Nach Orkan Niklas:Über Schleichwege zur Arbeit

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Auch die Straße von Aying Richtung Hofolding musste wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Feuerwehren müssen wegen der Verwüstungen durch Orkan "Niklas" 1500 Mal ausrücken. Der Oberhachinger Ortsteil Oberbiberg ist noch Mittwochfrüh fast von der Außenwelt abgeschnitten. Erst am Donnerstag sollen alle Straßen wieder freigegeben werden.

Von Daniela Bode

Für Elvira Oberstein aus Oberbiberg hat der Mittwoch schon aufregend begonnen. "Heute Morgen war es noch so, dass wir keine Optionen hatten wegzukommen", sagt die Gemeinderätin aus dem Oberhachinger Ortsteil. "Ich bin dann mit dem Auto über Laufzorn durch den Wald und über Straßlach-Dingharting in die Arbeit nach Waldtrudering gefahren. Das war schon abenteuerlich, weil um halb sechs ja noch kaum jemand unterwegs ist." Ihr Mann musste sich gar Urlaub nehmen, "weil öffentlich gar nichts mehr ging".

Umgefallene Bäume, defekte Oberleitungen und herumliegender Müll prägten am Tag eins nach dem Orkan Niklas vielerorts das Bild. Besonders stark betroffen war nach Angaben des Landratsamts der südliche Landkreis. Etwa 1500 Einsätze verzeichneten die Feuerwehren im Landkreis, sie waren in der Nacht auf Mittwoch bis in die frühen Morgenstunden unterwegs, um den Menschen im Landkreis zu helfen. Manche Schäden seien erst in der Früh gemeldet worden, wie etwa lockere Dachziegeln und verschobene Kaminaufbauten, sagte Kreisbrandmeister Gerhard Bauer. Die Ursache der meisten Einsätze waren umgestürzte Bäume. Einige Feuerwehren waren auch am Mittwochvormittag noch damit beschäftigt, diese wegzuräumen. Daher waren noch für einige Stunden fast alle S-Bahnen nicht in Betrieb und zahlreiche Straßen gesperrt. Umgestürzte Lastwagen und Anhänger waren der Grund, dass die Autobahnen A 995 und A 9 streckenweise gesperrt waren. Laut Kreisbrandmeister Bauer gab es aber am Mittwochmittag keine Behinderungen mehr auf diesen Strecken.

Eine Bilanz der Schäden kann nach Angaben des Landratsamts jedoch noch nicht gezogen werden. Stellvertretender Landrat Ernst Weidenbusch dankte aber schon einmal den Freiwilligen, die an den Einsätzen beteiligt waren: "Mein Respekt und mein großer Dank gilt allen Ehrenamtlichen und Rettungskräften, die pausenlos gearbeitet haben, um die Schäden so gering wie möglich zu halten und die Straßen im Landkreis zum großen Teil passierbar zu machen."

Besonders hart traf Niklas den Oberhachinger Ortsteil Oberbiberg. Nachdem am Dienstag auf der Straße nach Oberhaching mehrere Bäume umgestürzt waren, war das Dorf noch am Mittwochvormittag praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Nur über einen Schleichweg habe man der Ort verlassen können, da habe man sich aber an einer Absperrung vorbeischummeln müssen, erzählt Elvira Oberstein. Eine Freundin habe am Dienstagabend vier Stunden gebraucht, bis sie von München zu Hause in Oberbiberg war. Die Römerstraße wird laut Landratsamt voraussichtlich erst am Donnerstag befahrbar sein. Nach Straßlach kam man von Oberbiberg am Mittwoch nur über Großdingharting oder Grünwald.

In Acht nehmen müssen sich in den nächsten Tagen noch Spaziergänger. Nach Angaben des Landratsamtes sind die Wege um den Feringasee, den Unterföhriger See, den Unterschleißheimer See, den Heimstettener See und den Deininger Weiher, der Isarradweg sowie der Wanderparkplatz Dürnsteiner Brücke durch umgestürzte Bäume teilweise nicht passierbar. Die Aufräumarbeiten würden sich zum Teil bis nach Ostern hinziehen. Das Landratsamt rät deshalb bis auf Weiteres dringend von Besuchen in den Erholungsgebieten ab. Der Schlosspark Schleißheim ist nach Angaben der Bayerischen Schlösserverwaltung wegen der Sturmschäden geschlossen. Er kann frühestens an diesem Donnerstag wieder besucht werden.

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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