Mitten in Taufkirchen:Der Schnecke gibt's der Herr im Schlaf

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Von der Meeresschnecke Aplysia können sich Schlaflose im Hachinger Tal, die unter dem Dauerrauschen der Autobahn leiden, was abschauen

Kolumne von Iris Hilberth

Gemeinden im Münchner Umland werden von Stadtmenschen ja gerne mal als Schlafstädte diffamiert. Weil man dort angeblich nichts weiter tun kann, als schlafen. Weil dort viele Bewohner morgens in Richtung große Stadt abhauen und erst abends zurückkehren. Das ist natürlich eine böswillige Unterstellung, denn inzwischen pendeln mehr Leute aus München in den Landkreis als umgekehrt. Und schlafen kann man in den Ortschaften am Stadtrand auch nicht mehr so richtig gut. Wer der Ruhe wegen dort hingezogen ist, hat sich längst Ohropax besorgt, wenn ihm ein guter Schlaf wichtig ist. Etwa im Hachinger Tal, wo sie Tag und Nacht vom Dauerrauschen der Autobahn beschallt werden. Schlaflos in Taufkirchen.

Aber: Warum eigentlich schlafen? Denkt man an die Gemeinderatsmitglieder, so muss man den Eindruck gewinnen: Die brauchen gewiss keinen Schlaf. Denn während so mancher Zuhörer hier regelmäßig wegdöst, drehen die Kommunalpolitiker erst gegen Mitternacht bei Tagesordnungspunkt 15 so richtig auf. Ob das gesund ist? Die Bundestagsabgeordneten jedenfalls haben diese Woche die Nachtsitzungen abgeschafft, weil zwei von ihnen zusammengeklappt sind. Aber bevor man in Taufkirchen schlafende Hunde weckt, holt man sich am kommenden Mittwoch den Schlafforscher Albrecht Vorster ins VHS-Haus, um sich erst einmal die neuesten Erkenntnisse der Schlafforschung präsentieren zu lassen. Eine Machbarkeitsstudie zum Thema Schlau-Schlummern, die mit schlafwandlerischer Sicherheit so manchen aus dem Tiefschlaf schrecken wird. Der Biologe und Philosoph von der Uni Tübinger promoviert laut VHS-Programm gerade zum Thema "Gedächtnisbildung im Schlaf der Meeresschnecke Aplysia".

Diese Nacktschnecke muss offenbar ausgeschlafen sein, um gescheit lernen zu können. Den meisten Schlaf braucht übrigens die Kleine Taschenmaus mit etwa 20 Stunden am Tag, den wenigsten die Giraffe mit knapp zwei. Es gibt aber auch Tiere, wie die Schwertwale, denen langt ein Halbhirnschlaf. Von denen kann man noch etwas lernen. Vielleicht im Schlaf.

© SZ vom 28.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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