Laienbühne:"Bei mir in den Proben darf sich jeder richtig auslachen"

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Winfried Frey, Regisseur beim Feldkirchner Theaterverein, über die Arbeit mit Laien und das neue Stück "Die Maibaumwache"

Interview von Anna-Maria Salmen, Feldkirchen

Er habe für den Feldkirchner Theaterverein ein Stück im Hinterkopf, das ideal zu den diesjährigen Ereignissen im Ort passe - das kündigte Regisseur Winfried Frey bereits 2019 an. Der 51-Jährige hält Wort: Mit "Die Maibaumwache", einem Stück, das bereits im Fernsehen aufgezeichnet wurde, startet der Theaterverein am Wochenende in die Saison. Frey, unter anderem bekannt aus Serien wie "München 7", den "Rosenheim Cops" sowie mehreren "Tatort"-Folgen, führt heuer zum achten Mal Regie in Feldkirchen. Im SZ-Interview spricht der Schauspieler über seine Arbeit mit dem Verein.

SZ: Herr Frey, wie sind Sie zum Feldkirchner Theaterverein gekommen?

Winfried Frey: Christiane Blumhoff, eine liebe Kollegin, ist seit vielen Jahren Stammgast hier. Dem Verein ist dann der Regisseur weggebrochen. Von den Spielern wollte das keiner übernehmen. Sie haben gesagt: Jetzt schauen wir mal, vielleicht weiß die Christiane jemanden. Plötzlich kam eine E-Mail von ihr bei mir an: Du machst doch so was, hast du nicht Lust? Ich habe es mir überlegt und mich in Verbindung gesetzt. Und seitdem machen wir das.

Die Zusammenarbeit dauert bereits acht Jahre an, scheint also Spaß zu machen.

Ja. Es ist eine wirklich gute Truppe, wir sind auf einer Wellenlänge. Das ist meine Prämisse bei allen Projekten: Ich muss Freude daran haben. Und solange ich das habe, kann ich es machen. Wenn ich merke, das geht mir irgendwann verloren, muss ich etwas ändern. Bei den Feldkirchnern sehe ich da aber keine Notwendigkeit.

Was sind die Hauptunterschiede zwischen Laienschauspielern und Profis?

Am besten kann man es an der Zeit festmachen. Es gibt sehr begabte Laienschauspieler. Aber für die Umsetzung brauchen die dann doch drei bis fünf Mal so lang wie ein Profi. Generell gibt es Amateure, die können das aber dennoch relativ schnell umsetzen. Es gibt aber auch welche, die einfach Zeit brauchen, damit es sich setzt.

Kann jeder schauspielern lernen und auf einer Bühne stehen?

Im Prinzip will jedes Kind spielen. Wir Schauspieler wollen auch spielen, das ist nichts Anderes. Mit dem Handwerkszeug, was man in der Ausbildung lernt, hat man eine Basis. Ich traue mich zu behaupten, dass ein Schauspieler relativ schnell von höchster Freude bis zu abgrundtiefer Traurigkeit alles herstellen kann. Das ist bei den Amateuren sicher ein längerer Weg. Letzten Endes ist es immer eine Sache des Fleißes. Aber Begabung kann man nicht lernen. Mein damaliger Direktor an der Schauspielschule hat gesagt, es ist 60 Prozent Begabung, 40 Prozent Fleiß. Ich denke, so kann man es gut zusammenfassen.

Was ist die größte Herausforderung an der Regie in Feldkirchen?

Hier ist das Ziel, Beständigkeit herzustellen. Das versuche ich jedes Jahr: Dass wir bei den Endproben so intensiv arbeiten, so ins Detail gehen, dass wirklich jede der Vorstellungen von gleicher Qualität ist. Es kommt natürlich auch auf das Publikum an, wenn die von Anfang an dabei sind, spornt das die Spieler noch mehr an. Aber in der Regel haben wir hier eine sehr beständige Leistung.

Und was ist das Schönste an der Arbeit?

Dass viel gelacht wird. Das genieße ich sehr, das genießen auch die Spieler. Ich lache laut, wenn ich etwas lustig finde. Bei mir darf sich in den Proben jeder "auslachen". Es ist wichtig, dass man da so lange lacht, bis man es bei den Vorstellungen nicht mehr macht.

So mancher Kritiker blickt eher herablassend auf Mundarttheater. Was würden Sie diesen Skeptikern entgegnen?

Natürlich sind die Qualitätsunterschiede enorm, dass muss man einfach ehrlich sagen. Die Feldkirchner haben in ihrer Geschichte von Boulevard über Volksstück bis hin zum Mundarttheater alles gemacht. Das fasziniert mich so an dieser Truppe. Wir hatten auch Stücke, die vom Aufwand oder vom Inhalt her anspruchsvoller waren. Ich will so weitermachen, dass wir nächstes Jahr vielleicht etwas ganz Anderes machen. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass wir einen alten Schwarz-Weiß-Film im Theater machen.

Gibt's schon konkrete Ideen?

Noch nicht. Nach den Vorstellungen muss erst mal Pause sein. Im Sommer gibt's einen Biergartentermin, da wird ganz vorsichtig angefragt, wer denn nächstes Jahr wieder Lust hat. Wenn ich ungefähr eine Ahnung habe, wie viele Herren und Frauen ich habe, kann ich mich auf die Suche nach einem Stück machen. Die Richtung schwebt mir schon vor, ich könnte mir vorstellen, es wird was Boulevardeskes.

Das Stück heuer ist ja optimal für Feldkirchen - der Maibaum, die Kommunalwahl. Was erwartet die Zuschauer?

Wir sind in den 1920er Jahren auf dem Land. Das noch unterdrückte Frauenbild wandelt sich völlig: Die Frauen bekommen letztendlich die Oberhand - ich glaube, so viel darf man verraten. Das Ganze dreht sich um die Kommunalwahl, wo sich die Männer eine verrückte Idee ausgedacht haben: Wer den längsten Maibaum hat, darf Bürgermeister werden. Wir haben den amtierenden Bürgermeister, der eine kleine Finte in der Hosentasche hat, um immer den längsten Maibaum zu haben. Und dann kommt die Frauenpower dazu, die Frauen sagen: So, jetzt greifen wir an und nehmen unser Glück selbst in die Hand.

Nach der Premiere am Freitag, 13. März, Beginn 20 Uhr, führt der Verein das Stück "Die Maibaumwache" noch an folgenden Terminen auf: 14., 20., 21., 22., 27. und 28. März. Beginn ist freitags und samstags jeweils um 20 Uhr, am Sonntag um 19 Uhr. Gespielt wird im Saal der Kinder- und Jugendhilfe Feldkirchen, Hohenlindner Straße 8. Karten gibt es bei Lotto-Toto Schreibwaren Deichslberger am Wolfgangsplatz, unter 0160/92 03 71 43 oder auf www.theater-feldkirchen.de.

© SZ vom 10.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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