Nachruf:Reformhauspionier Bernd Büttner ist tot

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Die Beerdigung von Bernd Büttner fand wegen der Corona-Auflagen im kleinsten Kreise statt. Laut seiner Familie ist später noch eine Gedenkfeier geplant. (Foto: Privat)

Erst vor Kurzem hat Bernd Büttner sein 50-Jähriges feiern können: Nachdem er 1968 im Münchner Stadtteil Lehel sein erstes Reformhaus unter dem Namen Vitalia eröffnet hatte, arbeitete der Unternehmer aus Sauerlach mehr als fünf Jahrzehnte lang in dieser Branche - und prägte sie wie nur wenige andere. So baute Büttner seine Firma zur größten Reformhauskette Deutschlands aus, ehe er im Zuge der Finanzkrise 2008 erst einen Investor ins Boot holen und später Insolvenz anmelden musste. Doch auch danach blieb er der Branche treu und war gemeinsam mit seinen Töchtern Bettina und Sonja Büttner als Geschäftsführer des Familienunternehmens Ökonova tätig, einem Naturkost-Großhandel in Sauerlach. Bis zuletzt kam der Reformhaus-Pionier täglich in die Firma. Doch nun ist Bernd Büttner Anfang April im Alter von 76 Jahren gestorben.

Schon mit Anfang 20 machte sich der gelernte Reformhaus-Kaufmann mit seinem ersten Vitalia-Laden selbstständig. In der Folge eröffnete er weitere Filialen in ganz Deutschland und Österreich. "Er hat sehr viel Herzblut in seine Arbeit gesteckt, die ihm unglaublich viel Spaß gemacht hat", sagt Tochter Bettina Büttner. Anfang des Jahrtausends zählte die Vitalia-Kette mehr als 120 Filialen und circa 800 Mitarbeiter; der Umsatz lag bei etwa 80 Millionen Euro. Doch dann rutschte seine Firma in Turbulenzen - infolge der Finanzkrise und nachdem er 2008 ein neues Logistikzentrum in Weyarn hatte bauen lassen. Als dann ein Millionenkredit überraschend platzte, musste der Betrieb einen Investor mit ins Boot holen - der Anfang vom Ende. "Er ist damals an die falsche Person geraten", sagt Bettina Büttner. Die Firma musste Insolvenz anmelden, was ein schwerer Schlag für den Unternehmer war - zumal teils chaotische Zustände bei Vitalia herrschten. So titelte der Spiegel 2009: "Schlammschlacht um Biomarktkette".

Trotz dieser unschönen Erfahrungen blieb Büttner der Branche verbunden. Er übernahm den Großhandel Ökonova wieder, dereinst eine Tochterfirma von Vitalia. Dort war er bis zuletzt Geschäftsführer "und hatte noch so viele Ideen", sagt Bettina Büttner. Doch infolge einer geplanten Herzoperation kam es zu Komplikationen; am Ende konnten die Ärzte nichts mehr für den 76-Jährigen tun.

© SZ vom 17.04.2020 / stä - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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