Nachwuchsturner aus Unterföhring:Handstand auf der Bühne

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Der 17-jährige Valentin Zapf eifert dem Weltklasseturner Marcel Nguyen nach

Von Stefan Galler, Unterföhring

Der offizielle Teil war längst vorbei, der Abend schon fortgeschritten, da näherte sich Valentin Zapf den beiden Weltmeistern. Er überredete Handballer Dominik Klein (Weltmeister 2007) und Skirennläufer Felix Neureuther (Teamweltmeister 2005) zu einem Selfie und unterhielt sich anschließend prächtig mit den beiden Talentiade-Ehrengästen. Der 17 Jahre alte Turner des TSV Unterföhring genoss die Ehrung offenkundig sehr. Begleitet von seinen Eltern und seinem Trainer Zoltan Csuka machte er zunächst auf der Bühne eine sehr souveräne Figur, anschließend ließ er sich die Leckereien vom Barbecue-Büfett schmecken.

"Eine sehr schöne Veranstaltung, es hat viel Spaß gemacht", sagt Zapf, "ich habe hier viele nette Personen getroffen." Bei der Preisverleihung auf der Bühne legte der junge Mann ganz spontan einen stabilen Handstand hin - übrigens jene Übung mit der er als Vierjähriger einst von seiner Musiklehrerin (!) als Turntalent entdeckt worden war. Felix Neureuther sagte ebenso spontan: "Der könnte hundertprozentig auch einen Salto von der Bühne runter machen." Und legte dem Turner freundschaftlich den Arm über die Schulter. Woraufhin sich Moderator und SZ-Redakteur Johannes Schnitzler schon mal vorsichtshalber nach Ersthelfern umsah: "Ist ein Arzt anwesend?"

Da staunt auch Felix Neureuther: Der Unterföhringer Turner Valentin Zapf zeigt, was er drauf hat. (Foto: Stephan Rumpf)

Doch ein solcher wurde gar nicht gebraucht, weil sich Valentin Zapf den spektakulären Abgang sparte, schließlich ist die Saison für den gebürtigen Aschheimer mittlerweile beendet. Höhepunkt war sein Start bei der Junioren-Weltmeisterschaft im ungarischen Györ. Er belegte dort mit dem deutschen Team im Mehrkampf einen beachtlichen achten Rang. Nun ist erst einmal Urlaub angesagt, wenn auch nur während der ersten beiden Sommerferienwochen. Es geht nach Kanada, dort will er ausspannen und die Natur genießen. "Da werde ich turntechnisch nichts machen, vielleicht ein bisschen laufen, um fit zu bleiben. Und ein bisschen Holz fällen, das macht man doch dort", sagt er schmunzelnd.

Denn das Krafttraining wird auch die erste Vorbereitungsphase auf die kommende Saison bestimmen. In der dritten Ferienwoche geht es ins Jugendsportzentrum Tenero in der Schweiz. Dort stehen Muskelaufbau und Kondition im Mittelpunkt. Die Grundlagen sollen gelegt werden für ein möglichst perfektes Jahr, denn für Valentin Zapf steht 2020 viel auf dem Spiel: Es ist seine letzte Saison als Junior, er will auf direktem Weg die Qualifikation für den Nationalkader der Männer schaffen. "Es wäre der einfachste Weg, viel einfacher, als es sich dann hinterher über Wettkampfergebnisse zu erarbeiten", sagt Zapf.

(Foto: Logo Talentiade)

Dazu muss er bei der Junioren-Europameisterschaft im Frühjahr in Baku/Aserbaidschan unter Beweis stellen, dass er in der Lage ist, auch den Anforderungen der Männer gerecht zu werden. So wie damals in der Unterhaltungsshow "Klein gegen Groß", als er im zarten Alter von neun Jahren in einer Minute mehr Riesenfelgen am Reck hinlegte als der damalige Mehrkampf-Vizeweltmeister Phlipp Boy. Boy gehört zu jener goldenen Generation deutscher Weltklasseturner, der Zapf nacheifern will. Marcel Nguyen, doppelter Silbermedaillengewinner bei Olympia 2012 in London, und Lukas Dauser, Olympiateilnehmer 2016 und ehemaliger SZ-Talentiadepreisträger, sind weitere Vorbilder des Unterföhringers.

Er kennt sie selbstverständlich persönlich, trainiert immer wieder mit ihnen im bayerischen Landesleistungszentrum an der Höglwörther Straße in München-Sendling. "Man schaut ganz genau hin, wenn man mit solchen Sportlern turnen kann. Da kann ich immer noch viel lernen", sagt der Unterföhringer, dessen Lieblingsgeräte Reck und Boden sind, während er am Pauschenpferd noch die größten Probleme hat. "Das ist für viele Turner das Wackelgerät, sozusagen der Schwebebalken der Männer."

Dann hat er noch ein Lob für den Landestrainer Kurt Szillier übrig, der eben auch die Unterhachinger Nguyen, Dauser und den angehenden Spitzenathleten Felix Remuta geformt hat: "Er hat so viele Talente herausgebracht, das geht manchmal ein bisschen unter."

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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