Landratsamt:Mit Ausbildungsoffensive gegen den Fachkräftemangel

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Viel zu tun. Auch im Landratsamt fehlen Fachkräfte. (Foto: Ulrich Baumgarten/picture alliance)

Weil auch in der Landkreisverwaltung qualifiziertes Personal fehlt, soll die Zusammenarbeit mit Hochschulen intensiviert werden.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Es ist schon ein wenig bezeichnend, dass derzeit ausgerechnet eine Stelle in der Ausbildungsleitung im Landratsamt München nicht besetzt ist. Und das in einer Behörde, die händeringend gut ausgebildetes Personal sucht, um den immer weiter anwachsenden Anforderungen und Aufgaben überhaupt noch Herr werden zu können. Der Fachkräftemangel hat das Landratsamt - wie auch viele Rathäuser und natürlich die Unternehmen im Landkreis - längst erreicht. Und alle stehen in Konkurrenz zueinander. Jetzt wollen Landrat Christoph Göbel (CSU) und seine Verwaltung gegensteuern: Mit einer Ausbildungsoffensive im eigenen Haus, der Erweiterung des Angebots um spezielle Studiengänge im Bereich der Verwaltung - und mehr Personal.

An diesem Dienstag, 6. November, berät der Finanzausschuss des Kreistags von 14 Uhr an über die Pläne der Behörde, dem Fachkräftemangel und auch dem demografischen Wandel zu begegnen. Denn 138 der mittlerweile etwas mehr als 1100 Mitarbeiter des Landratsamtes werden in den kommenden fünf Jahren in den Ruhestand gehen - hinzu kommt, dass die allgemeine Fluktuation innerhalb der Belegschaft bei etwa hundert Mitarbeitern im Jahr liegt. Wenn ein Mitarbeiter geht, ist es allerdings sehr unsicher, dass seine Stelle wieder nachbesetzt werden kann. Egal ob es sich um die Stelle eines Ingenieurs, eines IT-Spezialisten oder einer Verwaltungskraft handelt. Daher ist das Landratsamt nach eigenen Angaben seit Jahren gezwungen, auch Quereinsteiger einzustellen und "diese entsprechend zu qualifizieren". Seit drei Jahren bezahlt das Amt seinen Mitarbeiter auch eine Arbeitsmarktzulage von etwas mehr als 75 Euro, um dem Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt etwas entgegen zu setzen. Doch all das reicht nicht mehr.

Übernahmegarantie für Nachwuchskräfte

Künftig soll es den Vorschlägen der Verwaltung zufolge eine Übernahmegarantie für die Nachwuchskräfte in der Behörde geben, wenn sie mit ihrer Ausbildung oder ihrem Studium fertig sind. Derzeit werden im Landratsamt 75 Männer und Frauen in drei Ausbildungsrichtungen qualifiziert: als Verwaltungsfachangestellte sowie zu Beamtenanwärtern in der sogenannten zweiten und dritten Qualifikationsebene.

Dieses Spektrum soll von 2019 an in Zusammenarbeit mit der Stadt München, der Hochschule für Ökonomie und Management sowie der Hochschule für angewandtes Management um die dualen Bachelorstudiengänge "Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Public Management", "Bachelor of Laws - öffentliches Recht" und "Bachelor of Arts - Soziale Arbeit" ausgebaut werden. Auch die Ausbildung zum Diplom-Verwaltungsinformatiker soll künftig angeboten werden.

Der Landkreis will für die hausinternen Ausbildungen künftig deutlich mehr Geld in die Hand nehmen. Bisher belaufen sich die Kosten etwa 1,6 Millionen Euro. Laufen alle neuen Zweige an, könnten die Kosten bei voller Ausschöpfung auf etwa vier Millionen Euro im Jahr 2023 ansteigen.

Es werden auch mehr Ausbilder benötigt

Wie akut die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist, belegen Zahlen der Industrie- und Handelskammer. Den Betrieben in der Landeshauptstadt und den umliegenden Landkreisen fehlen derzeit weit mehr als 70 000 Fachkräfte. Bis zu 40 000 sind es laut dem lokalen IHK-Chef Christoph Leicher im Landkreis. Da es an qualifiziertem Personal mangelt und Aufträge nicht mehr angenommen werden können, entgeht der Wirtschaft im Großraum laut IHK jährlich eine Wirtschaftsleistung von mehr als 6,3 Milliarden Euro. Werde nicht gegengesteuert, warnt die IHK, fehlten in und um München im Jahr 2030 nahezu 140 000 Fachkräfte.

Kaum anders stellt sich die Situation in den Behörden dar, in denen es nicht um Bilanzen, sondern um die schnelle Bearbeitung von Anträgen und Bürgeranliegen geht. Bayernweit fehlen der IHK zufolge in den Verwaltungen derzeit mehr als 23 000 Fachkräfte - bis ins Jahr 2030 werden es etwa 73 000 sein. Auch deshalb will das Landratsamt München Auszubildende künftig intensiver betreuen, verstärkt für eine Ausbildung in der Behörde werben und das sogenannte Offboarding, den Übertritt in den Job, innerhalb des Hauses garantieren. Hierfür werden laut Verwaltung auch mehr Ausbilder benötigt, die sich um die Azubis kümmern.

© SZ vom 06.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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