Kreisverband gegründet:Piraten - jetzt auch in München

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In Moosach gründet sich der größte Kreisverband der Piratenpartei bundesweit. Dessen wichtigste Themen: S-Bahn-Stammstrecke Olympia 2018 - und Mitgliederwerbung.

F. Fuchs

An den Wänden des Alten Wirts hängen Hirschgeweihe, das passt nicht unbedingt zu den Piraten. Sie haben es sich aber sogleich gemütlich gemacht im Alten Wirt in Moosach und ihre Laptops ausgepackt, die Handys und natürlich eine Videokamera:

In Moosach wurde der Münchner Kreisverband der Piratenpartei gegründet. Mit 450 Mitgliedern ist er der größte Piratenverband im Bundesgebiet. (Foto: dpa)

Ohne Videokamera geht gar nichts bei der Piratenpartei, alle Treffen werden live im Internet übertragen, und so konnte am Sonntag die ganze Welt sehen, dass sich nun auch in München ein Kreisverband der Gruppierung gegründet hat - mit 450 Mitgliedern ist er aus dem Stand der größte Piratenverband im Bundesgebiet.

Auf den neuen Vorsitzenden Holger van Lengerich wartet nun eine Menge Arbeit: Er muss sich nicht nur darum kümmern, die Positionspapiere zu Olympia, S-Bahnstammstrecke und Informationsfreiheit umzusetzen, die die Mitglieder beschlossen haben. Er muss auch eine tragfähige Infrastruktur für die junge Partei aufbauen.

Bisher hatten sich die Piraten noch mit einem Bezirksverband beholfen, die dortigen Verantwortlichen sollen sich aber jetzt ganz auf Mitgliederwerbung in ländlichen Gebieten konzentrieren. Die 30 Mitglieder, die zur Gründungsversammlung gekommen waren, votierten deshalb bei zwei Gegenstimmen dafür, einen Kreisverband für München einzurichten. "Wir brauchen einfach Strukturen, um uns etablieren zu können", sagte der Vorsitzende van Lengerich nach seiner Wahl.

Auch in München gibt es bereits Arbeitsgruppen, die sich vor allem um die Kernthemen der jungen Partei kümmern: den Datenschutz, die Bürgerrechte und die Internetfreiheit. "Aber mit einer Infrastruktur werden wir als Ansprechpartner für diese Themen viel eher wahrgenommen", sagte van Lengerich. Der Diplom-Informatiker will eine Kreisverbands-Zentrale in München aufbauen und sich mit seinem Team verstärkt um Spenden für die Partei kümmern.

Wie der Bundesverband der Partei stehen auch die Münchner Piraten vor der Richtungsentscheidung, ihr Programm breiter anzulegen. "Wir wollen uns in München weiter auf unsere Kernthemen konzentrieren, aber dosiert auch andere Themen besetzen", sagte van Lengerich.

Mit den neuen Positionspapieren wird er dazu reichlich Gelegenheit bekommen: Die Piraten fordern nicht nur eine Informationsfreiheitssatzung für München, die Bürgern Einsicht in Verwaltungsvorgänge ermöglichen soll. Die Piraten wollen sich künftig auch dafür einsetzen, dass Vergabeverfahren für Bauarbeiten im Zuge der Olympiabewerbung 2018 transparent gestaltet werden - falls der Zuschlag für die Ausrichtung kommt. Außerdem tritt die Partei für ein Bürgerbegehren über die zweite S-Bahn-Stammstrecke ein.

© SZ vom 02.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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