Landkreis:Teure Flächen und Bürgerprotest

Kommunalpolitiker sehen Probleme im Kampf gegen Siedlungsdruck

Von Isabel Meixner, Landkreis

Bei einer Diskussion von Kommunalpolitikern aus der Region München, wie dem wachsenden Siedlungsdruck Herr zu werden ist, ist ein umstrittener Vorschlag auf den Tisch gekommen. Der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU) stellte bei der Veranstaltung des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München die gängige Praxis infrage, Ausgleichsflächen für Baugebiete ausweisen zu müssen. Bei den Bautätigkeiten, die auf die Landkreise rund um die Landeshauptstadt in den nächsten Jahren zukämen, sei dies schwer zu halten, sagte er im Veranstaltungszentrum Alter Speicher in seiner Kreisstadt.

Auch das Credo, in den Orten erst den Innenbereich nachzuverdichten, ehe im Außenbereich Bauland ausgewiesen wird, sieht er auf dem Prüfstand. "Wir müssen uns um ein paar heilige Kühe Gedanken machen, sonst schaffen wir das nicht", sagte Niedergesäß. Die sogenannten Ausgleichsflächen sollen dauerhaft gepflegt werden und somit kompensieren, dass bei Bautätigkeiten an anderer Stelle Natur zerstört wird. Doch Ausgleichsflächen sind teuer geworden: Habe man früher fünf bis sechs Euro pro Quadratmeter Ausgleichsfläche bezahlt, würden jetzt 25 Euro plus fällig, rechnete Niedergesäß vor.

Die Debatte in Ebersberg zeigte, dass nicht nur rechtliche Rahmenbedingungen den Bau neuer Wohnungen erschweren. Viele Orte im Umland wollen nicht wachsen oder nur in Maßen. Wie die Kommunalpolitiker zudem deutlich machten, sind die Bürger nicht mehr ohne Weiteres bereit, Wachstum mitzutragen. Während sich vor 20 Jahren Gemeinden noch Bauland sicherten, ohne den Zorn ihrer Bürger auf sich zu ziehen, sei das "heute nicht mehr möglich", sagte Niedergesäß. Die Bürger formierten sich oft zum Protest gegen unliebsame Bauvorhaben.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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