Material der Zukunft:Wohnen mit gutem Gewissen

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Der Garchinger Günter Fuchs lebt mit seiner Familie in einem weitgehend selbst gebauten Haus aus Holz und ist begeistert.

Von Gudrun Passarge, Garching

Von Holz umgeben: Günter Fuchs ist ein erfahrener Bauherr. (Foto: Florian Peljak)

"Wer bei einer Bauentscheidung offen ins Rennen geht, der kommt mit Holz raus", sagt Hans Gröbmayr. Der Klimamanager und Geschäftsführer der Energieagentur Ebersberg-München kennt sich aus, hat er doch vor Kurzem im privaten Umfeld selbst miterlebt, wie Bauen mit Holz funktioniert. In Garching hat er dazu kürzlich eine öffentliche Fachtagung organisiert, in der die wesentlichen Vorteile des Baustoffs schon im Titel abzulesen sind: "Bauen mit Holz - klimagerecht und zukunftsfähig". Holz, sagt Gröbmayr, sei als Baustoff inzwischen "qualitativ mindestens gleichwertig" mit den üblichen Baustoffen und spiele besonders bei Passiv- und Niedrigenergiehäusern eine große Rolle.

Günter Fuchs kann das bestätigen. Mehr noch. Wer den Feuerwehrmann und seine Frau Roswitha fragt, ob er noch einmal ein Holzhaus hinstellen würde, bekommt ein klares Ja zur Antwort. Wenn seine Frau auch noch anfügt, dass Bauen mit Holz "nichts für Weicheier" sei, was jedoch daran liegen kann, dass Familie Fuchs fast alles in Eigenleistung erstellt hat. Sie hat sich damit 1999 einen lang gehegten Traum erfüllt. "Wir wollten ökologisch bauen, und da kam nur Holz in Frage", erzählt Fuchs. Sie legten Wert darauf, dass die Lärche aus Deutschland kam, dass Filzmatten in die Wände eingezogen wurden, dass die Dämmung mit Hanf erfolgt. Die Kollegen scherzten schon, sagt Fuchs, wenn es mal brennen sollte bei ihm, freuten sie sich aufs Löschen im Hanfqualm. Aber der Berufsfeuerwehrmann geht nicht von einer großen Brandgefahr aus.

Günter Fuchs hat zusammen mit der Familie selbst zugepackt und die Fertigteile zusammengesetzt. (Foto: Privat)

Familie Fuchs wollte ihr Holzhaus eigentlich naturbelassen altern lassen. Aber dann saßen sie, das Haus war gerade zusammengebaut, auf der Terrasse. Die Sonne ging unter und das Holz hinter ihnen leuchtete mit der roten Sonne um die Wette. Da beschlossen sie, diesen Rotschimmer zu bewahren und streichen seither mit Pflanzenfarbe. Roswitha Fuchs findet das allerdings nicht schlimm. "Das Haus hält fit wie ein Fitness-Studio", sagt sie. Beide finden auch lobende Worte für das Raumklima. "Es heizt sich schnell auf und im Sommer ist es nicht so brütend heiß." Ein großer Vorteil sei zudem die flexible Raumaufteilung durch herausnehmbare Wände.

An dem Holzhaus schätzt Fuchs die warme Atmosphäre, das Raumklima und die Flexibilität. (Foto: Florian Peljak)

In Garching, so berichtet Hausbesitzer Fuchs, gebe es inzwischen schon einige Holzhäuser. Dafür gibt es gute Gründe. Hans Gröbmayr hat bereits im vergangenen Jahr eine Fachtagung in Ebersberg organisiert. Der Klimamanager ist gelernter Zimmerermeister und war auch stellvertretender Rektor einer Berufsschule, bevor er 2011 den Job wechselte. An der Energieagentur Ebersberg ist seit November 2017 auch der Landkreis München beteiligt. Die Agentur soll eine unabhängige Beratung in allen Energiefragen sicherstellen. Diese Leistung können Unternehmen und Bürger genauso in Anspruch nehmen wie Kommunen. Wie Gröbmayr berichtet, begleitet die Energieagentur mit ihren zehn Mitarbeitern Energieprojekte und leiste auch Bildungsarbeit zum Klimaschutz und Umgang mit Ressourcen. In diese Kategorie fällt auch das Bauen mit Holz. "Unsere wichtigste Prioriät ist, dass maximal energiesparend gebaut wird", sagt Gröbmayr. Denn 50 Prozent des Energiebedarfs würden auf dem Bau verbraucht. 60 Prozent der Abfälle kommen vom Bau. Und noch eine Zahl: 6,5 Prozent des CO₂-Ausstoßes weltweit würden von Beton verursacht. Holz dagegen sei ein nachwachsender Rohstoff. "Ein fachmännisch bewirtschafteter Wald trägt ideal zum Klimaschutz bei." Denn Holz binde Kohlendioxid, und wird es dann verbaut, werde es auch für die Zeit der Nutzung gebunden.

Gröbmayr spricht von großen Fortschritten im Holzbau, von Hochhäusern aus Holz, einer modernen Formensprache, von Häusern, die schnell fertig sind. "Der Rohbau eines Einfamilienhauses steht in einem Tag regendicht", einziehen könne man nach vier bis sechs Monaten. Wichtig sei, mit Fachleuten zusammenzuarbeiten. Das betont auch Christian Dauer, Referatsleiter Hochbau im Landratsamt München. Er sagt: "Holz ist ein mit allen Sinnen - Auge, Nase, Tastsinn - erlebbarer Baustoff ". Familie Fuchs würde sicherlich zustimmen.

© SZ vom 01.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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