Lärm - das sagen die Bürger:Kampf dem Krach

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Es ist ein Thema, das die Münchner beschäftigt: Wo ist die Stadt am lautesten? Und: Wie lässt sich Lärm vermeiden? Diese Fragen hat die Stadtverwaltung den Bürgern gestellt - und zahlreiche Rückantworten erhalten.

Marco Völklein

Martin Hänsel hat einen ganz pragmatischen Vorschlag, um den Lärm in der Stadt zu mindern. Da braucht es keine großangelegten Pläne. Keine Maßnahmen oder gar Bauwerke. Wenn im Herbst die Hausmeister, die Eigenheimbesitzer und auch die Arbeiter der Stadt wieder tausendfach die Laubbläser und -sauger anwerfen, um das Laub von den Straßen zu schaffen, dann "sollte man einfach mal dafür sorgen, dass die gesetzlichen Zeiten eingehalten werden", sagt der Vizegeschäftsführer des Bund Naturschutz in München.

Im Herbst fallen die Blätter, und schon verbreiten auch wieder die Laubbläser ihr charakteristisches Geräusch; so wie hier am Johannisplatz. Die Stadt erarbeitet derzeit Maßnahmen, wie man den Lärm - der überwiegend vom Verkehr ausgeht - in den Griff bekommen kann. (Foto: action press)

Vor neun Uhr dürfen diese Geräte laut zwei Verordnungen nämlich gar nicht eingesetzt werden. "Dann würde nämlich mancher vielleicht doch zum Rechen greifen und das Laub so entfernen", sagt Hänsel. "Das wäre auch ein Stück Lärmschutz."

Um den Lärm in den Griff zu bekommen, war die Stadt München vor einigen Wochen aktiv geworden. In vier Bürgerforen informierte das Referat für Gesundheit und Umwelt, kurz RGU, die Münchnerinnen und Münchner darüber, wo der Lärm am lautesten ist. Und die Stadt wollte von ihren Bürgern wissen, ob die denn Ideen haben, wie man den Lärm mindern könnte. Auch im Internet gab es bis zum Freitag die Möglichkeit, ein Online-Formular auszufüllen und Ideen einzureichen. Laut RGU-Sprecherin Katrin Zettler gingen rund 350 Antwortbögen ein. Nun sichtet die Stadt die Vorschläge der Bürger.

Und die sind mitunter "von einer sehr großen Kenntnis und Ortskunde geprägt", wie Gunhild Preuss-Bayer vom Münchner Gesundheitsladen sagt. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit dem Krach in der Stadt und den gesundheitlichen Folgeschäden, die Lärm für die Menschen haben kann. Sie war bei einigen der vier Bürgerforen dabei und hat festgestellt, dass "sich die Bürger zum Teil schon lange mit den jeweiligen Problemen beschäftigt haben".

In Untergiesing regten zum Beispiel Anwohner an, den Verkehr besser zu überwachen. Dort ist das Linksabbiegen von der Humboldtstraße in die Pilgersheimerstraße eigentlich untersagt; dennoch stehen dort jeden Morgen Autofahrer und setzen den Blinker links. Nicht selten führt dies zu einem Hupkonzert verärgerter Autofahrer in der Schlange dahinter - eine zusätzliche Lärmbelastung, die man mit einer besseren Überwachung vermeiden könnte, meinten zumindest die Bürger.

Andere Vorschläge waren Geschwindigkeitsbegrenzungen, andere Ampelschaltungen, die schnellere Behebung von Straßenschäden durch die Stadt, ein leiserer Straßenbelag sowie der Einbau von Schallschutzfenstern oder die Errichtung von Schutzwänden. Die ganzen Ideen und Vorschläge werde die Stadtverwaltung nun in einem internen Arbeitskreis bewerten, sagt RGU-Sprecherin Zettler. In diesem Arbeitskreis sitzen zahlreiche städtische Stellen zusammen - neben dem RGU unter anderem auch Vertreter des Baureferats, des Kreisverwaltungsreferats und der Stadtwerke.

Sie prüfen, was die vorgeschlagenen Maßnahmen bringen, wie sie umgesetzt werden können - und vor allem: was sie kosten. Wenn es zum Beispiel so ist, dass mehrere Bürger an einer Stelle eine Schallschutzwand für sinnvoll erachten und auch die Lärmfachleute und die Bauingenieure zustimmen, kann es immer noch sein, dass beispielsweise die Denkmalschützer Bedenken anmelden, erläutert Zettler das weitere Vorgehen. Am Ende möchte das RGU einen Aktionsplan erstellen, der kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen enthalten soll. Dieser wird den Bürgern erneut zur Diskussion vorgelegt. Am Ende wird der Stadtrat darüber zu entscheiden haben. Dies alles wird allerdings voraussichtlich frühestens im Frühjahr 2011 stattfinden.

Auf diesen Plan ist Martin Hänsel vom Bund Naturschutz schon gespannt. "Unsere Erfahrung ist, dass bei solchen Bürgerbeteiligungen die Workshops meist professionell ablaufen und auch Ideen erarbeitet werden", sagt er. Doch würden die Vorschläge von der Verwaltung nur selten aufgegriffen. "Wichtig ist, dass letztlich etwas dabei herauskommt", findet Hänsel. "Andernfalls fühlen sich die Leute vor den Kopf gestoßen."

© SZ vom 06.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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