Kulturvorschau:Aperitif statt Pausenprosecco

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Trotz Einschränkungen gibt es Lichtblicke: Die Verantwortlichen am Kleinen Theater setzen auf volles Programm, unter anderem gastiert "Voicepassion" mit einer Inszenierung von Strauß' "Die Fledermaus". (Foto: Veranstalter)

Am Kleinen Theater Haar bemüht man sich, manch kleines Ritual innerhalb einer "neuen Normalität" zu erhalten. Das Programm ist üppig, der Freundeskreis des Hauses hat sich neu aufgestellt

Von Udo Watter, Haar

Sich fein anziehen, unbeschwert und maskenfrei durchs Foyer flanieren, in der Pause mit anderen Besuchern parlieren und ein Glas Sekt schlürfen - der Theaterbesuch ist zwar wieder möglich, aber einige liebevoll kultivierten Rituale fallen nach wie vor den coronabedingten Einschränkungen zum Opfer. Gleichwohl stimmen Matthias Riedel-Rüppel, Leiter des Kleinen Theaters Haar, die ersten, im Zeichen des neuen Veranstaltungskonzeptes realisierten Vorstellungen leise optimistisch: "Sie lassen hoffen, dass ein Kulturbetrieb mit einer ,neuen Normalität' funktionieren kann."

Sicherheit und Gesundheitsschutz gehen eben vor. Aber: "Wir sind bemüht unseren Gästen so viel Normalität wie möglich zurückzugeben. Dazu gehört, dass wir vor der Veranstaltung ein kleines Getränkeangebot direkt an den Platz bringen...der Prosecco gehört doch dazu." Aperitif statt Pausengetränk quasi. Riedel-Rüppel hat nicht nur einen angenehmen Hang zur Verschmitztheit, sondern betont neben der Wichtigkeit klassischer Hygienemaßnahmen die Bedeutung kultureller Veranstaltungen für die psychische Hygiene oder altmodischer formuliert: für Geist und Seele. "Wir sollten gemeinsam der Öffentlichkeit zeigen, dass nicht ,Social Distancing' notwendig ist, ,Physical Distancing' ist völlig ausreichend und das stellen wir im Kleinen Theater Haar sicher."

Zu den kommenden Veranstaltungen gehört unter anderem der Auftritt des Quartetts Matching Ties am Samstag, 26. September, das zusammen mit der irischen Tanzgruppe "O' Brannlaig Rinceoir" eine Irish Folk Night präsentiert. Am Sonntag, 4. Oktober, wird Sandra Kreisler im Kleinen Theater Chansons ihres Vaters Georg Kreisler präsentieren. Unterstützt von ihrem Klavierpartner Jochem Hosten stellt sie eher unbekannte Lieder des großen Wiener Komponisten vor, der nicht zuletzt für seinen Sprachwitz und schwarzen Humor bekannt war: "Kreisler singt Kreisler".

Unter der Maxime "Comedy mit Arroganz" wird die Kabarettistin Anna Zink eine Woche später, am 11. Oktober, dem Publikum ihr Programm "Das Ende der Bescheidenheit" näher bringen. Überhaupt ist der Oktober dicht getaktet mit Veranstaltungen: neben Miroslav Nemec, der in der Reihe "Seelen-Art" am 22. in Haar gastiert, zeigt unter anderem das Sänger-Quartett Voicepassion am 24. Oktober eine Version von Johann Strauß' Fledermaus zu Viert: quasi die Operette in kleinen Bissen. Und wer bekäme beim Champagnerlied nicht ein bisschen Lust auf einen Schaumwein? "Die Majestät wird anerkannt, anerkannt rings im Land. Jubelnd wird ,Champagner der Erste' sie genannt!" Weitere Informationen zum Programm - am 30. Oktober spielen etwa noch die Munich Classical Players unter dem jungen Vaterstettener Dirigenten Maximilian Leinekugel im Beethovenjahr 2020 ein Beethoven-Programm - gibt es über die Homepage des Theaters ( kleinestheaterhaar.de.)

Dass die Zukunft des Jugendstil-Hauses zahlreichen Menschen am Herzen liegt, zeigte sich auch bei der Jahreshauptversammlung, die der Freundeskreis des Kleinen Theaters am vergangenen Montag abhielt. Immerhin kamen trotz der Einschränkungen knapp 40 der 93 Vereinsmitglieder zu dem Treffen, das coronabedingt im März ausgefallen und auf September verschoben worden war. Horst Aßmann, Gründungsvorsitzender des Vereins, trat nach vier aktiven Jahren nicht noch einmal an. Seine Nachfolgerin ist Ines Heukäufer, die die Wahl gegen die bisherige zweite Vorsitzende, Ulrike Holtappel, für sich entschied. Zur zweiten Vorsitzenden wurde Friederike Steinberger, gewählt. Kassierer bleibt der Teamleiter Finanzen am Isar-Amper-Klinikum Albert Knott. Zur neuen Schriftführerin wurde die bisherige Beisitzerin Gudrun Tomlinson gewählt. "Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Gremium", betont Matthias Riedel-Rüppel.

Ein besonderer Dank ging an den scheidenden Vorsitzenden Horst Aßmann. Mit großen Engagement hat er sich um den Aufbau des Vereins gekümmert: "Ich bleibe dem Theater treu, ihr werdet mich weiter hier im Haus antreffen!", ließ er verlauten. Zum Dank für sein Engagement erhielt er von Riedel-Rüppel zwei der neuen KTH-Cards-rosa, sowie symbolisch eine Bierkiste - für die nächsten Freigetränke beim "Feierabend im Theater". Es muss ja nicht unbedingt Prosecco sein.

© SZ vom 25.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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