Millionen-Investition:Streit um Baukosten

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Hohenbrunns Bürgermeister verteidigt geplante Wohnanlage

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Die Sache ist eigentlich längst entschieden. Die Wohnanlage "Am Hölzl" an der Robert-Bosch-Straße im Hohenbrunner Ortsteil Riemerling entsteht bis Anfang 2021 mit einer neuen Kinderkrippe ("Wichtelhaus") und insgesamt 25 Wohnungen in verschiedenen Größen und Ausführungen. Der Mietpreis wird bei 10,50 Euro pro Quadratmeter liegen und es wird eine Tiefgarage mit mehr Stellplätzen als Wohneinheiten geben. Und doch bewegt das Thema immer noch die Gemüter.

Schon auf der Bürgerversammlung zuletzt hatte einer der anwesenden Hohenbrunner Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) nach den gestiegenen Baukosten gefragt. Zuletzt griff auch Pauline Miller, Bürgermeisterkandidatin der Wählergemeinschaft ÜWB-Freie Wähler/Bürgerforum, dieses Thema auf. "Ich halte jene knapp 9,4 Millionen Euro, die uns das Projekt kostet, für zu hoch." Andere Gemeinden würden vergleichbare Bauprojekte deutlich günstiger realisieren. "Zum Beispiel Neubiberg, da entstehen an der Pappelstraße 22 Wohnungen, ebenfalls mit Tiefgarage, das kostet aber nur 5,3 Millionen", so Miller. Sie räumt ein, dass der Gemeinderat dieses Projekt einhellig abgesegnet habe. Jedoch hätten Bürgermeister und Verwaltung die nun beschlossene Modulbauweise als einzige Alternative vorgestellt. "Dabei geht es doch um bezahlbaren Wohnraum, da ist doch egal, ob ich länglich oder quadratisch baue", sagte Miller. Hätte man wie in Neubiberg oder auch bei der Josef-Seliger-Siedlung in Ottobrunn eine Anlage mit Außenzugängen geplant, das Projekt wäre deutlich günstiger geworden. "Das ärgert mich, vor allem, wo Herr Straßmair als Vorstandsmitglied der Awohnbau das Neubiberger Projekt begleitet hat", so die Bürgermeisterkandidatin.

Stefan Straßmair bleibt angesichts der Vorwürfe gelassen: "Das Projekt in Neubiberg ist mit unserem Gemeindeprojekt in Hohenbrunn nicht vergleichbar", sagt er. Das liege einerseits an der Krippe Wichtelhaus "mit großem Turn- und Bewegungsraum und entsprechenden Freiflächen". Weiterhin sei "auf ausdrücklichen Wunsch des Gemeinderats" ein Mehrzweckraum mit Küchenausstattung für Bewohner und Gemeindebürger geplant. Die Tiefgarage sei zudem doppelt so groß wie in Neubiberg und das Gebäude entspreche dem höchsten Energiestandard. "All dies waren ausdrückliche Wünsche unserer Gremien", so der Bürgermeister.

Das gesamte Projekt sei "kostenseitig, architektonisch und technisch intensiv in zehn Beratungen" in den Gremien behandelt worden. "Letztlich ist auch die Miete von 10,50 Euro pro Quadratmeter nicht nur sehr sozial, sondern auch wirtschaftlich auskömmlich, so dass dieses Projekt den Haushalt faktisch nicht belastet", so Straßmair, der es "schade" findet, dass ein Projekt, das "mit großer Mehrheit beschlossen wurde und zahlreiche zusätzliche Wünsche der Gremien enthält, jetzt zur Stimmungsmache missbraucht wird", so der Verwaltungschef.

Die Hohenbrunner Grünen, ansonsten nicht dafür bekannt, dem Bürgermeister treu zur Seite zu stehen, halten sich in diesem Fall mit Kritik zurück. Es sei "nicht wirklich korrekt", das Bauvorhaben mit anderen Projekten zu vergleichen. Alleine dass Hohenbrunn den Bau öffentlich ausschreiben müsse, ein Projektsteuerer und mehrere Fachplaner eingesetzt würden, treibe die Kosten nach oben. "Natürlich fänden wir eine noch günstigere Miete erstrebenswert", sagt Gemeinderätin Martina Kreder-Strugalla. "Zur Wahrheit gehört aber auch, dass immer klar war, dass wir keinen sozialen Wohnbau im eigentlichen Sinne machen." Zumindest in einem Punkt gibt die Grüne der Kollegin Miller recht: "Man hätte anders planen und so sicher auch günstiger bauen können." Leider sei das aber weder Straßmair, noch dem Architekten in den Sinn gekommen - "und auch nicht dem Bauausschuss".

Mehr ärgert Kreder-Strugalla jedoch, dass aus ihrer Sicht wegen der angewandten Modulbauweise nur im Obergeschoss Wohnungen für Rollstuhlfahrer möglich seien. Straßmair insistiert, dass die Einheiten "nicht nur barrierefrei sondern zum großen Teil - auch im Erdgeschoss - rollstuhlgerecht" seien. Kreder-Strugalla widerspricht: "Die Erdgeschosswohnungen sind zwar barrierefrei, aber für Rollstuhlfahrer nicht geeignet."

© SZ vom 23.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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