Zwei Blondinen im besten Alter sitzen in Lang's Cafeserie im schönen Grünwald. Einem Sehnsuchtsort für so viele Menschen aus zahlreichen Gründen. Auch die beiden Damen scheinen alles zu haben. Sie sind gut gekleidet, die Haare fesch in Form, die Farben blendend. Vor sich haben sie jeweils Cappuccino und Kuchen stehen. Doch eine von ihnen seufzt jetzt herzergreifend: "Ich muss einfach irgendwohin fahren."
Was mag hinter diesem verzweifelten Seufzer stecken? Warum "muss" die Dame "irgendwohin" fahren? Zu volles Bankkonto? Die Nase voll von ihrem Mann? Genug von der Runde durch die Grünwalder und Münchner Prosecco-Bars und Cafés? Flucht? Vor wem oder vor was? Etwa vor sich selbst?
Was auch immer es sein mag, die Dame zückt jetzt ihr Handy und beginnt, im Beisein und unter der Beratung ihrer Freundin im Internet zu surfen. Beide blicken nun auf den kleinen Bildschirm, die Verzweifelte liest trotzdem auch vor. Yogaferien auf Sardinien werden da etwa angeboten. Strandträume auf Teneriffa. Entspannungsurlaub auf Mallorca. Eine exklusive Suite inklusive kuschelige Bademäntel und Badesachen. So geht es noch eine ganze Weile und aus dem Sammelsurium, das der Reisewilligen ins Auge fällt, kann man schließen, dass es wohl vor allem Entspannung ist, die sie sucht, weniger das Abenteuer. Sie surft auf diese Weise quasi durch die Kontinente und Versprechen, bis sie plötzlich auf etwas ganz Erstaunliches stößt.
"Hier: Das Alpenpanorama am Tegernsee." Ein kurzes Schweigen entsteht, in dem den beiden Damen womöglich bewusst wird, dass sie sich ja bereits in einer wunderschönen Gegend befinden. Dass das Gute ja so nah liegt. Und dass womöglich für die kleine, dringend notwendige Flucht gar nicht so viel Aufwand notwendig ist. "Irgendwohin" könnte ja auch der Deininger Weiher sein.
Nach diesem kleinen Schock landen die Damen jedenfalls erst mal wieder im Café in Grünwald, legen das Handy weg und bestellen sich ein Eis. Das Hier und Jetzt ist ja schließlich auch sehr süß.