Lernen in Corona-Zeiten:Das Anrecht auf Ferien

Lesezeit: 2 min

Erwärmt sich fürs Eislaufen: Isabell Sonnefeld aus Neubiberg. (Foto: Claus Schunk)

Schülervertreter sprechen sich bei einer Veranstaltung zu Unterricht in Pandemiezeiten gegen Sommerschulen aus

Von Daniela Bode, Hohenbrunn

Wie sieht guter Online-Unterricht aus? Was haltet Ihr von den von der Politik vorgesehenen Sommerschulen? Das waren Fragen, um die es bei einer Online-Veranstaltung der Hohenbrunner Grünen am Mittwochabend zum Thema "Mitbestimmung und Schulalltag unter Coronabedingungen - aus Sicht von Schülerinnen und Schülern" ging. Etwa 20 Personen nahmen teil, um sich mit Isabell Sonnefeld, Mitglied des Landesschülerrats, der die Schüler im Freistaat vertritt, und Philip Orlowski, Schülersprecher der Realschule Neubiberg, zu unterhalten.

Von ihnen kam genauso Lob wie Kritik zum Schulalltag in Pandemiezeiten. Ihre Anliegen für die Zeit danach sind klar: "Ich würde mir wünschen, dass viele Schüler die Schule mehr schätzen lernen, dass sie sagen ,Toll, ich kann zur Schule gehen'", sagte Sonnefeld, die sich gerade an der Carl-Steinmeier-Mittelschule in Hohenbrunn auf die Mittlere Reife vorbereitet. Beide Schüler plädierten dafür, dass digitaler Unterricht nicht völlig wegfallen sollte, weil er kreative Möglichkeiten eröffne.

Wie die Teilnehmer rund um Ruth Jachertz, Moderatorin des Gesprächs, erfuhren, war die Arbeit des Schülerrats zuletzt vielfältig. Die Schülervertreter brachten unter anderem in regelmäßigen Konferenzen mit dem Kultusministerium ihre Anliegen vor. Ihre hauptsächlichen Forderungen zählte Sonnefeld auf. Unter anderem, "dass die Abschlussklassen so früh wie möglich wieder in die Schule dürfen, dass jegliche Plattformen verwendet werden dürfen". Gehört wurden sie ihrer Ansicht nach nur zum Teil, der Fokus liege oft auf den Gymnasien, findet sie.

Online-Unterricht funktioniert nicht überall gleich gut. Nach einem Positivbeispiel gefragt, nannte Orlowski prompt seinen Matheunterricht. "Unsere Lehrerin, die auch IT-Lehrerin ist, hatte von Anfang an einen Plan", sagte er. Von Beginn an hätte sie Dokumente geteilt und Breakout-Sessions genutzt, also die Schüler in Kleingruppen eingeteilt. In dem Zusammenhang kritisierte er, dass einige Lehrer sich beim digitalen Unterrichten nicht weitergebildet hätten, obwohl IT-Lehrer an der Schule Hilfe angeboten hätten. Grünen-Vorsitzende Johanna Gebert nahm die Lehrer in Schutz, die in vielem auf sich allein gestellt seien. Sie bemängelte, dass seitens des Kultusministeriums strukturierte Trainings gefehlt hätten. Insgesamt hätte Orlowski sich von der Schulleitung klarere Vorgaben gewünscht, auch was den Online-Unterricht angeht, etwa, dass man in Videokonferenzen immer die Kamera anhaben solle. Manche Schüler kratzten am Mikrofon, wenn sie sprechen sollten, und sagten "Ah, mein Mikro geht nicht". Von solchen Schüler-Tricks berichtete auch Sonnefeld. Zur Frage einer Teilnehmerin, was sie von Sommerschulen hielten, um Lernrückstände aufzuholen, waren sich Sonnefeld und Orlowski einig, dass dies keine gute Idee sei. "Alle freuen sich auf die Sommerferien", sagte Orlowski. "Man braucht auch einmal eine Pause", sagte Sonnefeld. Wegen verpassten Schulstoffs haben sie keine großen Bedenken. "Ich glaube, der Stoff, der weggefallen ist, wird bis zum Sommer wieder aufgeholt sein", sagte Orlowski. Auch indem nicht so relevante Themen weggelassen würden, was Lehrer bereits machten. Ein Problem sei das nur für Abschlussklassen, meinte Sonnefeld.

Zur Frage, ob sie nicht fänden, die Jugend sei jetzt mit ihren Bedürfnissen dran, hatten beide unterschiedliche Ansichten. Sonnefeld meinte, sie persönlich könne sich noch zurücknehmen. Orlowski indes, der Handballtrainer ist und sich bei den Pfadfindern engagiert, wünschte sich, "dass all das wieder geht". Beide hoffen, dass sich möglichst viele impfen lassen. Und wie soll die Hohenbrunner Realschule aussehen? Orlowski hat klare Vorstellungen: überall W-Lan und ausreichend große Sportflächen, damit Fußball und Handball gespielt werden kann.

© SZ vom 21.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: