Meine Woche:Liebe und Landwirtschaft

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Die neue Kreisbäuerin Sonja Dirl kam durch Heirat zu ihrem Beruf

Von Felix Gömöry, Kirchheim

"Der April macht, was er will", lautet eine alte Bauernregel. Doch was machen Bauern in dieser Zeit? Sonja Dirl hat diesen April mehr zu tun als im vergangenen Jahr. Das liegt aber nicht am Wetter, sondern an ihrer neuen Tätigkeit. Im Januar wurde sie vom Bayerischen Bauernverband zur neuen Kreisbäuerin gewählt. In dieser Position ist die 50-Jährige ein- bis dreimal die Woche unterwegs. Es ist ein zeitaufwendiges Ehrenamt. "Da muss dir die Landwirtschaft am Herzen liegen", sagt die Mutter von zwei Söhnen. Sie leitet Versammlungen, trifft den Bauernpräsidenten Walter Heidl, bereitet die Eröffnung der Biergartensaison vor, beschäftigt sich mit Agrarpolitik und bringt den Leuten die Landwirtschaft nahe. "Wir erzeugen qualitativ hochwertige Lebensmittel in Bayern und das muss auch nach außen wirken." Für die Außenwirkung sorgt sie auch in ihrem Hofladen, wo sich Verbraucher und Erzeuger treffen. "Das ist eigentlich die viel wichtigere Arbeit." Dank kurzer Lieferkette sind die Preise auch nicht höher als im Supermarkt. Erweitert hat Sonja Dirl das Sortiment mit Produkten von anderen Landwirten aus der Umgebung. "Wir sind rein regional und saisonal."

Auf ihren Feldern, die Dirl mit ihrem Mann bewirtschaftet, bauen sie vor allem Sonderkulturen an: Zuckermais, Zucchini, Speise- und Zierkürbisse. Diese Sorten sind besonders arbeitsintensiv. Tiere halten sie keine. Dafür gibt es auf dem Hof und in der Umgebung zu wenig Platz. Derzeit hacken sie Unkraut, säen Zuckermais, bestellen die Felder und ziehen Blühstreifen für Bienen und andere Insekten am Feldrand. "Der April ist normalerweise ziemlich arbeitsreich", sagt Dirl. Christoph, mit 26 Jahren der älteste Sohn und künftiger Hofnachfolger, hilft bei der Landarbeit mit. Er hat Agrarmanagement an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf studiert. Der zweite Sohn Michael ist 20 Jahre alt und studiert Agrarmarketing.

Die Kreisbäuerin selbst kommt ursprünglich aus einer ganz anderen Welt. Sie hat als gelernte Bürokauffrau bei einem Elektroinstallateur in München gearbeitet. "Ich bin Quereinsteiger", sagt sie über sich selbst. Mit ihrer Hochzeit mit Bauer Josef Dirl entdeckte sie auch ihre Liebe zur Landwirtschaft. "Ich habe es nie bereut", sagt sie heute. Bei all der Arbeit auf dem Hof, im Laden und nun auch als Kreisbäuerin nimmt sie sich aber auch Zeit für die Familie. Mindestens eine Mahlzeit am Tag nehmen sie gemeinsam ein. "Familie ist wichtig", lautet ihre eigene Bauernregel.

© SZ vom 18.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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