Meine Woche:Ein Geschäft wie zu Weihnachten

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(Foto: Florian Peljak)

Max Betzler hat zum Schulstart alles bereit im Schreibwarenladen

Von Franziska Bohn, Ismaning

Hefte, Malsachen, Federmäppchen, Schere, Kleber. Die Liste, mit der Erstklässler und ihre Eltern im Schreibwarenladen von Max Betzler in Ismaning stehen, ist lang. Seit fast 30 Jahre versorgt er Schüler mit der nötigen Ausrüstung für den Schulstart. Er selbst erinnert sich noch genau an seine erste Schulausstattung: "Ein brauner Schulranzen aus Leder, der nur halb befüllt war. So hat wenigstens noch eine Riesenbrotzeit rein gepasst", sagt er und lacht. Die Kunden seien bei der Auswahl oft überfordert, auch weil die Angaben auf der Liste oft umständlich sind: "Statt die genormte Nummer der Hefte anzugeben, bekomme ich eine lange Beschreibung, welches Heft vom Lehrer gewünscht ist", erklärt Betzler. Trotzdem bleibt er geduldig und arbeitet Punkt für Punkt auf der Liste ab.

Die Grundschüler tun ihm dabei manchmal leid, denn die Büchertaschen werden immer schwerer. Das liege hauptsächlich an den vielen Büchern, sonst habe sich nicht viel geändert. Auch der Schulstress würde immer schlimmer werden. Betzler hat dazu eigene Beobachtungen gemacht: "Wenn die Schüler zu mir in den Laden kommen, um Süßigkeiten zu kaufen, sind sie im ersten halben Schuljahr noch glücklich, ab Weihnachten freuen sich die Erstklässler aber nicht mehr auf die Schule."

Für den Schreibwarenladen ist der Schulanfang ein ganz besonderes Ereignis. In der Woche des Schulbeginns macht Betzler ein Geschäft wie sonst in einem Monat. "Das ist wie Weihnachten", sagt er. Deshalb trifft er jetzt Vorbereitungen, wertet Statistiken aus, bestellt Schulsachen auf Vorrat, selbst die Lieferanten kommen nicht mehr hinterher. Jedoch verliert sein Schreibwarenladen auch zunehmend Kundschaft, weil viele den Schulbedarf online bestellten. "Seit vier Jahren geht unser Geschäft bergab, jedes Jahr verlieren wir bis zu zehn Prozent der Kunden, obwohl die Schülerzahlen steigen."

Dafür seien die Nerven der Eltern besser geworden, hat er festgestellt. "Früher waren die Mütter und Väter, die in unseren Laden kamen gestresster, heute sind sie geduldiger. Ich weiß nicht, an was das liegen könnte."

An den Schultüten habe sich in den letzten Jahren nicht viel geändert: "Beliebt sind immer noch klassische Motive wie Polizei, Feuerwehr oder Prinzessinen, auch Pferde gehen immer", sagt der Ladeninhaber. Gefüllt werden sie heutzutage aber nicht mehr hauptsächlich mit Süßigkeiten, sondern mit Brauchbarem wie Radiergummis oder Farbstiften. "Süßigkeiten haben die Kinder eh genug."

Betzler hat sich gut auf den Ansturm vorbereitet. "Da hilft bei uns die ganze Familie mit."

© SZ vom 11.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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