München: Verschollener Tankstellenpächter:Einfach abgetaucht

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Zeugen haben nichts Verdächtiges gemerkt und von dem vermissten Tankstellenpächter fehlt noch immer jede Spur. Im Fall M. glaubt die Polizei nicht mehr an ein Verbrechen.

Susi Wimmer

Komplett ausschließen könne man ein Gewaltverbrechen mit letzter Sicherheit zwar nicht, sagt Markus Kraus. Die Ermittlungen der Mordkommission allerdings laufen immer mehr in eine andere Richtung: Nämlich die, dass sich der seit Montag vermisste Peter M. abgesetzt hat. Der Tatzeitraum, in dem M. möglicherweise angegriffen, überfallen und entführt worden sein könnte, wurde von der Polizei auf gerade einmal zwei Minuten reduziert. Für den Rest der Zeit hat die Mordkommission die Gewissheit, dass definitiv nichts passiert ist. Als Motiv für ein Untertauchen des verheirateten Vaters kommen für die Ermittler in erster Linie "finanzielle Probleme" in Frage.

Von dem verschwundenen Tankstellenpächter fehlt noch immer jede Spur. Inzwischen glaubt die Polizei nicht mehr an ein Verbrechen. (Foto: Stephan Rumpf)

Seit vergangenen Montag wird der 48-jährige Geschäftsmann vermisst. Um 7.45 Uhr verließ er die Aral-Tankstelle an der Richard-Strauss-Straße, um mit seinem weißen Porsche zur Hypo-Vereinsbank zu fahren. Etwa 700 Meter ist das Geldinstitut entfernt, M. wollte dort Einnahmen in Höhe von 2000 Euro einzahlen. Auf Video-Bildern sieht man ihn aus der Tankstelle gehen. Seitdem ist M. verschwunden.

Es ist davon auszugehen, dass der Mann direkt die Bank am Herkomerplatz ansteuerte. Dort fand die Polizei den weißen Porsche am Kundenparkplatz direkt vor der Bank. Der Zündschlüssel steckte, an der Wagentüre eine verschmierte Blutspur, neben dem Auto die leere Geldtasche und eine Geldeinzahlungskarte. "Relativ wenig Hinweise", so sagt Kraus, seien bislang bei der Polizei zu möglichen Geschehnissen am Herkomerplatz eingegangen. Was auch bedeuten kann, dass nicht viel passiert ist. Um diese Zeit ist der Platz stark frequentiert, Ampeln an der Kreuzung vor der Bank, davor wartende Autofahrer: aber bislang fehlen entscheidende Aussagen zu einem möglichen Gewaltverbrechen.

Da keine Hinweise auf eine Gewalttat eingingen, zäumten die Ermittler das Pferd von hinten auf: Sie definierten den Zeitraum, in dem nichts passiert ist. Zunächst waren es fünf Minuten: Zwischen 7.57 und 8.02 Uhr, so die Erkenntnis, hat sich am Herkomerplatz kein Gewaltverbrechen ereignet. "Jetzt sind wir bei zwei Minuten", sagt Kraus. Die minutiöse Rekonstruktion sei beispielsweise durch Personen möglich, die um diese Zeit am Bankomaten waren, deren Transaktionen registriert wurden und die ausgesagt haben, dass zu diesem Zeitpunkt nichts Verdächtiges geschehen sei.

Die Polizei sucht immer noch Passanten oder Autofahrer, die am Montag, 31.Januar, zwischen 7.45 und 8.05 Uhr im Nahbereich der Hypo-Vereinsbank an der Oberföhringer Straße 2 unterwegs waren. "Die können auch sagen, dass sie nichts gesehen haben, das hilft uns auch weiter", sagt Kraus.

Vor ein paar Jahren hatte M. die Aral-Tankstelle in Bogenhausen von seinen Eltern übernommen. Die Geschäfte liefen allerdings seit der Ringuntertunnelung schlecht, trotzdem hielt M. seinen gehobenen Lebensstil aufrecht. Nach Informationen der SZ soll er mit mehreren Hunderttausend Euro verschuldet sein. Sollte der 48-Jährige tatsächlich abgetaucht sein, so könnte die Polizei nur wegen Vortäuschung einer Straftat gegen ihn ermitteln. Wo sich Peter M. aufhalten könnte, ist der Polizei und wohl auch den Angehörigen ein Rätsel. Personalausweis und Reisepass hat er zurückgelassen. Allerdings hatte der Geschäftsmann vor Jahren einen Personalausweis als verloren gemeldet und neue Dokumente erhalten. Dieser Ausweis wäre heute noch gültig.

© SZ vom 05./06.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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