Nachruf:Der große Freiheitskämpfer

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Der "große Freiheitskämpfer", wie ihn FDP-Parteichef Christian Lindner bezeichnet, geht an einem Montag. Am 25. November erliegt der Hohenbrunner Bundestagsabgeordnete Jimmy Schulz im Alter von nur 51 Jahren seinem Krebsleiden. Schulz hinterlässt seine Frau Petra und drei Kinder.

Schulz war so etwas wie das digitale Gewissen nicht nur seiner Partei, sondern auch der Republik. Als andere noch nicht wussten, was ein Tablet ist, las der Liberale als erster Politiker eine Rede im Deutschen Bundestag von seinem elektronischen Gerät ab. Kein Wunder: Der Hohenbrunner, der in Ottobrunn sein Abitur machte, schrieb seine Diplomarbeit zum Thema "Kryptographie im Internet - eine politische und politikwissenschaftliche Herausforderung in der Informationsgesellschaft". Von Anfang an hat Schulz die Digitalisierung der Gesellschaft aktiv mitgestaltet, war Mitarbeiter bei mehreren IT-Firmen und gründete schließlich sein eigenes Unternehmen: die Cyber Solutions GmbH, ein Dienstleister und eine Softwareschmiede, deren Gesellschafter er bis zuletzt war.

Seit 2000 war Schulz Mitglied der FDP im Landkreis, 2002 wurde er erstmals Gemeinderat in Hohenbrunn, 2006 war er dort Bürgermeisterkandidat, zwei Jahre später wurde er in den Kreistag gewählt und im Jahr 2009 gelang ihm der Sprung nach Berlin. Vier Jahre saß Schulz im Bundestag, ehe 2013 seine bundespolitische Karriere durch den Absturz der Partei bei der Wahl jäh beendet wurde. Der Hohenbrunner gab sich demütig und verordnete diese Demut auch seiner Partei. 2017 gelang ihm der Wiedereinzug ins Parlament.

Von seiner Erkrankung erfuhr Jimmy Schulz schon kurz darauf. Er versteckte sich dabei nie, auch wenn ihm die Erkrankung bereits sichtlich anzusehen war. Zu Fraktionssitzungen in Berlin ließ er sich per Video zuschalten, er war bis zu seinem Tode Vorsitzender des Digitalausschusses des Deutschen Bundestags. Seine Bodenhaftung und auch die Verbundenheit zur Kommunalpolitik hat Jimmy Schulz nie verloren, auch wenn er wenige Monate vor seinem Tod sein Kreistagsmandat niederlegte.

"Ein wahrer liberaler Geist, ein rundum innovative Politiker und ein guter Mensch, der stets dorthin geschaut hat, wo Bedarf an Hilfe und Handlung war. Der Digitalpolitiker Deutschlands." So würdigte Landrat Christoph Göbel den Verstorbenen.

© SZ vom 30.12.2019 / müh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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