Meine Woche:Wenn Rotzlöffel Respekt zeigen

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Foto: Claus Schunk (Foto: N/A)

Christian Nuber, 30, aus Putzbrunn besucht Familien als Nikolaus

Von Daniela Bode, Putzbrunn

Diese Woche ist die einzige im Jahr, in der sich Christian Nuber () nicht rasiert. "Da hält der Bart viel besser", sagt er. Nuber besucht an diesem Montag und Dienstag Familien in und rund um Putzbrunn und spielt für die Kinder den Nikolaus. Er ist Mitglied der Jungen Union in Putzbrunn, die den Service für den 5. und 6. Dezember seit vielen Jahren anbietet.

Wenn Nuber an diesen Tagen von der Arbeit kommt, macht er kurz ein Päuschen und verkleidet sich dann. "Ich mache das ja schon seit 15 Jahren, da dauert das Anziehen fünf Minuten", sagt er. Er schlüpft in ein weißes Untergewand, darüber stülpt er einen roten Bischofsmantel. Auf den Kopf kommt eine Perücke mit weißen Haaren, darüber eine rote Bischofsmütze. "Der Bischofsstab darf natürlich auch nicht fehlen", sagt er. Und der angeklebte weiße Rauschebart. Mit dem goldenen Buch unter dem Arm und dem Krampus als Begleiter macht sich der 30-Jährige auf den Weg, um an die Türen zu klopfen und den Kindern Säckchen mit Gaben zu bringen. Bis zu acht Familien besucht er an einem Abend zwischen 16 und 20 Uhr.

Auch wenn Nuber schon viel Erfahrung als Miet-Nikolaus hat, bereitet er sich immer ein wenig auf die Familien vor. Er liest sich die Texte durch, die die Eltern über ihr Kind fürs Goldene Buch geschickt haben. Sie reichen vom Lob, wie gut die Tochter die Hausaufgaben macht, bis zum Tadel, dass der Sohn abends nicht schlafen gehen will. "Es ist auch wichtig, dass man weiß, wie man die Namen der Kinder ausspricht", sagt er. Natürlich legt er sich auch noch einmal die wichtigsten Sätze parat, mit denen er die Kinder anspricht: "Habt Ihr denn etwas vorbereitet für den Nikolaus? Soll der Nikolaus mal in seinen Sack schauen, ob er etwas für Euch dabei hat?" fragt er sie zum Beispiel. Mehr als Vorbereitung zähle aber Spontaneität. "Man muss ja auf die Situation reagieren, man muss sehen, wie die Kinder ticken", sagt er. Er muss etwa auf sich zukommen lassen, ob sich das Kind traut, den Bischofsstab zu halten oder nicht. Genauso muss er auf die Frage gefasst sein, warum der Nikolaus beim Christkindlmarkt anders aussah als er. Ohnehin findet er ganz unterschiedliche Konstellationen vor. Familien mit 20 Personen samt Omas und Opas oder Eltern und ein Kind. Wenn Nuber erzählt, merkt man, wie gerne er den Bischof aus Myra spielt. "Nikolaus sein macht Spaß", sagt er. Wegen der Stimmung bei den Familien, wie er sagt, und sicher auch wegen der einen oder anderen Begebenheit. Er schmunzelt noch immer gerne über die zwei Jungen, die er als "Rotzlöffel" kannte. Als er sie als Nikolaus besuchte, zeigten sie ziemlich viel Respekt.

© SZ vom 05.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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