So ein Vorhang ist eine prima Erfindung. Er ermöglicht einem in Zeiten postmodernen Zusammenlebens morgens im Bad ein wenig Privatsphäre beim Zähneputzen, während der Nachbar vom Balkon herüber winkt. Sich einen Schutzraum zu verschaffen, ist ein menschliches Bedürfnis, das schon die alten Chinesen kannten, als sie ihre Mauer bauten. Ein Vorbild, das auch heute noch oft kopiert wird. Seither gibt es Mauern und Vorhänge in dutzenderlei Ausführungen. Eine davon ist die Trennwand, die immerhin optischen Schutz garantiert, aber Blasmusik oder andere laute Töne durchlässt. Genau das war das Problem in Garching.
Da hatte die SPD für kommenden Mittwoch im Neuwirt eine Veranstaltung mit ihrer Bundestagskandidatin Bela Bach und dem Landtagsabgeordneten Arif Tasdelen zur Frage angemeldet, ob Deutschland ein Einwanderungsgesetz braucht. Schließlich ist Wahlkampf und Bach will Flagge zeigen. Genauso wie ihr Konkurrent von der CSU, Florian Hahn. Der Bundestagsabgeordnete will am selben Tag mit dem Kommissariatsleiter Arno Helfrich über Sicherheit und Prävention sprechen. Dass Helfrich Vorsitzender der Ismaninger SPD ist, nur nebenbei. Als Veranstaltungsort wählte die CSU denselben Ort und dieselbe Zeit: 19 Uhr, Garchinger Neuwirt.
Bei so viel Einigkeit in der Terminplanung passt fast kein Blatt zwischen Rot und Schwarz, allerhöchstens eine Trennwand. Das war den Parteiverantwortlichen aber doch zu wenig. Jürgen Ascherl, Ortsvorsitzender der CSU und Stadtrat, und sein SPD-Pendant Ulrike Haerendel waren sich schnell einig, dass einer zurücktreten muss. "Es wäre schade gewesen, wenn durch diese unglückliche Konstellation unser ansonsten freundliches Einvernehmen getrübt worden wäre", sagt Haerendel. Für Ascherl war es "kein Thema". Er suchte flugs einen neuen Veranstaltungsort, schließlich war die SPD früher dran mit ihrer Anmeldung. Deswegen wird Florian Hahn jetzt im Augustiner sprechen. Thema, Tag und Uhrzeit wie gehabt. Schade für Besucher und eventuelle Berichterstatter. Ein multi-thematischer Abend mit kurzem Weg ist dadurch perdu.