Münchner Osten:Lärmschutz jetzt

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Lokalpolitiker, Initiativen und Anwohner wollen nicht warten: Sie verlangen Sofortmaßnahmen gegen den Krach von der A 94

Von Ulrike Steinbacher, Feldkirchen/München

Flüsterasphalt für die A 8, Lärmschutzwände bis zum Autobahnende für die A 9, neuer Asphalt für die A 95, Tempolimit und Verkehrssteuerung für die A 96 - die Regierung von Oberbayern hat einen Lärmaktionsplan für die Autobahnen rund um München entworfen und sammelt jetzt die Stellungnahmen von Bürgern und Gremien dazu ein. Auch die A 94 Richtung Passau kommt in dem Entwurf vor, allerdings mehr mit einer Vision als mit einem konkreten Plan: Lärmschutz soll es demnach erst geben, wenn die Autobahn bis zur Anschlussstelle Feldkirchen-West sechsspurig ausgebaut wird. Das aber passiert frühestens in 20, 30 Jahren.

So lang will der Bezirksausschuss für den Münchner Stadtbezirk Bogenhausen auf keinen Fall warten. Er fordert wie viele Anwohner seit Jahren aktiven Lärmschutz für die ersten Kilometer der A 94, also Flüsterasphalt, Wälle und Schutzwände. In seiner jüngsten Sitzung verabschiedete das Gremium auf Antrag der CSU einstimmig eine Stellungnahme, die den Entwurf des Aktionsplans scharf kritisiert. "Der Lärm der A 94 beeinträchtigt Zamdorf, Steinhausen und Daglfing erheblich", fasste Kilian Mentner (CSU) zusammen.

Der Bezirksausschuss fordert grundsätzlich, für den Aktionsplan neue Zahlen zugrundezulegen. Erst einmal soll die Behörde Verkehrszahlen verwenden, die 2015 erhoben wurden, und nicht die veralteten von 2010. Seit damals habe die durchschnittliche Verkehrsstärke massiv zugenommen. Außerdem sei die Zahl der Menschen viel zu niedrig angesetzt, die mit dem Lärm zu kämpfen haben. Die gegenwärtige Nachverdichtung entlang der A 94 sei ebenso wenig berücksichtigt wie das große Wohngebiet, das langfristig östlich der S-8-Gleise entstehen soll.

Und auch die Zunahme des Lkw-Verkehrs auf dieser Strecke finde keinen Niederschlag: Da gehe es gerade nicht um die Lastwagen, die München auf der A 99 umfahren, sondern um "zielgerichteten Lieferverkehr", der die neuen Gewerbebetriebe an der Riemer Straße, der Messestadt und am Hüllgraben ansteuere.

Der Bezirksausschuss kritisiert auch, dass an der A 94 die Geschwindigkeitstrichter für beide Fahrtrichtungen, also die Strecken mit abgestuftem Tempolimit am Autobahnende beziehungsweise -anfang unterschiedlich lang sind. Außerdem halte sich niemand an diese Vorgaben, weil es keine Überwachung gebe. Beide Trichter sollten auf mindestens 2,1 Kilometer festgesetzt werden, fordern die Stadtviertelvertreter. Sie fragen außerdem, warum 2011 nur der rechte Fahrstreifen der Autobahn neu asphaltiert wurde. Die unsanierte linke Spur mache jede potenzielle Lärmminderung zunichte. Dies sei "völlig unverständlich". Der Bogenhauser Bezirksausschuss will sich nicht auf den sechsspurigen Ausbau der Strecke vertrösten lassen, sondern fordert ein Tempolimit als Sofortmaßnahme und möglichst bald Flüsterasphalt sowie Lärmschutzwände. Einig sind sich die Lokalpolitiker darin mit vielen Anwohnern: In Zamdorf haben 30 Bürger eigens eine Nachbarschaftsinitiative gegründet, die 700 Flugblätter mit einer Musterstellungnahme zum Lärmaktionsplan in der Siedlung verteilt hat. In Daglfing hat die Initiative lebenswertes Daglfing diese Aufgabe übernommen und sogar 1000 Flyer an den Mann gebracht.

Diese vorformulierte Stellungnahme, die jeder Anwohner ergänzen kann, setzt sich für Tempo 80 samt Verkehrsüberwachung ein, für Flüsterasphalt auf allen Fahrbahnen der A 94 sowie Lärmschutzwall und -wand entlang der Strecke. Auch die Initiativen fordern die Regierung von Oberbayern auf, ihre veralteten Zahlen durch neue zu ersetzen. Denn schon auf Basis der Zahlen von 2010 sei an der Ausfahrt Zamdorf der höchste zulässige Grenzwert überschritten worden. "Seitdem hat sich der Verkehr nochmals drastisch erhöht", heißt es auf dem Flugblatt der Initiativen. "Als unmittelbar betroffene Anwohner können und wollen wir dies nicht mehr tolerieren."

Noch bis Montag, 21. März, können Stellungnahmen zum Lärmaktionsplan an die Regierung von Oberbayern übermittelt werden: Regierung von Oberbayern, Sachgebiet 50, 80534 München, oder per E-Mail an technischer.umweltschutz@reg-ob.bayern.de, Stichwort "Lärmaktionsplan Bundesautobahnen Landeshauptstadt München".

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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