Kulturprogramm in Pullach:Tragische und komische Züge

Lesezeit: 2 min

Carolyn Breuer und Andrea Hermenau sind Namensgeberinnen des Breuer Hermenau Quartett. (Foto: Privat)

Die neue Spielzeit lebt von der Vielseitigkeit

Von Udo Watter, Pullach

Die Feuilletons waren voll des Lobes, als 2018 Ulrich Alexander Boschwitz' Roman "Der Reisende" 80 Jahre nach seiner Niederschrift in Deutschland neu veröffentlicht wurde: Die Geschichte des jüdischen Kaufmanns Otto Silbermann, der nach der Pogromnacht von 1938 aus Deutschland zu fliehen versucht, aber auf seiner Odyssee mit der Reichsbahn quer durch das NS-Reich immer wieder an den geschlossenen Grenzen zu den Nachbarstaaten scheitert, galt zahlreichen Kritikern als bisher unbekannte, neu zu entdeckende Perle der Exilliteratur. Eine traurige, fesselnde Parabel, die das beklemmende Bild einer Gesellschaft zeigt, die sich in rasender Geschwindigkeit ihrer Mitmenschlichkeit entledigt.

Das Landestheater Schwaben zeigt die auf dem Roman basierende Bühnenversion "Der Reisende" im Pullacher Bürgerhaus als deutsche Erstaufführung am 22. Januar. "Ein Stück Emigrationsliteratur, das beinahe verschollen wäre", freut sich Hannah Stegmayer, die Leiterin des Bürgerhauses, auf diese besondere Inszenierung. Ansonsten geht es, was die Theatervorstellungen angeht, in der kommenden Pullacher Spielzeit - der Abo-Verkauf startet an diesem Dienstag, 16. Juli, - generell weniger tragisch zu: Zwar zeigt die Württembergische Landesbühne Esslingen im Februar noch Schillers Trauerspiel "Kabale und Liebe", aber mit Moliéres Komödie "Die Streiche des Scapin" (Neues Globe Theater) und "Das "Gespenst von Canterville", einer komische Oper nach Oscar Wilde mit Musik von Purcell und Gershwin, welche die Kammeroper München zeigt, stehen auch zwei Werke auf dem Spielplan, die temporeiche und erfrischende Vorstellungen versprechen.

Das Klassik-Programm kann sich ebenfalls sehen (oder hören) lassen: Am 17. Oktober spielen die Barockviolinistin Amandine Beyer und der Cembalist und Fortepianospieler Kristian Bezuidenhout Werke von Mozart, Haydn und Carl Philipp Emanuel Bach. "Zwei exzellente Originalklangmusiker", urteilt Stegmayer. Das Dover Quartet, das im am 5. November im Bürgerhaus gastiert, spannt den Bogen von Mozart über Brahms bis Hindemith, das Capricornus Consort Basel wird mit dem Countertenor Franz Vitzthum und der Sopranistin Miriam Feuersinger im Dezember Kantaten von Christoph Graupner und Franz Xaver Richter präsentieren. Im Februar kommt noch das international renommierte Sestetto Stradivari, das romantische und moderne Werke spielt.

Auffallend prominente Namen finden sich auf der Liste der Kabarettisten. Luise Kinseher präsentiert am 19. September "Mamma Mia Bavaria", Andreas Rebers verspricht im Oktober "Ich helfe gern" und Gerhard Polt taucht mit "Im Abgang nachtragend" am 6. Februar in die Untiefen der bayerischen Seele ein. Am 13. November zeigt Familie Flöz ihr experimentelles, schwarzhumoriges, nonverbales Theater.

Die Reihe "Jazz & More" wartet unter anderem mit dem Breuer Hermenau Quartett auf - Namensgeberinnen sind die zwei großartigen Münchner Jazz-Musikerinnen Carolyn Breuer (Saxofon) und Andrea Hermenau (Pianio, Vocals). Oder dem Franz von Chossy Trio. Abgesehen vom Abo-Angebot gibt es noch ein umfangreiches Kinderprogramm - etwa das Konzert für Kinder und Familien der Münchner Philharmoniker; in der Weihnachtszeit wird das Ballett "Hänsel und Gretel" gezeigt, vormittags gibt es mehrmals pädagogisch wertvolle Stücke. Andere Pullacher Institutionen wie die Musikschule, die Charlotte-Dessecker-Bücherei und die Volkshochschule präsentieren ebenfalls wieder interessante Programmpunkte. Auch nicht im Abo-Angebot, aber spannend und inspirierend dürfte der Auftritt von Josef Pretterer werden, der in seinem Jubiläumsprogramm sein Leben als Puppenspieler zeigt. Ähnliches gilt für die Lesung von Schauspieler Gerhard Polacek, der am 23. Oktober mit literarischen Texten von H. C. Artmann über Qualtinger bis Bernhard eine Exkursion in die Abgründe der österreichische Seele eintaucht - auch das eine Reise mit tragischen und komischen Zügen.

Der Abo-Verkauf findet von Dienstag, 16., bis Freitag, 26. Juli, statt und vom 10. bis zum 20. September zu den Vorverkaufzeiten im Kulturamt oder jederzeit im Internet. Es gibt vier Abos: Theater und Musiktheater (4 Vorstellungen), Klassik (4 Konzerte), Kabarett und Kleinkunst (4 Kleinkunstabende) und Jazz & More (4 Konzerte) sowie extra das Jugend-Abo (drei frei wählbare Veranstaltungen). Infos gibt es unter www.buergerhaus-pullach.de.

© SZ vom 15.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: