Meine Woche:Kampf dem Käfer

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(Foto: Claus Schunk)

Förster Michael Schwammberger muss seine Bäume schützen

Von Michael Morosow, Deisenhofen

Der frischen Waldluft wegen zieht es Ausflügler an Wochenenden hinaus in den Forst, Michael Schwammberger kann seine Lungen damit an seinem Arbeitsplatz füllen. Der 63-Jährige ist Förster im Deisenhofener Revier, das er sich auch in dieser Woche teilt mit einigen seiner Waldarbeiter, einer formidablen Population von Füchsen, Rehen und Hasen und leider auch mit einer zunehmenden Zahl an Erd- und Rötelmäusen sowie mit vielen Millionen Borkenkäfern. "Das grenzt an eine Katastrophe", schätzt der Förster die derzeitige Situation ein. Allein in seinem Revier seien heuer circa 10 000 Festmeter vom Käfer befallene Bäume gefällt worden und liegen aufgeschichtet als billigeres Trockenholz auf einem Lagerplatz neben Ikea in Brunnthal. "Wir sind fast nur noch wegen dem Käfer unterwegs", klagt Schwammberger.

Allerdings greifen er und seine Leute nicht zu Axt und Säge; das wäre viel zu gefährlich, erklärt er. Stattdessen rauscht der Harvester durch den Tann. "Jetzt kommt wieder frische Luft rein", freut sich der Förster. In dieser Woche stehen unter anderem auch Pflegearbeiten im Laubholz an, die Jugendpflege. Edelhölzer werden befreit von unliebsamen Nachbarpflanzen, so dass sie frei stehend heranwachsen können. Und dann wäre da noch das Mäuseproblem, an dem der Förster zu knabbern hat. Eine "unheimliche Vergrasung" und ein milder Winter haben laut Schwammberger dazu geführt, dass sich die Nager in diesem Jahr explosionsartig vermehrt haben.

Zum Jagdgewehr wird der Förster auch in dieser Woche nicht greifen. Dafür sei es zu warm, und weil das Wild aus diesem Grund einen gut gedeckten Tisch an Äsung vorfinde, müsse es auch nicht viel rumziehen und "kommt erst um acht Uhr abends raus." So müssen auch die 20 "Jagdgäste", revierlose Jäger, die einen Jagderlaubnisschein und einen Pirschbezirk haben, diese Woche pausieren. Sie dürfen übrigens nur Rehe schießen, keinen Dachs und keinen Fuchs. Sollte allerdings mal ein Wildschwein auftauchen, dürfen sie ebenfalls abdrücken, denn auch deren Population ist stark gewachsen. Sie werden von den riesengroßen Maisfelder angelockt, so Schwammberger. Die Jäger ohne Revier zeichnen für 90 Prozent der Abschüsse im Deisenhofener Forst verantwortlich.

Von Mitte November an dürfen sie übrigens nur noch jedes zweite geschossene Reh behalten, die anderen müssen sie beim Forstbetrieb abgeben. Diese werden dann in einem neuen Hofladen in der Forstenrieder Allee 182 in München als Wildbret verkauft, wo Wild aus allen zehn Revieren rund um München angeliefert wird. Dort kann man dann übrigens auch Honig von Imker Schwammberger selbst erstehen. Am heutigen Montag und am Dienstag, 10. Oktober, gibt es auch eine Aktion der Forstbetriebe: Im Betriebshof Unterdill, Forstenrieder Allee 321, kann man von 14 bis 16 Uhr selbst gesammelte Kastanien abgeben, pro Kilo gibt es zehn Cent. Mit diesen Kastanien wird im Winter das Wild gefüttert.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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