Nachruf:Seelsorger mit Mut und Humor

Gerhard Nörr war von 1981 bis 2001 Pfarrer der evangelischen Thomaskirchengemeinde in Grünwald. Kurz vor seinem 84. Geburtstag ist der Geistliche nun gestorben. (Foto: Claus Schunk)

Der langjährige Grünwalder Pfarrer der evangelischen Thomasgemeinde, Gerhard Nörr, ist kurz vor seinem 84. Geburtstag gestorben. In seiner Zeit in der Thomasgemeinde von 1981 bis 2001 hat Nörr zahlreiche Neuerungen eingeführt, wie er der Süddeutschen Zeitung kurz vor seinem 80. Geburtstag vor vier Jahren erzählte. So etwa geht der Gottesdienst zur Osternacht um 5 Uhr früh auf ihn zurück ebenso wie eine Predigtvorbesprechung, bei welcher 15 Gemeindemitglieder schon hören dürfen, was am Sonntag in der Kirche erzählt wird. Sie können dann Änderungswünsche einbringen.

Nörr war ein humorvoller Mann, wie er seinerzeit beim Interview mit der SZ bewies. So berichtete er von einigen skurrilen Erlebnissen im Laufe seiner Karriere. Etwa davon, wie während seiner Zeit in der Steiermark bei einer Beerdigung ein katholischer Vikar ins Grab fiel oder später in Windsbach, wo er ebenfalls tätig war, ein Seil riss und der Sarg ins Grab polterte. Amüsiert hat er sich auch darüber, dass eines Tages die Zeugen Jehovas bei ihm klingelten und er sie einlud, ins Haus zu kommen, wo er mit ihnen eine lange Diskussion über die Dreieinigkeit führte. Nach einer weiteren Station in Würzburg kam er nach Grünwald. Hier beerdigte er auch Menschen, die nicht in der Kirche waren. Auch daran, wie er den Sohn eines Pornofilmproduzenten bekehrte, erinnerte er sich gerne. Nörr bleibt in Erinnerung als ein mutiger Mann, dem Menschlichkeit wichtiger war als Konventionen.

© SZ vom 04.02.2021 / cw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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