Nachbarstreit:Brunnen vergiftet die Stimmung

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Sauerlach will kein Schutzgebiet für Brunnthaler Trinkwasser

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Die Gemeinde Sauerlach wehrt sich gegen den Bau eines Brunnens durch die Nachbarkommune Brunnthal an der Römerstraße unweit der Autobahnausfahrt Hofoldinger Forst. Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung) sagte der SZ, das mit dem Brunnenbau einhergehende neue, etwa 230 Hektar große Wasserschutzgebiet lege eine "große Last" auf die betroffenen Grundstücke und komme einer "Enteignung" gleich. Was Bogner so erzürnt ist die Tatsache, dass der Brunnen zwar gerade noch auf Brunnthaler Gemeindegebiet gebaut werden soll, das Wasserschutzgebiet, das vom Landratsamt genehmigt werden muss, aber fast ausschließlich auf Sauerlacher Flur liegen würde.

Der Brunnenbau sei nötig, erkennt Bogner an, da in Brunnthal die Nitratbelastung in den bestehenden beiden Wasserwerken zu hoch sei. Große Einigkeit herrschte im Bauausschuss des Sauerlacher Gemeinderats aber darüber, dass die Nachbarkommune über ausreichend Fläche verfüge, um einen Brunnen zu bauen, der die Gemeinde Sauerlach und vor allem die Waldbesitzer nicht derart stark einschränke. Im Ausschuss war in Richtung Brunnthal sogar von "Frechheit" und "Unverschämtheit" die Rede, es werde nach dem Sankt-Florians-Prinzip vorgegangen. "Bei vielen Waldbesitzern, aber auch im Gemeinderat steckt schon viel Groll dahinter", sagte Bogner. Viele Waldbauern, die sich in der Entwicklung ihrer Grundstücke eingeschränkt sehen, kündigten an, vor allem über die Jagdgenossenschaft Druck auszuüben und Widerstand gegen das Brunnthaler Projekt zu leisten.

In Brunnthal ist das Echo auf die Sauerlacher Vorwürfe laut. Er habe überhaupt kein Verständnis für diesen "puren Populismus", sagte Bürgermeister Stefan Kern der SZ. Seine Gemeinde sei dem Sauerlacher Wunsch nachgekommen, die besiedelten Teile der Rohdungsinsel vom Wasserschutz zu befreien, jetzt sei fast nur Wald betroffen; und Waldgebiete dürften auch in einem Wasserschutzgebiet bewirtschaftet werden, so der Rathauschef. "Ich kann nicht verstehen, dass beim so wichtigen Thema Wasser aus Sauerlach solche Töne kommen. Auch auf Brunnthaler Flur im Osten verliefen viele Wasserschutzgebiete, etwa von Höhenkirchen-Siegertsbrunn, aber dort sei das keine Thema, die Zusammenarbeit funktioniere. "Aber mit Sauerlach war es schon immer etwas schwierig, nicht mit der Musikschule, aber mit der Gemeinde", sagt Kern. "Ich habe manchmal das Gefühl, dass man dort das Notwendige der Zeit nicht erkennt." Den Standort an der Römerstraße bezeichnet Kern als "alternativlos". Dort sei das Grundwasser, das aus südwestlicher Richtung kommt, etwa vor einem Unfall auf der Autobahn mit Gefahrenstoffen geschützt. Außerdem, so der Bürgermeister, nehme seine Gemeinde viel Geld in die Hand, um die Wasserversorgung auch für Sauerlacher Ortsteile zu sichern. "Schon deshalb kann ich diesen Aufschrei überhaupt nicht verstehen", sagt er.

Sauerlachs Bürgermeisterin Bogner kündigte an, ein eigenes hydrologisches Gutachten erstellen zu lassen, um zu überprüfen, ob die derzeit festgestellte Fließrichtung des Grundwasserstroms tatsächlich korrekt sei, diese erscheine doch sehr "willkürlich", stellte auch ihre Rathausverwaltung fest. Zudem sei das Sauerlacher Gemeindegebiet bereits von einer Vielzahl an Schutzgebieten und auch Auflagen beim Grund- und Trinkwasserschutz betroffen, sagte Bogner der SZ. Kämen noch einmal 230 Hektar hinzu, würde das die Entwicklungsmöglichkeiten der Kommune stark einschränken. "Da geht es etwa auch darum, ob wir in einem bestimmten Gebiet noch einmal Gewerbe ausweisen können oder nicht", erklärt die Rathauschefin.

© SZ vom 16.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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