Mitten in Kirchheim:Bahnwärter Velasco und das Fenster-F

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Warum man besser Heimstettener See sagt und schreibt statt Fidschi, Fidsche oder Pfidsche

Von Christina Hertel

Gemeinderatssitzungen können sich manchmal ganz schön in die Länge ziehen. Weil man immer davon ausgehen muss: Wenn die eine Partei eine Idee hat, kommt der anderen sicher eine viel bessere. Das ist vor allem beim Geldausgeben so. Doch die Kirchheimer Gemeinderäte zeigten neulich, dass auch scheinbar banale Entscheidungen ziemlich kompliziert sein können.

Die versammelten Damen und Herren wollten einer Straße, die am Heimstettener See vorbeiführt, einen Namen geben. Er sollte irgendwie traditionell klingen, fand Bürgermeister Maximilian Böltl von der CSU und schlug deshalb "An der Fidsche" vor - so werde der See im Volksmund genannt. Über diesen Vorschlag war die SPD schier empört. Auf gar keinen Fall könne die Gemeinde das auf ein Schild schreiben. Denn der See werde nicht mit Fenster-F, sondern mit Vogel-V geschrieben. Der Name komme schließlich daher, dass einmal ein Bahnwärter namens "Velasco" am See hauste. Nur Leute mit Lese-Rechtschreib-Schwäche würden daraus Fidsche machen. Wenn das mit dem Herrn Velasco stimmt, hat die SPD natürlich Recht. Die Bayern würden ja auch nicht eines Tages beginnen, Fiktualienmarkt, Falentin oder Feronika zu schreiben, nur weil sie diese Namen anders aussprechen als der Rest der Republik. Doch wie man von dem Velasco auf die Vidsche kommt, bleibt ein Rätsel.

Der Bürgermeister meint, das habe damit zu tun, dass es an dem See so schön sei wie auf den Fidschi-Inseln. Das würde für das F sprechen, ist aber wohl etwas übertrieben. Auf den Fidschi-Inseln gibt es kristallblaues Wasser, Palmen und Cocktails mit Schirmchen. Am Heimstettener See kriegen die Leute Pommes und Weißbier. Auch nett, aber halt anders. Ganz einig über das V war sich die SPD übrigens nicht. Ein Fraktionsmitglied meinte, seine Oma habe den See früher immer Pfidsche genannt. Eine Erklärung weshalb, hatte er nicht parat. Vielleicht wuchsen dort früher einmal Pfirsichbäume oder jede Menge Pfifferlinge. Doch wie in der großen Politik müssen irgendwann auch bei den kleinen Fragen Lösungen her. "Am Heimstettener See" soll die Straße jetzt heißen. Das können wenigstens auch alle Nicht-Bayern richtig ins Navi eintippen.

© SZ vom 19.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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