Mitten in Oberhaching:Vorsicht! Buhstabendieb

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Wenn die Wechstaben verbuchselt sind, ist das ärgerlich. Aber wenn ein Buchstabe einfach verschwindet, kann das dramatische Folgen haben

Von Iris Hilberth

Es gibt Wörter, bei denen muss man höllisch aufpassen, dass alle Buchstaben an der richtigen Stelle sind. Immer und immer wieder verdrehen sich die Zeichen an derselben Stelle, geradeso als säße der Fehlerteufel neben der Tastatur und warte nur darauf, zur Tat zur schreiten. "Taufkrichen" bereitet ihm jedes Mal wieder das reinste Vergnügen. Bei "Dusiburg" setzt er sofort sein diabolisches Grinsen auf. Richtig fies aber wird es, wenn ganze Buchstaben einfach verschwinden. Kaum hat man sich versehen, fehlt da plötzlich mitten im Wort ein kleines "w". Ja, wir wissen, wovon wir reden. Unvergessen bleiben die Zeilen in dieser Zeitung über eine "Multi-Künstlerin", in denen es hieß: Sie malt, singt, fotografiert, schnitzt und scheißt.

Das ist mittlerweile sechs Jahre her, und wir wissen nicht, ob die Frau ihr Scheißgerät noch künstlerisch nutzt. Was aber sicher ist: Der Buchstabendieb ist weiter tätig und der Schaden, den er anrichtet, umso tückischer, wenn die dadurch dezimierten Wörter so unscheinbar daherkommen, dass kein Korrekturprogramm Böses ahnt. Wie oft hat der Schelm schon zur Weihnachtzeit dem Nussknacker das kleine "n" geklaut! Jetzt hat er wieder zugeschlagen, dieses Mal in Oberhaching. Dort ist ihm ein kleines unschuldiges "l" zum Opfer gefallen. Und schon muss sich die dortige Feuerwehr fortan mit einem "Keinalarmfahrzeug" begnügen.

Man muss sich das vorstellen: Dieses arme Ding steht ganz eingeschüchtert im Feuerwehrhaus zwischen dem stolzen Löschgruppenfahrzeug und dem Rüstwagen und muss daheim bleiben, wenn es für die anderen endlich mal wieder raus geht zum Retten, Bergen und Löschen. Immerhin: Ausrückstundenkosten gibt es beim "Keinalarmfahrzeug" auch. Anders aber als das großartige Tanklöschfahrzeug TLF 16/25, das 280,80 Euro in der Stunde in Rechnung stellt, begnügt sich der Winzling mit 81,78 Euro - immer dann, wenn es mal wieder keinen Alarm gibt. Insofern lässt sich der Verlust noch einigermaßen verkraften. Doch sollte die Feuerwehr bei dieser akuten Diebstahlgefahr noch besser ihre Buchstaben wegsperren. Schließlich gibt es in ihrem Geräteschrank sicher auch ein Schweißgerät.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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