Kunst :Blickfänger aller Art

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18 Mitglieder des Künstlerkreises Haar zeigen in Ottobrunn eine große Vielfalt an Themen und Techniken

Von Angela Boschert, Ottobrunn

Eine Ausstellung mit dem Titel "Kaleidoskop" verspricht Vielfalt, Abwechslungsreichtum und Formenschönheit - und genau das erwartet den Besucher auch in der Galerie "Treffpunkt Kunst" des Kunstvereins Ottobrunn. Bis zum 25. Mai präsentieren dort 18 Mitglieder des Künstlerkreises Haar Werke der Malerei, Zeichnung und Plastik, die sich durch unterschiedliche Techniken, Themen und mannigfaltige Motive auszeichnen.

Kleinere Werke dominieren die Räume der Galerie, hauptsächlich Bilder, die aber auch von Skulpturen wie Bernhard Süßbauers "Jüngling" und "Sitzende Frau" flankiert werden. Katja Ochoa Molano, zweite Vorsitzende des KV Ottobrunn, gestand, sie habe sich schon Gedanken gemacht, wie die Hängung bei 18 Künstlern funktionieren könne. Es gelang, weil auch abseitige Wandflächen genutzt wurden.

Romana Wenkowitschs "Bernie". (Foto: Claus Schunk)

An der Eingangswand sticht dem Besucher der wilde "Stier N 35" von Elena Drobychevskaja ins Auge. Die ausgebildete Zeichentrickfilmanimateurin aus Weißrussland hat dicke Pinselstriche - hier in feuerrot - auf die Leinwand gesetzt. Allmählich sah sie darin einen Stier und hat ihm noch Hörner angesetzt. "Im Malen sehe ich, was es wird. Hier hat mich die Kraft und Dynamik des Stiers fasziniert", sagt die zarte, zurückhaltende Frau.

Nicht weit weg, gleich neben dem Regal im Eingangsraum, hängt "Blind Date", ein Druck von Elfie Bilger, der zweiten Vorsitzenden des Künstlerkreises. "Man sieht dort eine Tür. Geht man durch sie hindurch, weiß man nicht, was passiert. Das interessiert mich, das Unbekannte, das Neue", erklärt die Künstlerin. Drei kleine Bilder in Buntlacktechnik mit den Titeln "Spuren" zeigen rätselhafte, wirbelnde weiße Linien, die wie schnelle Notizen oder Skizzen wirken und den Betrachter innehalten lassen, bevor er weiter in das Untergeschoss geht.

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(Foto: Claus Schunk)

Rolf Dinters "Nähe"...

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(Foto: Claus Schunk)

... und Bernhard Süßbauers "Jüngling".

Dort fällt etwa Erika Lohrs quadratisches Gemälde "Mandala" auf, in dem ein grauer, ein blauer und ein goldener Text in Frakturschrift entlang des Randes verläuft. Von Schwung und Leichtigkeit geprägt sind die Acrylbilder "Schmetterling" und "Traum" von Gabriele Halla. "Bei mir ist die Farbe das A und O", sagt die Künstlerin. Aus einem Farbgedanken heraus entstünden ihre abstrakten Bilder. So kann man in "Der Traum" eine hohe Welle sehen oder aber die Konturen eines Menschenkopfes. Rätselhaft bleibt das gelbe Feld in der Bildmitte. Ist es ein Strand oder eine liegende Frau? Halla lächelt und sagt, der Titel sei ihre erst im Nachhinein gekommen, als sie in dem Bild einen Traum gesehen habe.

Elfie Bilger ist zweite Vorsitzende des Künstlerkreises. (Foto: Claus Schunk)

Möglicherweise auch ein Traum ist Kurt Museggs pointillistisches, buntes Bild mit dem Titel "Donald Trump". Man sieht einem von Rohren (oder Würmern?) durchzogenen Fantasieturm in der Bildmitte, daneben die Freiheitsstatue, deren Sockel brennt, und davor ein Mitglied von Familie Duck. Die Comicfigur aus Entenhausen trägt die Brille von Dagobert Duck und badet wie dieser selbstzufrieden in Goldmünzen. Der blaue Rock, den Dagobert zwar auch manchmal trägt, lässt unmittelbar an seinen Neffen, den von Geldsorgen und Missgeschicken geplagten Donald denken. Das gegenständliche Bild des ausgebildeten Dekorationsmalers aus Villach ist voller Andeutungen, seien es die kleinen schwarzen Teufelchen, der biblische Sündenfall oder eine gemalte Beschädigung des Malgrundes. Der Gedanke an die Wimmelbilder in den Büchern von Ali Mitgutsch bleibt nicht aus. Vielleicht nicht ganz zufällig steht das kupferne, fein strukturierte "Goldeselchen" von Karina Schlaffer schräg vor dem Bild von Musegg. War doch Dagoberts erste selbst verdiente Münze ein Zehn-Kreuzer-Stück, die ihr Pendant in den zwei Zehn-Cent-Münzen findet, die Schlaffers Goldeselchen von sich gibt.

Von ganz anderem Charakter ist das große Bild "Farbspiele" von Gabriele von Ende, welches die Künstlerin im Gespräch als "Frühlingsbild" bezeichnet. Rote Flächen sind über dem mit Grün und Gelb gestalteten Farbgrund verteilt. Hier und dort springen einem blaue Tupfer oder Striche ins Auge. Als Betrachter scheint man in eine Wiese mit Tulpen einzutauchen. Doch verharrt von Ende bei dem Begriff "Tulpen". Das Bild sei abstrakt. "Der Betrachter soll von allen vier Seiten ein vollkommenes Bild sehen", sagt sie und erklärt, sie drehe das Bild nach jeder aufgetragenen Farbschicht. Der Käufer solle entscheiden, welche Seite er nach oben hängt. Blickfänger anderer Art, bei denen sich diese Frage eher nicht stellt, sind Romana Wenkowitschs Wildschwein "Bernie" oder Rolf Dinters Komposition zweier anmutig umschlungener Frauen "Nähe".

Die Ausstellung "Kaleidoskop" im "Treffpunkt Kunst", Rathausstraße 5, in Ottobrunn, dauert bis 25. Mai. Sie ist geöffnet mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr.

© SZ vom 30.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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