Mobilität:Elektrisch durch Brunnthal

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Die Gemeinde will einen strombetriebenen Kleinbus des Carsharing-Anbieters Mikar am Rathaus aufstellen

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Die Gemeinde Brunnthal steigt in ein durch Sponsoren gestütztes Carsharing-Modell ein. So soll bei dem Betreiber Mikar aus Deggendorf zunächst ein Fahrzeug bestellt werden, das am Rathaus an der bestehenden Elektro-Ladesäule platziert wird und von allen Bürgern der Gemeinde genutzt werden kann, die sich bei Mikar angemeldet haben. Kosten fallen für die Gemeinde nicht an. Für die Nutzer ist das Carsharing-System, das Mikar speziell auch für kleinere Kommunen entwickelt hat, mit keiner Vertragsbindung verbunden und relativ günstig.

Man sieht die Fahrzeuge ab und an. Auffällig sind sie, mit ihren vielen Sponsoren-Flächen, auf denen örtliche Heizungsbaufirmen oder Kfz-Betriebe für sich werben. Meist sind es Kleinbusse oder praktische Pkw mit viel Stauraum, die Vereine etwa nutzen, um mit mehreren Personen zu Ausflügen oder Auswärtsspielen zu fahren. Die Mikar GmbH vermittelt solche Fahrzeuge, die Vereine schätzen, weil sie wegen der Werbung günstig zu bekommen sind. Als neues Geschäftsfeld hat Mikar nun das Carsharing ausgemacht. In diesem Fall kombinieren die Deggendorfer das Werbemodell mit der bekannten Carsharing-Welt und bieten sich Kommunen als Partner an. Mikar ist mit Carsharing mittlerweile in Bad Aibling, Plattling, Inzell und Trostberg präsent. 14 Carsharing-Fahrzeuge hat man im Bestand. 1200 werbefinanzierte Mikar-Autos gibt es abgesehen davon.

Als Geschäftsführer Karl-Heinz Kaiser und seine Mitarbeiterin Tina Krieger kürzlich das Mikar-System im Brunnthaler Kulturausschuss vorstellten, priesen sie die günstigen Mietkosten und die Zuverlässigkeit des Systems. Die Registierung sei kostenlos, feste Mitgliedsbeiträge oder Kilometerpauschalen gebe es nicht, hieß es. Ein Elektro-Kleinbus der Marke Nissan ist demnach für 4,90 Euro in der Stunde zu buchen, für einen Tag bezahlt man für diesen Wagen 29,90 Euro. Bei einem vergleichbaren, etwas größeren Dieselfahrzeug, hieß es, fielen bei der 24-Stunden-Nutzung zehn Euro mehr an. Und die Dieselkosten kämen noch dazu. Als einen großen Vorteil beschrieb Kaiser, dass ein einmal über Mikar am Ort installiertes Fahrzeug für vier Jahre fix einplanbar sei. Weil die Werbung auf vier Jahre gebucht werde, sei das Fahrzeug für diese Zeitspanne garantiert. "25 Firmen müssen wir gewinnen", sagte Kaiser, "das ist die Basis."

Bei den Gemeinderäten kam das alles gut an. Auch in Brunnthal werden langsam die Parkplätze knapp. Und Alternativen zum Zweitauto werden gesucht. Bürgermeister Stefan Kern (CSU) sagt das bei jeder Gelegenheit und erzählte bei der Präsentation des Mikar-Modells wie sich die Riedhauser Straße, in der er selbst aufgewachsen ist, verändert habe. Es sei manchmal schwer, überhaupt noch einen Stellplatz zu finden, sagte er. Daniel Brenner (CSU) nannte Mikar vor diesem Hintergrund ein "attraktives Modell". Sein Fraktionskollege Herbert Katzdobler sprach von "großen Vorteilen" auch für Vereine, Seniorengruppen oder Betriebe, die Fahrten mit einem solchen Kleinbus unternehmen könnten. Er warb dafür, zwei Fahrzeuge anzuschaffen, eins für Brunnthal und eins für Hofolding.

Doch davon nahm man Abstand. Zunächst soll probeweise ein mit einem Elektromotor angetriebener Wagen an der bestehenden Ladesäule am Rathaus in Brunnthal stehen. Sollte sich das Modell bewähren, könnte ein weiterer angeschafft werden. Auch hält sich die Gemeinde offen, den Standort für das Fahrzeug an eine zweite Ladesäule ans Sportheim des TSV Brunnthal zu verlegen. Denn gerade auch am Rathaus, direkt in der Ortsmitte gibt es Probleme mit fehlenden Stellplätzen. Der Albtraum wäre, dass eine Gruppe von Ausflüglern mit ihrem privaten Pkw dort hinfahre, um dann in den Kleinbus umzusteigen. Dann wäre aus Sicht von Bürgermeister Kern mehr verloren als gewonnen.

Nun soll ein Kooperationsvertrag zwischen der Gemeinde und Mikar abgeschlossen werden. Die Lieferzeit für den Kleinbus bemaß Mikar-Chef Karl-Heinz Kaiser auf fünf bis sechs Monate. Im Anschluss wird es eine Veranstaltung geben, bei der Interessierten erläutert wird, wie das Carsharing-Modell funktioniert und bei der man sich anmelden kann. Über eine App können die Brunnthaler dann den Wagen reservieren, nutzen und die Abrechnung steuern.

© SZ vom 29.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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