MVG: Neue U-Bahnen:Das Ende der Holzklasse

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Von 2013 an werden neue Züge durchs U-Bahnnetz rollen. Mehr Fahrgäste werden darin Platz finden - aber es wird weniger Sitzplätze geben. So sehen Münchens neue U-Bahn und die alten Zug-Generationen aus.

Marco Völklein

Herbert König, der Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), hat viel vor: Weil es in der U-Bahn eng zugeht, will er vom Jahr 2014 an auf einigen Teilabschnitten in der Innenstadt die Züge im Zwei-Minuten-Takt rollen lassen. Bislang fahren sie zur Hauptverkehrszeit noch alle zweieinhalb Minuten. Dazu benötigen die Verkehrsbetriebe allerdings zusätzliche Fahrzeuge. Wie berichtet, hat König deshalb am Freitag 21neue, sechsteilige Gliederzüge bei Siemens bestellt. Dafür gibt die MVG 185 Millionen Euro aus - es ist nach Unternehmensangaben die größte Fahrzeugbestellung in der Geschichte der Münchner U-Bahn.

MVG
:Vier U-Bahn-Generationen

Ab 2013 soll die vierte U-Bahn-Generation durch München fahren. Aber wie sahen eigentlich die Vorgängermodelle aus? Ein Überblick in Bildern.

Gebaut werden die neuen Züge von Siemens in Wien und München-Allach. Der Konzern wird die Züge aller Voraussicht nach in den Jahren 2013 bis 2015 ausliefern, sodass König von 2014 an entweder auf der U1/2 oder der U3/6 den Zwei-Minuten-Takt starten kann. Das wollen die MVG-Planer erst dann entscheiden. Die jeweils andere Innenstadtlinie wird dann zwei Jahre später mit dem Zwei-Minuten-Takt dran sein.

Die neuen Waggons sollen aber nicht nur eine dichtere Zugfolge auf einigen Strecken der Innenstadt ermöglichen; vielmehr ersetzen sie auch die zum Teil bereits stark in die Jahre gekommenen Waggons aus der ersten Zeit der Münchner U-Bahn, die sogenannten A-Wagen. 14 dieser bereits zum Teil über 40 Jahre alten Bahnen will die MVG nach und nach ausmustern. Enden werden die alten Fahrzeuge aller Voraussicht nach auf dem Schrottplatz. Laut König gab es zuletzt zwar einen Interessenten aus Südamerika, der die alten Waggons kaufen wollte. Doch der sei mittlerweile wieder abgesprungen.

Zusätzlich zu den 21 jetzt bestellten Waggons hat die Verkehrsgesellschaft auch noch zwei Optionen mit jeweils bis zu 23 Einheiten eingeplant. Diese kann König bis zu den Jahren 2016 beziehungsweise 2020 in Festbestellungen umwandeln. Für diese Bestellungen müsste die MVG dann weitere 365 Millionen Euro aufbringen.

Die neuen Züge mit der Typenbezeichnung C2.11 werden in ihrem Erscheinungsbild den modernen C-Bahnen ähneln, die seit 2002 bereits im Münchner Untergrund unterwegs sind. Das auffälligste Merkmal dieser C-Züge ist, dass die Passagiere zum Teil längs zur Fahrtrichtung sitzen. Zudem ist der Zug von vorne bis hinten komplett durchgängig; es gibt keine Einzelwaggons mehr.

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Martin Marino, der Vorsitzende des MVV-Fahrgastbeirats, fordert, die längs ausgerichteten Sitze bei den neuen Zügen nicht mehr einzubauen. "Da kommt es ja öfter mal vor, dass man dem Nachbarn auf dem Schoß sitzt", sagt er.

Zumindest einen Teil dieser Längssitze nimmt die MVG tatsächlich raus: Denn die Kapazität soll von 912 auf 940 Fahrgäste steigen. Vor allem in den Übergangsbereichen zwischen den einzelnen Wagen sollen mehr Stehplätze geschaffen werden, erklärt die MVG - also genau dort, wo bislang die Längssitze angeordnet waren. Außerdem versichert die MVG, dass in den neuen Zügen nur noch Sitze mit Stoffbezug eingebaut werden. Die Holzsitze verschwinden komplett. In diesem Punkt kommt die MVG den Forderungen des MVV-Fahrgastbeirats nach.

Offen ist, ob wegen der Neuanschaffung auch weitere Preissteigerungen auf die Fahrgäste zukommen. Zuletzt hatte der Münchner Verkehrsverbund (MVV) die Tarife um durchschnittlich 2,8 Prozent angehoben. In diese Anhebung sei die Anzahlung für die 21 nun bestellten Züge eingerechnet, sagt MVG-Chef König. Wenn aber von 2013 an der Endbetrag für die einzelnen Bahnen zu begleichen sein wird, könnten weitere Preiserhöhungen auf die Fahrgäste zukommen.

Das hängt unter anderem auch davon ab, in welcher Höhe der Freistaat den Kauf bezuschusst und wie sich die Fahrgastaufkommen bei der MVG entwickelt, sagt König: "Einen Teil werden wir hoffentlich über einen Zuwachs bei unseren Fahrgästen finanzieren können."

Kritik kam unterdessen von der CSU aus dem Rathaus. Deren Verkehrsexperte Georg Kronawitter bemängelte, dass der Stadtrat und die Fahrgastverbände bei der Beschaffung der Züge nicht eingebunden waren. Zudem findet Kronawitter, hätte die MVG auf eine "Zweisystemfähigkeit" der neuen Bahnen drängen müssen. So hätten die U-Bahnen irgendwann auch mal auf Strecken der S-Bahn fahren können - eine Idee, die nicht nur Kronawitter seit langem verfolgt, um U- und S-Bahn besser zu vernetzen.

© SZ vom 15.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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