Mit den Zehen den feinen weißen Sand durchrechen, bevor die Ukulele-Stunde in der Musikschule anfängt, sich unter einem bunten Schirm auf der Dachterrasse in einer Sonnenliege rekeln, während man wahlweise auf den Besprechungstermin im Rathaus oder den Beginn des VHS-Kurses "Integratives Entspannungstraining" wartet - wahrlich keine unangenehme Vorstellung. Warum also nicht einmal neue Wege gehen und bei der Neugestaltung der Ortsmitte Maibaum und Klinkerfassade beiseite lassen?
Die Mediengemeinde Unterföhring ist offensichtlich die erste im Landkreis, die diesen mutigen Schritt wagt. Das zumindest suggerieren die Unterlagen, die den Mitgliedern des Bauausschusses in Aschheim vorgelegt wurden. Zum Beratungspunkt 2.4 waren dort Planzeichnungen mit fröhlichen und entspannten Menschen zu sehen, die über den sommerlichen Vorplatz eines Cafés im hawaiianischen Stil flanieren oder es sich auf der Dachterrasse unter Palmen gemütlich machen. Auf der Tagesordnung fand sich dazu die Beschreibung "Stellungnahme zu Bauleitplänen der Nachbargemeinde: Bebauungsplan zur Realisierung der Unterföhringer Ortsmitte". Kein Wunder, dass sich Unterföhrings Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer für den Umzug des Rathauses in die neue Ortsmitte ausgesprochen hat, mag sich da mancher denken.
Doch ganz so weit reichen dann doch nicht einmal die Ambitionen der wohlhabendsten Landkreisgemeinde: Ein kleiner Zuordnungsfehler lässt die eben erst gewachsenen Strandträume zerplatzen. Der Hawaii-Pavillon zeigt doch nicht das neue Unterföhringer Zentrum, sondern die Strandbar am Wasserskipark in Aschheim. Die will die Besitzerfamilie im neuen Jahr ausbauen und umgestalten. So werden sich Erholungssuchende wohl weiterhin ans Ufer der einstigen Kiesgrube aufmachen müssen statt nach Unterföhring. Trösten mag dabei, dass die Strandbar am Baggersee rascher fertig werden dürfte als das Großprojekt in Unterföhring - dem die Aschheimer übrigens auch ohne Südseeambiente ohne weitere Diskussion zugestimmt haben.