Mitten in Unterhaching:Musik liegt in der Luft

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Saxofon üben am Sonntag? Das kann schon mal einen Nachbarn auf den Plan rufen. Aber komischerweise will er sich gar nicht beschweren

Von Iris Hilberth

Die Bewohner in der Unterhachinger Siedlung zwischen St.-Alto-Kirche und Perlacher Forst kennen eigentlich nur eine Lärmquelle: die Autobahn. Außer dem täglichen Rauschen der A 995 lebt es sich hier recht ruhig. Vor allem am Wochenende, wenn die Kinderkrippe geschlossen hat, und im Winter, wenn die Rasenmäher schweigen, stört kaum jemand die Ruhe. Manchmal muss man das aber doch tun. Etwa wenn der nächste Vorspielabend in der Musikschule bevorsteht. Nun gehört das Saxofon zweifelsfrei nicht zu den Leisetretern unter den Instrumenten, man kann sogar sagen, es ist überaus vorlaut. Es schafft 95 Dezibel und kann es somit locker mit einem Presslufthammer aufnehmen.

Üben in Zimmerlautstärke ist also ein Ding der Unmöglichkeit. Geschlossene Fenster und das Einhalten der Mittagsruhe sind aber das Mindeste, was man für Nachbarn tun kann, die nicht auf Blue Notes stehen und das tiefe C des Holzblasinstruments für eine Schiffshupe halten. Doch kaum hat der Schüler das Blättchen eingespannt und seinem Saxofon die ersten Töne entlockt, klingelt es an der Haustür. "Kann ich mal den Menschen sprechen, der da Saxofon spielt?", tönt es aus der Gegensprechanlage. "Ungern, weil der übt ja gerade", entgegnet man etwas genervt, weil einen sogleich die Ahnung beschleicht, da wolle sich jemand beschweren. Und man denkt an Paragraf zwei der Gemeindeverordnung, in dem es heißt: "Bei der Benutzung von Musikinstrumenten ist die Lautstärke so zu gestalten, dass andere nicht erheblich belästigt werden." Was natürlich Auslegungssache ist.

Dennoch bittet man den Herrn aus der Nachbarschaft schließlich nach oben und den Musiker an die Haustür. Und siehe da: Der Mann fühlt sich gar nicht belästigt. "Ich bin Pianist und mein Sohn spielt Schlagzeug", sagt er. Für die gemeinsame Band brauche man noch einen Saxofonisten. Sein durchaus ernst gemeinter Vorschlag: beim Üben das Fenster auflassen. Dann könne er zwei Häuser weiter am Klavier gleich mitspielen. "Petite Fleur in es-Moll?"

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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