Mitten in Sauerlach:Fremdsprache Bairisch

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Ein Theaterstück in Mundart spielen? Fänden in Sauerlach nur zwei Grundschüler krass geil

Von Michael Morosow

Nach grober Schätzung vergnügt sich im August ein Drittel der Landkreiskinder an einem Sandstrand im Süden, ein weiteres Drittel zu Hause am Weiher oder in der Eisdiele und das letzte Drittel nimmt an einer Ferienaktion in seiner Gemeinde teil. Fußballcamps sind dabei in der Regel schnell ausgebucht. Auch die obligatorischen Besuche von Polizeirevieren sind stets ein Renner, selbst wenn Wachtmeister Alois Dimpfelmoser gerade keinen Dienst hat und auch kein Räuber Hotzenplotz in der Gefängniszelle sitzt. Aber es gibt auch Angebote für Randgruppen, die laut ihren Eltern an Ausgefallenem wie Klangschalenmeditation Freude finden. Leider werden solche Veranstaltungen oft abgesagt, weil die Mindestteilnehmerzahl nicht erreicht worden ist.

Das führt uns mitten in den Vortragsraum des Sauerlacher VHS-Hauses, in dem am Montag der viertägige Kurs "Theater spielen in bayerischer Mundart" für Sechs-bis Neunjährige hätte beginnen sollen. Der Raum blieb leer, weil nur zwei Grundschüler es krass geil gefunden hätten, einmal den Seppl oder die Liesl zu geben und das Stück am letzten Tag auch noch den Eltern vorzuspielen. Wie konnte das passieren? Als vor drei Jahren in der Nachbargemeinde Oberhaching für Ferienkinder gemeinsames Singen in bairischer Mundart angeboten wurde, trällerten 20 Kinder im Forstner Wirt: "Beim Bimperlwirt, beim Bamperlwirt, da kehr'n die Kinder ein. / Sie essen, dass der Tisch sich biagt, und wollen lustig sein." Vorsänger war Bürgermeister Stefan Schelle, ein zwischen Tuba und Lederbixn aufgewachsener Bajuware, der sich den Erhalt der hiesigen Mundart auf die Fahne geschrieben hat.

Für Selbiges tritt auch Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner ein. Ihr größter Coup im Kampf gegen die Hannoverisierung des bairischen Sprachguts war nach eigenen Angaben, als sie ihre zum Hochdeutsch neigende Tochter zur Pflege des Bairischen zumindest in den eigenen vier Wänden bekehrte. 90 Prozent der Kinder im Ort, so schätzt Bogner, sprechen Hochdeutsch. Nur im Ortsteil Arget nicht: "Da wachsen die Kinder noch zweisprachig auf."

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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