Landkreis:Widerstand gegen Biotope

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Kreistag schiebt die Entscheidung über Sperrzonen an Seen auf

Eigentlich sollte der Tagesordnungspunkt nur Formsache sein, immerhin hatten sowohl der Umweltausschuss als auch der Kreisausschuss des Landkreises München zuletzt einstimmig empfohlen, die Satzungen über die Benutzung der Erholungsgebiete Feringasee und Unterföhringer See zu ändern. Und zwar dahingehend, dass an beiden Seen in Teilbereichen ihrer Ufer "naturschutzfachlich wertvolle Biotopbereiche" von der Benutzung durch Erholungssuchende ausgeschlossen werden sollten. Anders ausgedrückt: Dort, wo das Gehölz dicht und unzugänglich ist, dürften laut Landkreisverwaltung keine Ausflügler mehr hin, wohl auch, um sich nicht angreifbar zu machen, sollte sich ein Besucher verletzen. Das Landratsamt betonte zudem, dass eine Umrundung der beiden Gewässer auch weiterhin möglich wäre, selbst wenn man in Ufernähe solche Biotope ausweisen würde.

Landrat Christoph Göbel (CSU) ging also in der Sitzung des Kreistags am Montagnachmittag im Bürgersaal Oberschleißheim davon aus, dass das Thema keine große Debatte auslösen würde - sah sich damit jedoch getäuscht: Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich sprach sich vehement gegen die Satzungsänderung aus, er betonte die große Bedeutung von Naherholungsgebieten vor dem Hintergrund von Zuzug und zunehmender Verkehrsbelastung: "Die Notwendigkeit einer Einschränkung ist mir nicht plausibel", sagte er und sprach davon, dass der Mensch "verdrängt" werde, etwa durch "Biber, die dort hausen und sich zahlreich ausbreiten". Zudem gebe es ein Grundrecht auf Naturgenuss, festgeschrieben in der Bayerischen Verfassung. Diesen Faden griff Göbels Stellvertreter, der Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch (CSU), auf und forderte geringere Eingriffe in die Nutzungsrechte der Seebesucher. "Wir würden hier Einschränkungen machen, weil wir keine Lust haben, jemanden zum Baumbeschneiden rauszuschicken." Letztlich wurde der Antrag des Grünen Markus Büchler, den Punkt zu vertagen und bis dahin weitere Informationen zusammenzutragen, mit breiter Mehrheit angenommen.

© SZ vom 25.07.2017 / stga - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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