Marodes Gärtnerplatztheater:Sanieren oder Zusperren

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Von "Schicki-Micki-Plänen" der Staatsregierung ist die Rede: Dass das Gärtnerplatztheater für 70 Millionen Euro renoviert werden soll, passt einigen aus der CSU-Landtagsfraktion gar nicht.

Franz Kotteder

Es schien alles klar zu sein, die Mittel waren bereits bewilligt, aber jetzt gibt es in der CSU-Landtagsfraktion Widerstand aus der oberfränkischen Provinz. Deshalb muss die Fraktion jetzt erneut darüber beraten, ob das Staatstheater am Gärtnerplatz für 70,7 Millionen Euro saniert werden darf.

Dringend sanierungsbedürftig: das Gärtnerplatztheater. (Foto: Stephan Rumpf)

Dem Hofer Abgeordneten Alexander König, einem der stellvertretenden CSU-Fraktionschefs, war am Mittwoch in der Fraktionssitzung der Kragen geplatzt, er stellte den erst am Vormittag im Haushaltsausschuss gefassten Beschluss wieder in Frage. Für die Ausbesserung von Straßen und die Dorferneuerung sei kein Geld da, wohl aber für ein Münchner Theater, soll König in der Fraktion getobt haben. Von "Schicki-Micki-Plänen" der Staatsregierung war die Rede. König war gestern telefonisch nicht zu erreichen.

Sein Fraktionskollege Bernd Sibler, in der CSU-Fraktion zuständig für Hochschulen und Kultur, versuchte im Gespräch mit der SZ die Wogen zu glätten: "Es ging da um die regionale Ausgewogenheit von Zuschüssen. Diese Frage muss zulässig sein." Allerdings gebe es auch keine wirklich realistische Alternative zur Großsanierung: "Das Gärtnerplatztheater ist in einer Situation, wo man es entweder saniert oder abreißt."

Letzteres sei aber allein aus Gründen des Denkmalschutzes gar nicht möglich, insofern werde man das Haus über kurz oder lang sanieren müssen. In der kommenden Woche werde man in der Fraktion sicher noch weiter beraten, die endgültige Entscheidung falle dann am 21. Dezember im Kabinett.

Das 1864 erbaute Staatstheater am Gärtnerplatz ist stark sanierungsbedürftig. Besonders die Haustechnik macht Sorgen, immer wieder platzen Heizungsrohre, denn die Anlagen sind zum Teil an die hundert Jahre alt. Die Sanitäranlagen sind verrottet, in manchen Duschen der Künstlergarderoben haust der Schimmel. Die Elektroinstallationen sind veraltet und sehr störungsanfällig. Die Isolierung des Hauses lässt ohnehin zu wünschen übrig, viel Heizenergie strömt ins Freie. Auch an Dach und Fassade sind Renovierungsarbeiten dringend nötig.

Der Haushaltsausschuss des Landtags hat deshalb einstimmig beschlossen, die Sanierung aus dem Programm "Aufbruch Bayern" zu bezahlen. Dabei soll das Theater gleichzeitig auch rollstuhltauglich umgebaut werden. Die Arbeiten sollen im Mai 2012 beginnen und 2015, rechtzeitig zum 150. Jahrestag der Eröffnung, abgeschlossen sein.

Die Sanierung des Theaters ist neben der des Hauses der Kunst einer der größten Bauvorhaben des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst in dieser Legislaturperiode. Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP), der momentan wegen einer Tagung in Brüssel weilt, reagiert in einer ersten Stellungnahme auch verärgert auf die Querschüsse aus der CSU-Fraktion: "Wenn wir das Gärtnerplatztheater nicht zeitnah sanieren, muss es irgendwann wegen gravierender Mängel geschlossen werden. Das wäre die erste Theaterschließung in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg." Der Freistaat habe die historische und kulturelle Verantwortung, "eines der architektonisch schönsten Theater Bayerns" zu erhalten.

© SZ vom 11.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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