Maßnahmen gegen die Wohnungsnot:Nur für Einheimische

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Bürgermeister Alexander Greulich will diejenigen erreichen, die nicht genug Geld haben, um beim Einheimischenmodell zum Zug zu kommen. (Foto: Rumpf)

Ismaning will mit Hilfe einer Genossenschaft bezahlbaren Wohnraum schaffen. Dabei beharrt die Gemeinde auf festen Auswahlkriterien

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Wie zunehmend beliebt der Landkreis als Wohnort ist, bekommen Bürgermeister und Kommunalpolitiker derzeit besonders zu spüren. Die Zahl der Einwohner steigt stetig und mit ihr die Nachfrage nach Wohnraum, Schulen und Kinderbetreuungsplätzen. Die Reaktion auf diese Herausforderungen ist häufig bauen, bauen, bauen - in einem sinnvollen und nachhaltigen Rahmen.

Die Gemeinde Ismaning will dem Wohnbaudruck mit drei Maßnahmen begegnen: Für das beschlossene Neubaugebiet im Ortsteil Fischerhäuser hat der Gemeinderat ein Einheimischenmodell beschlossen. Auf einem gemeindlichen Grundstück errichtet die Kommune zudem Mietwohnungen und bietet weitere Grundstücke Interessierten zum Kauf für Einzel- oder Doppelhäuser an. Als dritte Säule hat der Gemeinderat beschlossen, genossenschaftlichen Wohnungsbau zu fördern. Die Idee findet Zulauf: Um die beiden Initiatoren Mike Koschalka und Franz Schillinger haben sich bereits mehrere Interessierte zusammengefunden, die eine Ismaninger Genossenschaft (Wogenis) gründen wollen. Doch das Vorhaben in die Tat umzusetzen, ist gar nicht so einfach, wie sich jetzt zeigt.

Das Angebot der Kommune lautet: Sie will einer geeigneten Wohnbaugenossenschaft ein Grundstück mit einer Größe von circa 1000 Quadratmetern zu einem guten Preis, der unter dem Marktwert liegt, zur Verfügung stellen, damit die Genossen dort bauen können. Von etwa zwölf Wohnungen ist derzeit die Rede. Als Bedingung stellt die Gemeinde, dass die Genossenschaft nachweist, dass ihre Finanzierung gesichert ist - und dass sie in ihre Satzung die grundsätzlichen gemeindlichen Vorgaben hinsichtlich der Wohnungsvergaben berücksichtigt. Die orientieren sich am Ismaninger Einheimischenmodell und zielen insbesondere darauf ab, dass Anwärter Ortsansässige sind und nicht bereits über Immobilienbesitz oder größere Ersparnisse verfügen.

Deswegen aber stocken derzeit die Verhandlungen. Die Genossenschaftsgründer wollen das Einheimischenmodell ungern in ihrer Satzung verankern. Das nämlich widerspricht in Teilen ihrem angestrebten Modell: Anders als bei anderen Genossenschaften soll es für mögliche Mitglieder nicht automatisch eine Obergrenze beim Eigenkapital geben, erklärt Koschalka. Damit wolle die Wogenis aber niemanden von der Mitgliedschaft ausschließen, betont er: "Es kommt am Ende auf die Mischung an, es muss sich gut ausgleichen." Dafür aber wünscht sich Koschalka mehr Spielraum in der Satzungsgestaltung.

Die Gemeinde hingegen beharrt auf ihren Kriterien. Man wolle diejenigen erreichen, die nicht genug Geld haben, um beim Einheimischenmodell zum Zug zu kommen, aber zu viel für eine anderweitige Förderung, erklärt Bürgermeister Alexander Greulich (SPD). Daher die klaren Einschränkungen. Außerdem sieht Greulich die Einhaltung des Einheimischenmodells als wichtige Grundlage an, damit die Gemeinde der Genossenschaft ihren Grund unter dem Marktwert verkaufen darf. "Wir brauchen einen rechtlich nachvollziehbaren Rahmen", betont der Jurist. Grundsätzlich sei der Gemeinde aber sehr daran gelegen, den genossenschaftlichen Wohnbau anzustoßen. "Das wäre ein ganz wichtiges Modell für den Wohnungsmarkt in Ismaning", sagt Greulich.

Die Grundprinzipien des genossenschaftlichen Bauens überzeugten auch Koschalka und Schillinger. "Wir wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen. Außerdem hat uns der Gedanke motiviert, gemeinsam etwas zu erschaffen und selbstbestimmt zu sein", erklärt Schillinger den Antrieb, die Gründung der Wogenis weiter voranzutreiben. Elf feste Interessenten zählen die Initiatoren derzeit, weitere Mitstreiter werden gesucht. Sich in einer Genossenschaft zusammenzuschließen, sollte freilich wohl überlegt sein. Die Anwärter müssten auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und sich einzubringen, gibt Koschalka zu bedenken. "Es ist wichtig, sich kennenzulernen, schließlich muss man später auch zusammenwohnen." Um das zu erreichen, wollen sich Koschalka und Schillinger möglichst bald mit der Gemeinde verständigen. "Grundsätzlich haben wir in Ismaning gute Voraussetzungen, die Unterstützung ist da", betont Schillinger. "Jetzt geht es nur noch um die Frage: Wie lässt sich das Einheimischenmodell so verankern, dass beide Seiten zufrieden sind?"

Interesse an einer raschen Einigung habe auch die Gemeinde, versichert Bürgermeister Greulich. "Ich werbe für das genossenschaftliche Modell", sagt er. Alle Anwärter müssten der Gemeinde nun ein schlüssiges Konzept vorlegen. Zu gegebener Zeit könne der Gemeinderat dann auch entscheiden, welches Grundstück für den Genossenschaftsbau in Frage kommt.

Neben den Initiatoren der Wogenis hat auch die Awohnbau-Genossenschaft, 2013 vom Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt gegründet, Interesse an einem Projekt in Ismaning angemeldet. Man sei in Gesprächen mit der Gemeinde, heißt es von der Awohnbau; allerdings gebe es noch Aufklärungsbedarf von beiden Seiten.

Den gibt es offensichtlich auch bei den Ismaninger Anwärtern noch. Gleichwohl zeigen sie sich zuversichtlich, eine Einigung mit der Gemeinde zu finden, um das Projekt Genossenschaft Ismaning auf den Weg zu bringen. "Im Grunde haben wir das gleiche Ziel, wir müssen nur die Rahmenbedingungen gemeinsam festlegen", sagt Schillinger. Koschalka formuliert seine Hoffnung noch konkreter: "2019 möchte ich gerne einziehen."

Am genossenschaftlichen Bauen Interessierte Ismaninger können sich an Mike Koschalka unter ismaningerBG@t-online.de wenden.

© SZ vom 14.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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