Meine Woche:Gut gelaunt an Heiligabend

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Hat an Weihnachten ein volles Programm: Karsten Schaller, der Pfarrer der evangelischen Kirche "Zum Guten Hirten" in Oberhaching. (Foto: privat)

Pfarrer Karsten Schaller bringt der Adventstrubel nicht aus der Ruhe

Von Ulrike Schuster, Oberhaching

Alle Jahre wieder. Bis das letzte Schoko-Täfelchen im Adventskalender erreicht und "Stille Nacht, Heilige Nacht" in der Kirche gesungen ist, hat der Mensch eine Menge zu erledigen. Die Pfarrer im Besonderen. Für Karsten Schaller, Pfarrer der evangelischen Kirche "Zum Guten Hirten" in Oberhaching, ist die Woche gefüllt mit Gottesdiensten für Schüler und Senioren, bevor es auf der Zielgeraden zu Heiligabend ein "To-do" nach dem anderen abzuhaken gilt: Morgens Kuchen backen, Kerzen entzünden, Ehefrau Irene mit einem Frühstück feiern, sie hat am 24. Dezember Geburtstag. Danach wird er zum Metzger fahren, Brezen, Weißwürste und süßen Senf holen - das traditionelle Abendmahl der Schallers.

Mittag dann geht Pfarrer Schaller nach nebenan, raus aus dem Pfarrhaus und hinein in die Kirche, um 15 Uhr startet der Familiengottesdienst mit Krippenspiel. 30 Kinder werden die Botschaft der alten Weihnachtsgeschichte, ins Rockig-Poppige übersetzt, in die Welt hinaussingen: Die Liebe ist stärker als der Hass. "Eigentlich sollte jeden Tag Weihnachten sein", sagt Schaller, "das würde uns gut stehen, wir sind so viel freundlicher zueinander." Um 18 Uhr feiert er die Christvesper, um 22 Uhr den letzten Gottesdienst, die Christmette, dazwischen bleiben ihm drei Stunden für die Feier mit der Familie. "Nur der November war noch turbulenter, viel zu viele Beerdigungen", sagt Schaller. Und doch, trotz der Termine, fühlt sich der Pfarrer nicht gehetzt, auch nicht unter Druck, obwohl 400 Menschen auf den Kirchenbänken sitzen werden, so viele wie nie im Jahr. Das liege an der frischen Stimmung des Advents, die mache ihm gute Laune und überhaupt, seine Überzeugung gebe ihm Gelassenheit: "Gott liebt mich, einfach so, ohne Bedingung." Darum soll sich auch Schallers Predigt drehen, um das Übel Stress, weil der Mensch beruflich alles perfekt erledigen, und im Privaten die Bedürfnisse aller befriedigen will. "Es hilft, sich von dem Irrglauben 'Je mehr ich leiste, desto mehr liebt man mich' frei zu machen." Wer nicht ständig nach Anerkennung giert, ist erst offen für andere Menschen, teilt, statt sich mit ihnen zu messen.

In Sachen Geschenke dürfte Schaller im Vergleich dennoch vorne liegen. Alles ist besorgt, die Schleifen geschnürt. Das einzige, was im Pfarrhaus noch fehlt, ist der Weihnachtsbaum. Den stellt er zusammen mit den Kindern am 23. Dezemberabend auf, beim Schmücken helfen alle mit. "Ganz altertümlich, mit Bienenwachskerzen, Strohsternen und Holzspielzeug." Davor werden sie musizieren, er am Krummhorn, die Kinder an Cello, Gitarre und Klavier, Frau Irene an der Flöte. Feiern zu fünft ist die Ausnahme, "sonst ist ein Pfarrersleben ja ein sehr öffentliches".

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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