Mitten in Höhenkirchen:Urlaubsgrüße von daheim

Lesezeit: 1 min

Überwältigt von der Rathaus-App am kroatischen Strand

Kolumne von Bernhard Lohr

Dank Smartphone entgeht einem kaum noch etwas. Egal, wo man ist. Die Zampanos dieser Welt erreichen einen mit ihren Twitter-Nachrichten und politischen Statements. Ob sie nun in Washington China in die Zollschranken weisen oder in London auf einen No-Deal-Brexit zusteuern. Die Welt ist ein globales Dorf. Wie wahr das ist, merkte, wer die vergangenen Wochen am Urlaubsstrand die Push-Meldungen aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn aufblinken sah: Die Nachricht "Achtung, Termin vormerken, Wasserablesung am 30. September" konnte einen da Mitte August gewaltig aufschrecken.

Solch ein Erlebnis zeigt dem Technik-Laien mal wieder, wie nahe Fluch und Segen des Internetzeitalters beinander liegen. Und dass man nicht nur bei Facebook mal in die Einstellungen schauen sollte, um die App auf die persönlichen Bedürfnisse einzustellen, damit Privates privat bleibt und im Urlaub das Gefühl aufkommen kann, die Arbeit und den Alltag hinter sich gelassen zu haben.

Wie schön dann, wenn eine App übersichtlich gestaltet ist und sich alles leicht einstellen lässt. Selbstverständlich ist das nicht, wie sich bei einer installierten Wetter-App zeigte, die einem auf der kroatischen Insel Cres bei wolkenlosem Himmel fortlaufend anzeigt, dass in Höhenkirchen-Siegertsbrunn gerade ebenfalls die Sonne scheint. Schön zu wissen, dass daheim auch alle schwitzen. Aber auch vollkommen überflüssig.

Wie sinnvoll solche Gemeinde-Apps im Alltag sind, kann im Grunde jeder einfach selbst entscheiden. Unumstritten sind sie freilich nicht, weil man sich natürlich von der Masse an Kleinstmeldungen leicht überwältigt fühlen kann. Andererseits darf man sich informiert fühlen. Und manche Lokalpolitiker setzen gerade jetzt vor der näher rückenden Kommunalwahl auf die Rathaus-App, weil sich diese als Instrument für mehr Bürgernähe gut verkaufen lässt. Die CSU in Haar versucht damit zu punkten. Allerdings kann so etwas nach hinten losgehen: Wem die Gemeinde zu sehr auf den Pelz rückt, der ist schnell auch mal genervt. Und das nicht nur im Urlaub.

© SZ vom 12.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: