Nachhaltige Energie:Weltweite Modellregion

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Die Pläne für Produktion und Einsatz von Wasserstoff im Landkreis sind weit gediehen

Von Bernhard Lohr, Landkreis

Die Wasserstofftechnologie soll im Landkreis München die Energiewende vorantreiben und sich zum Motor für Innovation und neue Arbeitsplätze entwickeln. Ein Schub wird davon erwartet, dass der Landkreis München gemeinsam mit Ebersberg und Landshut nach einer gewonnenen Ausschreibung des Bundesverkehrsministeriums mittlerweile als Wasserstoff-Modellregion firmiert. 20 Millionen Euro an Fördermitteln stehen zur Verfügung, um Erzeugungsanlagen, Tankstellen und Fahrzeuge mit Brennstoffzellen-Technologie anzuschaffen. Im Landkreis München gibt es einige Unternehmen, die großes Know-how im Bereich Wasserstoff mitbringen.

An dem Projekt sind außer den drei Landkreisen 16 kleine und mittelständische Betriebe, ein Großunternehmen, eine Stadt, zwei Gemeinden, zwei Stadtwerke sowie eine Energieagentur als Partner beteiligt. Unterstützt wird der "HyBayern"-Verbund von Verbänden und vier Hochschulen. 45 Millionen Euro bringen laut einer gemeinsamen Mitteilung die Landkreise und vor allem die beteiligten Unternehmen ein. Die Hynergie GmbH mit Sitz in Grasbrunn war maßgeblich an der Ausarbeitung des Modellregion-Konzepts beteiligt.

Auch die SFC Energy AG mit Sitz in Brunnthal ist eingebunden, die für den Weltmarkt Direktmethanol- und Wasserstoffbrennstoffzellen herstellt. Es gibt Überlegungen, auf dem Areal der Firma Ganser in Kirchstockach ein Wasserstoff-Technologiezentrum zu errichten, um Produktion und Vertrieb des sauberen Treibstoffs dort zu konzentrieren. Auch an weitere Firmenansiedlungen aus der Branche ist gedacht. Matthias Ganser, Geschäftsführer der Ganser-Gruppe, sagt, im Südosten des Landkreises München existiere bereits eine hohe Kompetenz in Sachen Wasserstoff. Diese sollte man nutzen und ausbauen. Wasserstofftechnologie ist ein Metier auch der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik in Ottobrunn, es gibt Aktivitäten auf dem Ludwig-Bölkow-Campus, bei Airbus und etwa auch Linde in Pullach.

Gemeinsam mit Verkehrsbetrieben, Energieversorgern, Industrie, Gewerbe und Handwerk soll ein geschlossener Wasserstoffkreislauf mit in der Region gewonnenem grünen Strom geschaffen werden. Vor allem Bus- und Lkw-Flotten sollen als Verbraucher gewonnen werden. Der Wasserstoffantrieb soll gezielt in der industriellen Logistik innerhalb von Betrieben und Fuhrparkfahrzeugen von Unternehmen Anwendung finden. Landrat Christoph Göbel (CSU) sagt: "Wir werden damit nicht nur exemplarisch eine in sich geschlossene regionale Wertschöpfungskette aufstellen, wir werden auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten - in der Region und vielleicht sogar weltweit".

Produziert werden soll der Wasserstoff hauptsächlich in einer Groß-Elektrolyse mit Verteilzentrum in direkter Nachbarschaft eines Isar-Wasserkraftwerks im Raum Landshut. Dazu kommen mehrere kleine Elektrolyse-Anlagen, die dezentral aus Fotovoltaikanlagen gespeist werden. Als Produktionsziel hat man sich etwa 430 Tonnen Wasserstoff pro Jahr vorgenommen. Insgesamt will man in der Modellregion 140 Brennstoffzellen-Fahrzeuge anschaffen und betreiben. An drei neuartige kombinierten Pkw-Lkw-Bus-Tankstellen soll der Wasserstoff abgegeben werden. Darüber sei an weitere Betankungsanlagen gedacht. In der Modellregion solle gezeigt werden, wie die Sektoren Energieerzeugung und Verkehr gekoppelt werden könnten, heißt es in einer vom "HyBayern"-Verbund verfassten Erklärung.

Eine Stärke des Verbunds von Landshut, Ebersberg und München sehen die Partner darin, dass es Unternehmen gibt, die bereit sind, in die Technologie zu investieren. Mehr als ein Dutzend Unternehmer habe erklärt, das zu tun. Dazu gehörten Regionalbusbetreiber, Logistikunternehmen, ein Automobilkonzern sowie mittelständische und kleine Unternehmen. Als Chance, die Speichertechnologien jetzt voranzubringen, gilt das Auslaufen der garantierten Förderung nach dem Erneuerbare Energiengesetz für viele Fotovoltaik- und Biogasanlagen nach 20 Jahren. Man hoffe auf weitere Partner und Anschlussprojekte. Gespräche dazu liefen bereits, so der Verbund.

© SZ vom 14.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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