Landkreis:Göbel will noch mal

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Meldet sich für die Kommunalwahl 2020 schon mal zur Stelle: Landrat Christoph Göbel. (Foto: Claus Schunk)

Zur Halbzeit der Wahlperiode kündigt der Landrat seine neuerliche Kandidatur an und benennt mit der CSU-Spitze seine Ziele

Von Stefan Galler, Landkreis

Die Parallelen sind immer wieder frappierend: Wie der Fußball ist auch Politik ergebnisorientiert, es geht in beiden Fällen um einen Wettkampf, der mehr oder weniger sportlich geführt wird. Und wie im Fußball bietet auch in der Politik die Halbzeit eine Möglichkeit zur Bilanz, beziehungsweise Neuausrichtung. Das weiß der CSU-Kreisvorsitzende Florian Hahn natürlich ganz genau, immerhin ist er der Gründer des ersten FC-Bayern-Fanklubs im Bundestag und schon alleine deshalb mit den Mechanismen der Branche vertraut. Wobei diese Formulierung ja in der Balltreterbranche auf eine bevorstehende Trennung vom Trainer hinweist.

Bei der CSU gibt es dagegen nach drei der sechs Jahre dauernden Zeitspanne zwischen den Kommunalwahlen eher eine vorzeitige Vertragsverlängerung zu vermelden: Landrat Christoph Göbel will auch nach 2020 weitermachen. Das gab der 42 Jahre alte Gräfelfinger am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Ottobrunn bekannt: "Ich bewerbe mich besten Gewissens für eine Wiederwahl zum Landrat", sagte Göbel, nachdem er und Florian Hahn ihre politische Zwischenbilanz gezogen hatten.

Göbel sprach unter anderem darüber, dass es gar nicht so einfach sei, bei einem derart heterogenen Landkreis wie dem hiesigen "Kommunalpolitik aus einem Guss" zu machen. Es gehe um "eine Klammer, die wir schließen wollen", sagte der Landrat. Und das vor dem Hintergrund eines "rasanten Wachstumstempos" und dem Versuch, dieses "mit den Bewohnern in Einklang zu bringen". Deshalb sei eine ganz wichtige Maxime in seinem politischen Handeln, von der Kirchturmpolitik wegzukommen und stattdessen vor allem auf den Feldern Wohnraum und Mobilität mit den benachbarten Gebietskörperschaften zusammenzuarbeiten. Die gesamte Europäische Metropolregion München (EMM) müsse im Fokus stehen.

Ein Anfang sei dabei ganz bewusst mit dem von ihm initiierten integrierten Mobilitätskonzept für die EMM mit dem Ziel eines überall geltenden Dachtarifs gemacht worden, so Göbel: "Wenn wir das auf dieser Ebene anstoßen, dann haben wir ganz schnell Unternehmen, Verbände und den ganzen Freistaat mit im Boot - und es geht ja auch ums Geld." Womit der Landrat auf umfangreiche Fördermittel anspielte, die hier womöglich zu erwarten seien.

Doch im Landratsamt gibt es noch andere Ziele für die zweite Hälfte der laufenden Amtszeit. So solle der gesellschaftliche Zusammenhalt auch über das Thema Asyl hinaus einen größeren Stellenwert bekommen. "Ich habe eine Projektgruppe im Landratsamt gebildet, wir werden in den Gemeinden vor Ort Workshops zum Thema Integration organisieren", sagte Göbel. Diese würden professionell moderiert und sollten dazu dienen, Ängste abzubauen.

Ein Punkt, bei dem sich auch die in Ottobrunn anwesenden CSU-Bürgermeister Maximilian Böltl (Kirchheim) und Stefan Schelle (Oberhaching) zu Wort meldeten, ist der soziale Wohnungsbau, den der Landkreis in Form von großen Projekten angehen will. Böltl ergänzte, man müsse dringend auch private Grund- und Immobilienbesitzer zur Kasse bitten, die derzeit bei Verkäufen von "schwindelerregenden Wertsteigerungen" profitierten. Nur so sei es für Kommunen finanzierbar, eine sozialgerechte Bodennutzung umzusetzen. Schelle ergänzte, dass alleine die Bereitstellung von Infrastruktur angesichts des ständigen Bevölkerungswachstums im Landkreis nicht mehr finanzierbar sei. "Deshalb ist es ja auch lustiger, Gewerbegebiete auszuweisen als Wohngebiete."

Die Christsozialen haben all ihre großen und kleinen politischen Errungenschaften der ersten drei Jahre der Wahlperiode auch zu Papier gebracht, und zwar in Form eines kleinen Parteiblatts mit dem Titel Landkreiskurier, das in 27 der 29 Städte und Gemeinden an alle Haushalte verteilt werden soll. Das insgesamt vierseitige Blatt ist jeweils zur Hälfte vom Kreisverband und vom jeweiligen Ortsverband gestaltet. CSU-Bürgermeister, die jeweiligen Fraktionssprecher in den Gemeinderäten oder Ortsverbandschefs stellen in Interviews ihre Politik vor. Lediglich Baierbrunn und Grünwald haben keine eigene Ausgabe. "Sie wollen das selbst machen", sagte Florian Hahn, der den Eifer der ehrenamtlichen Mitarbeiter lobte: "Ich bin unglaublich stolz, was an der Basis geleistet wird. Ich glaube nicht, dass eine andere politische Kraft im Landkreis zu so einem Projekt fähig wäre."

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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