Lebensretter vom Riemer See:"Wir dachten, die taucht"

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Eigentlich wollten sich die sechs Jungs nur am See erfrischen - doch dann mussten sie plötzlich die Leben zweier Kinder retten. Es ist nicht ihre erste Heldentat.

Susi Wimmer

Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass ein beherzter Bub ein dreijähriges Mädchen vor dem Ertrinken im Riemer Buga-See gerettet hat. Die Kleine war ins flache Wasser gelaufen, das plötzlich steil abfallende Ufer war ihr zum Verhängnis geworden.

Die Lebensretter: (v.l. oben) Abdulkadir Kadir, Manuel Trübenecker, Bilal Mohammed, (v.l. unten) Clemente Kees, Carlo Lucido und Florian Bauer. (Foto: region.mue)

Haargenau dieselbe Szene spielte sich am Mittwoch ab: Ein fünfjähriger Bub und seine sieben Jahre alte Schwester verloren am Buga-See den Boden unter den Füßen, gingen unter, wurden bewusstlos. Zu ihrem Glück stolperten ihre Retter regelrecht über sie: sechs Freunde, die sich an dem heißen Tag im See erfrischen wollten.

Sie sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen, kennen sich schon von Kindesbeinen an und stammen aus Deutschland, Italien, Marokko, Eritrea und Uiguristan: Clemente, Carlo, Florian, Abdulkadir, Manuel und Bilal, alle 17 und 18 Jahre alt. Sie wollten am Mittwoch nach der Schule zum Baden gehen. Also fuhren sie von "ihrem" Viertel am Westpark mit der U-Bahn an den Riemer See, "weil der See bei uns so schmutzig ist." Nach einer Runde Fußball beschlossen sie, sich ins Wasser zu stürzten.

"Wir haben den Buben und das Mädchen noch im Wasser gesehen", erzählen sie, "alles war ganz normal". Dass der Fünfjährige plötzlich untergeht, sehen sie nicht. Doch plötzlich bemerkt Florian beim Waten im brusthohen Wasser am Boden einen Körper. Er fasst nach unten und zieht das Kind an die Oberfläche. "Er hatte die Augen aufgerissen, so eine Art Schaum vor dem Mund und er war bewusstlos."

"Wir dachten, die taucht"

Die Siebenjährige treibt nun ebenfalls im Wasser, etwa drei Meter vom Ufer entfernt. Den Kopf nach vorne unter Wasser, "wir dachten, die taucht". Dann wird den Jugendlichen klar, dass auch das Mädchen das Bewusstsein verloren hat. Sie ziehen die Kinder an Land, dort sind zufällig ein Arzt und ein Krankenpfleger als Badegäste auf der Liegewiese und beginnen sofort mit den Reanimationsmaßnahmen.

"Wir dachten, die sind tot, sie haben nicht mehr geatmet", erzählen sie immer wieder. Ein bisschen sitzt den Burschen der Schreck noch in den Gliedern, doch natürlich überwiegt die Freude: Sie haben Leben gerettet, die Geschwister befinden sich auf dem Weg der Besserung. "Wir haben das schon mal gemacht", sagt plötzlich Carlo am Ende. Er und Manuel hatten vor acht Jahren im Westpark ein Kind gerettet, das dort in den See eingebrochen war. Auch das hatte überlebt. Einmal Retter, immer Retter.Susi Wimmer

© SZ vom 16.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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