte sich, wie hart die Kommunen und das Landratsamt um jede Buslinie ringen. Schließlich geht es ja auch um etwas - um die Mobilität der Bürger.

Auch wenn Neubiberg wahrlich nicht ab vom Schuss ist und selbst vor dem Hintergrund, dass der Landkreis viel Geld in den Ausbau der Tangentialverbindungen steckt, Neubiberg sieht sich beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) keineswegs so aufgestellt, wie es sein sollte. Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler Neubiberg) jedenfalls beklagte jüngst im Mobilitätsausschuss des Kreistags, dass die Gemeinde bei der Buslinien-Planung nicht ausreichend eingebunden worden sei und dass die Hoffnung auf Taktverdichtung gerade für die östlichen Gemeindeteile nicht in Erfüllung gehen sollten. Es entspann sich eine rege Debatte.

Das Rathaus erreichten Klagen darüber, dass die Linie 211 nicht in regelmäßigen Takten und auch zu selten verkehrt. Bürger aus dem östlichen Gemeindegebiet sowie auch Besucher und Mitarbeiter der beiden Alten- und Pflegeheime an der Albrecht-Dürer-Straße wünschten sich Verbesserungen, trug Heyland vor. Im Einzugsbereich wohnten etwa 2500 Bürger, für die dringend eine ansprechende Verkehrsanbindung geschaffen werden sollte. Die östliche Hauptstraße zwischen Anzengruberstraße und Schulzstraße sollte enger an S- und U-Bahn angebunden werden. Aus unerfindlichen Gründen seien aber Überlegungen, den 212er Bus ab Waldkolonie komplett durch die östliche Hauptstraße zu führen, verworfen worden. Eine Verbesserung sei also nicht in Sicht.

Und so legte der Bürgermeister und Kreisrat einen eigenen Vorschlag vor, wie der 211er Bus für alle Bürger leicht zu durchschauen zur zentralen Neubiberg-Linie mit regelmäßigen Fahrzeiten ausgebaut werden könnte, die auch große Akzeptanz erlangen würde. Eine Idee dabei: Der Bus soll Neubiberg auch enger an das Verkehrs-Drehkreuz Neuperlach-Süd anbinden. Eine Stichfahrt dorthin sollte unbedingt eingeführt werden, warb Heyland und bekam Rückendeckung von jemandem, der als Neubiberger die Verhältnisse kennt und der bei dieser Gelegenheit auf sein Herzensthema einer Trambahnverlängerung nach Neubiberg hinweisen konnte. FDP-Kreisrat Tobias Thalhammer bezeichnete einen Abstecher nach Neuperlach-Süd als "sehr überlegenswert". Dort ziehe es die Neubiberger hin.

Doch bei den Nahverkehrsplanern im Landratsamt zog das nicht. Die Fahrzeit des Busses würde sich um bis zu zwölf Minuten verlängern. Gerade auch die Idee, man könnte dann auf andere Buslinien wie den 199er verzichten, der eine schnelle, direkte Verbindung vom Münchner Michaelibad raus nach Neubiberg zum Infineon-Gelände Campeon-West herstellt, stieß auf Kritik. Der sonst in die Detailplanungen eher nicht eingeweihte Landrat Christoph Göbel (CSU) fand, diese Direktverbindung werde gut angenommen. Das sollte man nicht kaputt machen.

Das Landratsamt zeigte sich dennoch gesprächsbereit. Auch wurden bereits Verbesserungen beim Fahrplankonzept des 211er Busses unterbreitet, wie etwa anstatt des bisherigen 60-Minuten-Taktes Montag bis Samstag zusätzliche Fahrten im Abschnitt von Unterbiberg nach Putzbrunn anzubieten. Ein 20- beziehungsweise 40-Minuten-Takt wäre möglich, was im übrigen weit über die Empfehlung des Nahverkehrsplans hinausgehe, wie es heißt.

© SZ vom 28.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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